US-Präsident Donald Trumpf verschärft mit neuen Strafzöllen den Handelsstreit mit China. Foto: AP

US-Präsident Trump will die Zeit zurückdrehen, doch ohne Liberalisierung im Welthandel geht es nicht, meint China-Korrespondent Finn Mayer-Kuckuk.

Peking - Den Vertretern des offiziellen China ist ihre zunehmende Sorge anzumerken. Die chinesische Führung dachte zu Donald Trumps Amtsantritt noch, sie könnte den Immobilienhändler über den Tisch ziehen und ungestört das asiatische Jahrhundert einläuten. Nun sind ist sie angesichts der immer heftigeren Angriffe ratlos. China hat Trump eine Rückführung des Handelsüberschusses angeboten und ihm vorgerechnet, dass dieser je nach Rechenweise in Wirklichkeit gar nicht so hoch ist. Außerdem sind es die US-Firmen selbst, die massenhaft und völlig freiwillig in China bestellen.

Doch hier liegt der Hund begraben. Das, was Trump wirklich will, können die Chinesen ihm gar nicht geben. Er will eine Rückkehr zu vergangenen Zeiten, als die USA noch wettbewerbsfähig waren. Damals reichte in der Mittelklasse noch das Einkommen des Mannes, um eine Familie zu ernähren – und die Arbeitsplätze entstanden in klassischen Branchen wie Kohl und Stahl, nicht wie heute in IT, Robotik oder Data Mining, und in globalisierten Unternehmen, die ihr Kapital rund um den Globus einsetzen. Zudem sieht Trump in den Asiaten einen geeigneten Sündenbock, auf den er die Veränderungen schieben kann, die seinen Wähler in den letzten Jahrzehnten Nachteile gebracht haben.

Die Auswirkungen unterschätzt

Am Dienstag haben die Börsen kaum auf die neuen Zölle und die chinesische Rachedrohung reagiert. Das mag der eigentümlichen Logik der Märkte geschuldet sein, doch es zeigt auch, dass viele Wirtschaftsakteure die Auswirkungen des Konflikts bisher unterschätzen. Der Warenhandel ist die eine Seite, die parallelen Finanzströme die andere. Die Märkte vieler wichtiger Volkswirtschaften sind bereits überhitzt oder weisen zumindest auffällig hohe Bewertungen auf. Eine so heftige Störung, wie Trump sie auslöst, kann da eine negative Kettenreaktion auslösen. Was eben noch wie hohes Wachstum oder ein robustes Börsenhoch aussah, kann sich ganz schnell ins Gegenteil verkehren. Auch in Deutschland. Die EU – und vor allem Deutschland und Frankreich – sowie Japan und Kanada tun derweil das Richtige. Sie halten am Freihandel fest und weiten ihn nun erst recht noch aus. Mittelgroße Länder wie Vietnam sehen ihre Chance und stehen bereit, das verarbeitende Gewerbe, das aus China abzuwandern droht, aufzunehmen. So bewirkt Trump – wie schon öfter – durch falsche Politik das Richtige.