Die Geschwister Joshua und Hannah werden ihren Besuch im Ahrtal so schnell nicht vergessen. Foto: privat

Mit ihren Eltern haben Hannah (8) und Joshua (11) aus der Nähe von Stuttgart das Ahrtal besucht, um einigen Menschen dort eine Freude zu machen. Hier erzählen sie von ihren Eindrücken.

Stuttgart - Die Bilder aus dem Ahrtal im Juli dieses Jahres werden wir so schnell nicht vergessen. Die Menschen vor Ort werden noch lange mit den Folgen zu kämpfen haben. Weiterhin fahren freiwillige Helferinnen und Helfer in die Region, um vor Ort mit anzupacken. Auch die Eltern der Geschwister Hannah (8) und Joshua (11) aus der Nähe von Stuttgart waren mehrfach dort. Im November haben sie ihre Kinder mitgenommen.

Hallo ihr beiden, wisst ihr noch, wann ihr zum ersten Mal von der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands gehört habt?

Joshua: Gleich an dem Abend, an dem es passiert ist, haben wir es mit unserem Vater im Fernsehen gesehen. Ich habe mich sofort gefragt, wie so etwas überhaupt in Deutschland sein kann. Dass so etwas passieren kann, war mir bewusst – aber hier in der Nähe, das hätte ich echt nicht gedacht.

Und dann ist euer Vater recht schnell zum Helfen dorthin gefahren?

Joshua: Ja – und seit er dort war, hat er nur noch davon gesprochen. Er hat erzählt, dass die Leute dort gar nichts mehr haben, dass es ihnen wirklich grottenschlecht geht, dass sie alles verloren haben. Details hat er auch erzählt. Aber zu dem Zeitpunkt haben wir das noch nicht richtig verstanden.

Hannah: Dann haben wir es in der „Sendung mit der Maus“ gesehen. Papa hat gewusst, dass die Sendung darum geht, das haben wir zusammen angeschaut. Dann haben wir besser verstanden, wie es dort gerade ist.

Mittlerweile wart ihr selbst mit euren Eltern dort – was habt ihr da gesehen?

Joshua: Das war wirklich eine krasse Erfahrung, die ich bestimmt nicht vergessen werde. Das erste, was wir in dem Tal gesehen haben, waren kaputte Autos, aufeinander gestapelt auf einem Anhänger.

Hannah: Die Straßen waren kaputt, viele Häuser auch. Manche Brücken standen nur noch zum Teil.

Joshua: Und die Bahnstrecke ist abgerissen. In einem Tunnel haben wir die Hochwasserstände von früher gesehen – und wie viel höher das Wasser in diesem Jahr stand.

Habt ihr auch Menschen dort kennen gelernt?

Hanna: Ja, Wir haben einer älteren Dame Nussknacker und Räuchermännchen gebracht.

Joshua: Die Frau hat vor der Flutkatastrophe Nussknacker gesammelt. Die waren im Keller – und sind alle kaputt gegangen. Das hat unser Vater auf Facebook gesehen. Unsere Oma hatte solche Figuren noch auf dem Dachboden. Unsere Großeltern kannten jemanden aus dem Erzgebirge, der die selbst gemacht hat. Die haben wir der Frau geschenkt. Ich fand das total gut, wie so etwas Kleines so gut angekommen ist. Die Dame hat sich sehr gefreut.

Hannah: Wir haben auch eine Familie mit vier Kindern kennen gelernt. Eins ist 12, eins acht und die zwei anderen sind etwa drei Jahre alt.

Joshua: Die müssen jetzt in der Ferienwohnung ihres Opas leben, auf 50 Quadratmetern. Die haben sehr viel verloren. Unsere Eltern kannten die Familie schon und haben im Freundes- und Bekanntenkreis Spenden gesammelt. Wir haben auch etwas von unserem Geld gegeben. Die Familie hat sich wirklich sehr gefreut, als wir ihnen jetzt das Geld gebracht haben.

Bald ist Weihnachten, wisst ihr, ob oder wie die Familie feiern wird?

Joshua: Das wissen wir nicht. Aber als wir dort hingefahren sind, haben Leute Weihnachtsbäume verteilt. Ich denke, die Familie feiert wahrscheinlich klein für sich, ohne Geschenke.

Hannah: Ich glaube, ich weiß, was sich alle am meisten wünschen: Dass sie alle wieder ein normales Haus bekommen und dass das nicht noch mal passiert.

Maresa Stölting ist die Leiterin der Stuttgarter Kinderzeitung und der Stuttgarter Kindernachrichten. Das 24-seitige Magazin erklärt Kindern die Welt und kommt jeden Freitag druckfrisch zu Ihnen nach Hause. Probeabo bestellen unter: www.stuttgarter-kinderzeitung.de oder unter www.stuttgarter-kindernachrichten.de