Der Goldtransporter brannte völlig aus. Foto:  

Weil der Hauptbelastungszeuge die Aussage verweigert, kommen die beiden Angeklagten frei. Ihnen war vorgeworfen worden, im Jahr 2015 einen Goldtransporter überfallen und angezündet zu haben.

Kirchheim/Teck - Die beiden Angeklagten, die verdächtigt wurden, am 14. Dezember 2015 in Kirchheim unter Teck (Kreis Esslingen) Schmuck und Gold im Wert von rund 113 000 Euro erbeutet zu haben, sind frei. Nachdem der einzige Belastungszeuge die Aussage verweigert hatte, reichten die Indizien nicht mehr aus, um die beiden Tatverdächtigen, zwei 35 und 34 Jahre alte Männer aus Kasachstan, zu verurteilen. Deswegen urteilte der Vorsitzende Richter der 19. Strafkammer am Landgericht Stuttgart auf Freispruch.

Platzwunden im Gesicht

Die Tathatte vor vier Jahren für großes Aufsehen gesorgt. Der damals 78-jährige Fahrer eines weißen Ford Transit war mit Schmuck und Gold aus München gekommen und steuerte um 19.30 Uhr im Kirchheimer Industriegebiet Bohnau die Firma an, für die er unterwegs gewesen war. Gerade als er in die Heinkelstraße einbog, stellte sich vor ihm plötzlich ein Alfa Romeo quer. Der 78-Jährige musste abbremsen. Ein maskierter Mann sprang aus dem Alfa Romeo, schlug die Seitenscheibe des Transporters ein und prügelte auf den Fahrer mit einem schweren Gegenstand ein, es war vermutlich eine große Taschenlampe. Der Fahrer rettete sich über die Beifahrertür aus dem Auto und floh. Er hatte Platzwunden und Risse im Gesicht davongetragen, später musste er im Krankenhaus behandelt werden.

Die beiden mutmaßlichen Täter fuhren den dunklen Alfa Romeo 147 und den Transporter über die Einsteinstraße und die Tannenbergstraße auf einen Feldweg direkt neben einer Brücke der A 8. Sie parkten die beiden Autos nebeneinander und zündeten sie an. Dann rannten sie mit ihrer Beute weiter zum nahe gelegenen Pendlerparkplatz neben der Autobahnmeisterei. Dort wartete bereits ein Komplize auf sie, mit dem die Männer die Flucht antraten.

Die Autos brannten vollständig aus

Die beiden zurückgelassenen Autos brannten vollständig aus. Das Nummernschild des Alfa Romeo hatten sie zuvor in der Nähe von Sinsheim von einem geparkten Wagen abgeschraubt. Jahrelang fahndete die Polizei nach den Tätern und leistete eine umfangreiche Ermittlungsarbeit. Sogar in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY. . . ungelöst“ wurde der Fall ausgestrahlt. Verhaftet wurden die beiden Verdächtigen schließlich am 9. Januar dieses Jahres in ihren Wohnungen in Pforzheim und in Rastatt. Die Anklage wog schwer: Gemeinschaftlicher schwerer Raub, gefährliche Körperverletzung, gemeinschaftliche schwere Brandstiftung.

Die 19. Große Strafkammer des Stuttgarter Landgerichts trat am 18. Juni erstmals zusammen. Schon dieser Verhandlungstag war durch Schweigen geprägt, weil die Angeklagten weder Angaben zur Person noch zur Sache machten. Als in den folgenden Verhandlungstagen klar wurde, dass auch der Hauptbelastungszeuge schweigen würde, war die Verhandlung schnell zu Ende. Der Zeuge, wahrscheinlich ein Mittäter, habe die Aussage verweigert, weil er sich dadurch selbst belastet hätte, so die Auskunft der Pressestelle des Landgerichts Stuttgart.

Damit bleibt die Tat weiter im Dunkeln. „Mein Mandant verteidigt sich durch Schweigen“, hatte am Auftakt des Prozesses ein Pflichtverteidiger gesagt. Offensichtlich war es in diesem Fall die richtige Strategie gewesen.