Emily Bölk (li.) hat Handball im Blut: Ihre Mutter Andrea holte 1993 den WM-Titel. Foto: dpa

Vorhang auf für das Turnier des Jahres für den deutschen Handball: Mit großen Hoffnungen gehen die Nationalspielerinnen von Bundestrainer Michael Bielger in die Heim-WM. Wir haben die wichtigsten Fakten im Überblick.

Stuttgart - An diesem Freitag (19 Uhr) startet das deutsche Frauen-Handball-Nationalteam mit dem Eröffnungsspiel in Leipzig gegen Kamerun . Die Fakten im Überblick:

Historie: Nach 1965 und 1997 findet das Turnier zum dritten Mal in Deutschland statt. Größter bisheriger Erfolg für die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) war der WM-Titel 1993, zudem gab es drei Bronzemedaillen (1965, 1997 und 2007). Die DDR gewann dreimal Gold (1971, 1975, 1978) und 1990 Bronze.

Favoriten: Norwegen ist der Top-Favorit. Alles andere als die Titelverteidigung des Starensembles wäre eine Überraschung. Bis auf den Ausrutscher mit Olympiabronze in Rio hat das mit dem ausgeprägten Sieger-Gen ausgestattete Team von Erfolgstrainer Thorir Hergeirsson seit EM-Gold 2014 alles gewonnen, was es im internationalen Handball zu gewinnen gibt. Am nächsten kamen ihnen zuletzt die Niederländerinnen. Nach Platz zwei bei WM und EM brennen die Oranjes darauf, endlich mal ganz oben zu stehen. Nicht weniger motiviert sind die Französinnen, die seit 20 Jahren immer vorne mit dabei sind. Russland steckt im Umbruch – eine Wiederholung des Gold-Coup von Rio wird dem Olympiasieger eher nicht zugetraut.

DHB-Team: „Wenn nicht jetzt, wann dann?!“ – so lautete der WM-Song von 2007, als die Männer im Köln den Titel holten. Ziehen die Frauen zehn Jahre später nach? Zwar fehlt es im Team von Bundestrainer Michael Biegler im Vergleich zu anderen Mannschaften an Reife und Erfahrung auf höchstem internationalen Niveau, aber das lässt sich ausgleichen: Durch den Heimvorteil und den Teamgeist. Erstmals nach jahrelanger Durststrecke steht ein Team auf dem Feld, bei dem der Zusammenhalt stimmt. Gut möglich, dass sich die DHB-Auswahl durch möglichst viele Siege in der vergleichsweise leichten Vorrundengruppe D in einen ähnlichen Rausch spielt wie die Männer bei der EM 2016 in Polen. Am Ende holten sie den Titel.

Vorrundengegner: Kamerun ist erstmals bei einer WM am Ball und die große Unbekannte in der Gruppe D. Sie dürften viel Lehrgeld bezahlen. Südkorea zeigt stets enormen Kampfgeist, bei den vergangenen Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen war der Weltmeister von 1995 sie nicht mehr so stark wie früher. Bei Serbien sind nach einem Trainerwechsel die Stars um die Ex-Welthandballerin Andrea Lekic wieder zurück – zumindest das Achtelfinale liegt drin. China ist im Vergleich zu Südkorea klar schwächer einzuschätzen, obwohl das Team körperlich stärker ist als der Asienmeister. Die Niederländerinnen mit ihrer neuen Trainerin Helle Thomsen sind bereit für den großen Wurf und wollen endlich den Titel.

Spielerinnen aus Württemberg: Anna Loerper, Julia Behnke und Shenia Minewskaja (alle TuS Metzingen) sowie Kim Naidziavicius (SG BBM Bietigheim) gehören zum 22er-Kader der deutschen Nationalmannschaft. Dinah Eckerle kommt aus Hemmingen, Kerstin Wohlbold (ebenfalls Thüringer HC) ist in Friedrichshafen geboren. Viele weitere Spielerinnen anderer Nationen verdienen ihr Geld bei württembergischen Bundesligisten: U.a. die tschechische Torjägerin Michaela Hrbkova (Frisch Auf Göppingen), die Niederländerinnen Jasmina Jankovic (TuS Metzingen), Tess Wester, Martine Smeets, Angela Malestein, Charris Rozemalen, die Polin Karolina Kudlacz-Gloc, die Dänin Fie Woller (alle SG BBM Bietigheim) und die Serbin Marija Obradovic (TuS Metzingen).

Sportliche Leitung: Bundestrainer Biegler und Sportdirektor Wolfgang Sommerfeld sind die großen Triebfedern der Ladies. Sie führten das Team aus dem grauen Mittelmaß zurück in die erweiterte Weltspitze. Erklärtes Ziel bei der Heim-WM ist das Halbfinale. Doch das Duo will die Heim-WM auch nutzen, um den Frauenhandball nachhaltig attraktiver machen – obwohl ihre Nachfolger 2018 schon feststehen: Henk Groener löst Biegler ab (als Männertrainer zum SC DHfK Leipzig), Axel Kromer übernimmt die Rolle von Sommerfeld, der dem Verband aber weiterhin beratend zur Seite steht.

Qualifikation: Die Platzierungen bei der WM 2017 wirken sich nicht auf die Qualifikation für die Olmypia 2020 in Tokio aus.

Fernsehen: Sport1 zeigt alle Begegnungen des deutschen Teams sowie sämtliche Begegnungen ab dem Viertelfinale live. Alle 86 Partien werden zudem im kostenlosen Livestream www.sportdeutschland.tv gezeigt.