OB Christoph Traub präsentiert das Leitbild in überschaubarer Runde. Foto: Götz Schultheiss

Wenig Harthäuser haben sich in einer Bürgerversammlung darüber informiert, wie ihr Stadtteil 2030 aussehen wird. Wir verraten, was sich die Stadtplaner bisher so alles ausgedacht haben.

Harthausen - Wenige Harthäuser haben sich bei der Bürgerversammlung zum so genannten Räumlichen Leitbild dafür interessiert, wie ihr Stadtteil und Filderstadt insgesamt im Jahre 2030 aussehen sollen. In der Jahnhalle ging es unter anderem darum, wie viel Flächen für Wohnen und Gewerbe inner- und außerorts verbraucht werden, wieviele Wohnungen zur Verfügung stehen, wie die Mobilität entwickelt werden kann und mit wievielen Einwohnern zu rechnen ist. Dennoch verfolgten nur etwa zwei Dutzend Anwesende den Ausführungen von OB Christoph Traub und dem Stuttgarter Städteplaner Professor Richard Reschl. „Der Gemeinderat hatte das Thema im März für so wichtig gehalten, dass er Informationsveranstaltungen in Form von Bürgerversammlungen in den Stadtteilen beschlossen hatte“, sagte Christoph Traub.

Vorstufe des Flächennutzungsplans

Das Leitbild, sagte Traub, sei die Vorstufe zu den Beratungen zum Flächennutzungsplan ab Oktober. „Wir wollten nicht wie bisher einen Plan auf den Tisch legen und die Flächen einzeichnen, die wir brauchen“, sagte Traub. Vom Leitbild dürfe man sich allerdings nur Grundsätzliches, aber nichts Konkretes erwarten: „Wir haben jetzt zwar die Leitplanken für die Straße, aber die einzelnen Kurven und den Fahrbahnbelag kennen wir noch nicht.“ Alles müsse finanzierbar sein: „Man kann zwar Ideen formulieren, muss sich ihre Umsetzung aber leisten können.“

„Der hohe Wachstumsdruck in der Metropolregion Stuttgart bringt in Filderstadt Zielkonflikte mit der Landwirtschaft mit sich“, sagte Richard Reschl. Die Einwohnerzahl von 48 000 im Jahre 2030 sei realistisch: „Das ist zwar keine Prognose, aber man muss sich dafür wappnen.“ Den Flächenverbrauch sieht er bei 138 Hektar. Es gebe „Zielkonflikte“ mit den Landwirten.

Harthausen als stiller Wohnort mit hoher Qualität

Im Räumlichen Leitbild gliedere sich Filderstadt in vier Handlungsräume, aus denen Stadtteilziele abgeleitet würden. Der Handlungsraum „Urbanes Filderstadt“ umfasst vor allem Bernhausen mit der jetzigen S-Bahnstation und Sielmingen mit einem weiteren S-Bahnhof in etwa zwei Jahren. In diesen Stadtteilen mit den S-Bahn-Stationen soll das Groß des künftigen Wohnraums entstehen, vorzugsweise innerorts. „In der Bernhäuser Karlstraße kann man sich eine höhere Dichte vorstellen, um den Außenbereich zu entlasten“, sagte Richard Reschl. Er warb für mehr Qualität im Städtebau: „Nachverdichtung sieht bei Ihnen so aus wie ein aufgeblasenes Einfamilienhaus.“

Der Handlungsraum „Wohnadresse Filderstadt“ schließe Harthausen, Bonlanden und Plattenhardt ein. Vor allem für Harthausen diene neuer Wohnraum vor allem nur dazu, eine Bevölkerungszahl zu erhalten, mit der sich die örtliche Infrastruktur mit Gewerbe, Einzelhandel, Schule und Kindergärten aufrecht erhalten lasse. Weil die Geburtenrate zu niedrig sei, könne dies nur mit Neubürgern geschehen. Harthausen müsse ein Wohnstandort mit hoher Qualität sein, an dem der Landschaftsraum „Drei Linden“ und der Weiherbach aufgewertet werden sollten.

Landschaft für Landwirte und als Erholungsraum

Der Handlungsraum „Wirtschaftsstandort B 27“ ist zwar ein hochbelasteter Verkehrskorridor, in dem die B 27 wie eine Schranke wirkt, aber die Lage ist wegen der Verkehrsanbindung und der Nähe zum Flughafen und zur Messe für Handel und Gewerbe hoch attraktiv. Im Handlungsraum „Filderstädter Flur“, welcher die Stadtteile verbinde, sagte Reschl, gelte es, die Felder für die Landwirtschaft zu erhalten, aber auch die Naherholungsfunktion und die Biotope zu stärken und Freizeit-Infrastruktur einzubinden.

Auf die Frage eines Zuhörers, ob Filderstadt 2030 über schnelles Internet verfüge, antwortete OB Traub: „Beim Breitband gibt es bei uns weiße Flecken. Wir müssten 33 Millionen Euro allein für die Leitungsrohre aufbringen.“ Das Breitbandnetz werde vom Land nur im ländlichen Raum gefördert. „Wir sind deshalb jetzt in einem Bundesförderprogramm angelangt und wollen weitere Weichen stellen, weil schnelles Internet nicht nur für Unternehmen ein Standortfaktor ist.“