Rötelmäuse können das Hantavirus über ihre Ausscheidungen übertragen. Foto: www.mauritius-images.com

Frühjahrsputz, Brennholzschichten und dann Fieber? Das Landesgesundheitsamt meldet eine Zunahme der Hantavirus-Erkrankungen, die von Rötelmäusen übertragen werden.

Stuttgart - Seit Jahresbeginn verzeichnet das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg im Regierungspräsidium Stuttgart bereits 82 Hantavirus-Erkrankungen aus 20 Stadt- und Landkreisen, davon 34 allein im Monat März. Im 1. Quartal 2018 waren es mit acht Fällen deutlich weniger. Die höchsten Fallzahlen werden aktuell in Stuttgart (19) und den Landkreisen Tübingen (11) und Esslingen (8) registriert. Zwei von drei Erkrankten (62 Prozent) mussten ins Krankenhaus, am häufigsten wegen einer Nierenfunktionsstörung (75 Prozent).

Mark Dominik Alscher, Medizinischer Geschäftsführer des Robert-Bosch-Krankenhauses, bestätigt dies: „Wir hatten und haben in diesem Jahr bereits Hantavirus-Patienten“, sagt er. Alscher leitete von 2001 bis 2012 eine Arbeitsgruppe, die eine Studie zum Thema Hantavirus erstellte. „Das lag nahe, weil die Region Stuttgart das weltweite Zentrum des Hantavirus ist“, sagt er. Nirgendwo anders träten so viele Fälle auf. „Man weiß nicht genau, woran das liegt – nur, dass die Rötelmäuse hier das Virus in sich tragen und es über ihre Ausscheidungen übertragen können“, so Alscher.

Besteht nach durchgemachter Infektion eine lebenslange Immunität?

In Regionen mit hohem Anteil an Buchenwäldern finden Rötelmäuse besonders gute Lebensbedingungen, sie ernähren sich von Bucheckern. Gute Nahrungsbedingungen im Herbst 2018 haben das Überwintern von Rötelmäusen begünstigt. Deshalb steigt jetzt das Hantavirus-Infektionsrisiko. „Eine Hantavirus-Erkrankung beginnt meist ähnlich wie eine Grippe mit plötzlich einsetzendem hohen Fieber“, sagt Karlin Stark, Leiterin des Landesgesundheitsamts Baden-Württemberg. Hinzu kämen Kopf- und Gliederschmerzen sowie Bauch- und Rückenschmerzen. In schweren Fällen könne es zu Blut im Urin und gar zu Nierenfunktionsstörungen kommen. Dann könne auch eine Blutwäsche erforderlich werden. „Das gemeinsame Auftreten all dieser Symptome kann auf eine mögliche Hantavirus-Infektion hinweisen und sollte beim Hausarzt abgeklärt werden“, sagt Karlin Stark.

Alscher und sein Team sammelten in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt in der weltweit größten Studie zum Hantavirus Daten von 456 Patienten aus der Region – darunter auch die Symptome. Zudem habe man etwa geprüft, ob nach durchgemachter Infektion eine lebenslange Immunität besteht. „Wir konnten Antikörper nachweisen, allerdings verschwinden diese nach einer gewissen Zeit wieder“, so Alscher. Die Immunität sei also nicht von Dauer.

Vorsichtsmaßnahmen ergreifen

Reinigungsarbeiten in Garagen, Kellern und Schuppen sowie Holzarbeiten in Wald und Garten stellten ein erhöhtes Infektionsrisiko dar, so der Landessozialminister Manne Lucha (Grüne). Deshalb sollten Flächen zuvor befeuchtet werden, Ausscheidungen von Nagern sollten desinfiziert werden. Eine Staubmaske schütze gegen aufgewirbelte Viren. Auch die Bekämpfung von Mäusen im häuslichen Umfeld sei wichtig.