Hopp und Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge standen demonstrativ am Spielfeldrand und klatschten. Foto: AFP/DANIEL ROLAND

Ein denkwürdiges Spiel in Sinsheim: Nach Beleidigungen gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp wird der klare Bayern-Sieg zur Nebensache. Die Partie wird zweimal unterbrochen, die Mannschaften setzen ein Zeichen.

Sinsheim - Dietmar Hopp und Karl-Heinz Rummenigge standen Schulter an Schulter am Spielfeldrand im strömenden Regen. Der Mäzen der TSG Hoffenheim und der Vorstandschef des FC Bayern - seit Jahren gute Freunde - beobachteten sichtlich ergriffen die bemerkenswerte Aktion ihrer Mannschaften. Nach wiederholt massiven Beleidigungen gegen Hopp ließen beide Teams die Uhr beim Bundesligaspiel am Samstag in Sinsheim fast eine Viertelstunde lang nur noch herunterlaufen - das da schon feststehende 6:0 (4:0) der Bayern spielte keine Rolle mehr.

„So wie die Spieler das gemacht haben, das ist ein absolutes Zeichen“, sagte Rummenigge. „Ich schäme mich zutiefst für diese Chaoten. Spätestens heute ist der Moment gekommen, wo die gesamte Bundesliga gegen diese Chaoten vorgehen muss. Wir müssen alle zusammenstehen. Wir haben viel zu lange die Augen zugemacht, was in den Kurven passiert. Das ist das hässliche Gesicht des Fußballs.“

Schiedsrichter Christian Dingert hatte die Partie zuvor wegen der entsprechenden Plakate im Block der Bayern-Anhänger zweimal unterbrochen. Die zweite Pause dauerte fast 20 Minuten, ehe die Teams nur noch symbolisch auf den Rasen zurückkehrten und sich den Ball hin und her spielten. Die Bayern-Profis, Trainer Hansi Flick, Rummenigge und auch Vorstandsmitglied Oliver Kahn hatten vor der Kurve wild gestikulierend auf die Fans eingeredet, das Transparent wieder abzuhängen.

Schon beim 1:1 in Gladbach war vergangene Woche unterbrochen worden, als Hopps Konterfei von Fans der Gastgeber in einem Fadenkreuz gezeigt wurde. Wegen eines ähnlichen Vorfalls wurde an diesem Samstag auch die Partie Dortmund gegen Freiburg kurzzeitig unterbrochen. Die verschiedenen Fangruppen spielten damit auf ein Urteil des DFB-Sportgerichts an, das den BVB mit einer Zwei-Jahres-Sperre für seine Fans für Gastspiele in Sinsheim belegt hatte.

Für Bayern-Coach Flick war es die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte

Die ersten 75 Minuten der Partie vor 30 150 Zuschauern im ausverkauften Sinsheimer Stadion waren zuvor eine Demonstration der Stärke der Münchner, die auch ohne ihren verletzten Torjäger Robert Lewandowski den höchsten Saisonsieg einfuhren und ihre Führung in der Tabelle festigten.

Serge Gnabry mit seinem elften Saisontor nach nur zwei Minuten und Joshua Kimmich (7.) schockten die Kraichgauer. Joshua Zirkzee, der Ersatz für Toptorjäger Lewandowski, legte kurz darauf nach (15.). Der oft gescholtene Philippe Coutinho traf noch vor der Pause zum 4:0 (33.). Coutinho (47.) und der eingewechselte Leon Goretzka (62.) sorgten für den Endstand - bevor der Fußball zur Nebensache wurde.

Für Bayern-Coach Flick war es zwei Jahre nach seinem Abschied als Geschäftsführer bei der TSG die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte. Der 55-Jährige sammelte weiter Punkte für seine erwartete Vertragsverlängerung.

Nach dem Ausfall Lewandowskis (25 Liga-Treffer), der wegen eines Anbruchs der Schienbeinkante am linken Kniegelenk mindestens sechs Partien fehlen wird, verhalf Flick dem 18 Jahre jungen Zirkzee zu seinem Startelf-Debüt.

Um seine Offensive musste sich Flick keine Sorgen machen. Hoffenheims Torhüter Oliver Baumann lenkte den Ball früh mit dem Knie ins eigene Tor. Gnabry hatte zuvor mit einer artistischen Hereingabe geglänzt. Mit einem präzisen Flachschuss düpierte dann Kimmich Baumann. Zirkzee schob nach einer Viertelstunde Dauerwirbel zum 3:0 ein.