Der HSV ist noch tiefer in die Krise gestützt. Trainer Mirko Slomka wollte die Diskussionen um sich aushalten. Doch die Führung um Beiersdorfer entschied sich am Montagabend für einen schnellen Schnitt und beurlaubte ihn noch vor dem Spiel gegen den FC Bayern.

Der Hamburger SV ist noch tiefer in die Krise gestützt. Trainer Mirko Slomka wollte die Diskussionen um sich aushalten. Doch die Führung um Beiersdorfer entschied sich am Montagabend für einen schnellen Schnitt und beurlaubte ihn noch vor dem Spiel gegen den FC Bayern.

Hamburg - Am Tag nach dem Absturz auf den letzten Tabellenplatz der Fußball-Bundesliga sah sich der Vorstand des Hamburger SV zum Handeln gezwungen und beurlaubte Trainer Mirko Slomka. Der Vorstand um Dietmar Beiersdorfer traute es dem Coach nicht mehr zu, das Ruder nach dem Fehlstart mit nur einem Punkt und ohne Tor noch einmal herumzureißen. Dies bestätigte HSV-Mediendirektor Jörn Wolf am Montagabend der Nachrichtenagentur dpa.

Damit war für den 47-jährigen Slomka bereits nach sieben Monaten am Volkspark Schluss. Am Morgen führte er noch zum Auslaufen eine kleine Gruppe Stammspieler an, lächelte in die Kameras und arbeitete anschließend mit den Reservisten. Den wartenden Fans und Journalisten wurde beschieden, dass sich beim kriselnden Traditionsclub am Tag nach der 0:2-Pleite bei Hannover 96 niemand zum Trainerthema äußern werde. Slomka fuhr unter dem Blitzlichtgewitter der Fotografen vom Gelände.

Eine Krisensitzung zur Entscheidung pro oder kontra Slomka brachte Stunden später Gewissheit. Beiersdorfer soll ihn persönlich von der Entscheidung unterrichtet haben. Wer am kommenden Samstag im Heimspiel gegen den FC Bayern München auf der Trainerbank Platz nehmen wird, ist noch offen. Am fünften Spieltag muss der auswärtsschwache HSV bei Borussia Mönchengladbach antreten. Zu einem möglichen Nachfolger von Slomka wollte sich Wolf nicht äußern. Möglicherweise will Beiersdorfer schon am Dienstag einen Neuen präsentieren. Ziemlich deutlich wurde beim erneuten Null-Punkte-Spiel am Sonntag in Hannover, dass Slomka der Mannschaft keine eigene Handschrift verpasst hat. Trotz Investitionen von rund 26 Millionen Euro konnte der Mathematik- und Fußballlehrer den erneuten sportlichen Absturz nicht aufhalten.

Die Mannschaft war mit Slomka unzufrieden

Die Bestandsaufnahme der nackten Fakten in der Krisensitzung führte dazu, dass der Club, der bereits in der vorigen Saison drei verschiedene Trainer beschäftigte, erneut die Reißleine zieht. Erst in der Relegation konnte der HSV den erstmaligen Abstieg aus der ersten Liga verhindern. Als einziges Team ist er in der neuen Saison nach drei Spieltagen noch ohne Tor - so eine Start-Flaute gab es für die Hanseaten in 51 Spielzeiten noch nie. Mirko Slomkas persönliche Auswärtsbilanz fällt mit 16 Niederlagen und einem Unentschieden in den vergangenen 18 Monaten desaströs aus. Zuletzt holte er im April 2013 drei Punkte in der Fremde - damals noch in Diensten von Hannover 96.

An alter Wirkungsstätte hatte der HSV-Coach seine Startelf auf sieben Positionen verändert. Beiersdorfer und einige Mitglieder des Aufsichtsrates forderten zuvor unverhohlen personelle Umstellungen von Slomka. So ersetzte der Tscheche Jaroslav Drobny im Tor den Ex-Auswahlkeeper René Adler, und in der Offensive feierten die Nationalspieler Lewis Holtby und Nicolai Müller ihre Saisonpremieren. Wenige in Hamburg verstanden allerdings überhaupt, warum Slomka Adler aus dem Tor nahm. Damit machte er eine neue Baustelle auf und veränderte noch mehr in einer verunsicherten Mannschaft. Auch die Verbannung von Heiko Westermann auf die Bank und das Vertrauen in Johan Djourou trotz vieler Fehler stieß auf Kritik. Zunehmend war zu hören, dass die Mannschaft mit Slomka unzufrieden war.

Sieben auf einem Streich waren aber des Guten zu viel. Ehe sich die Hamburger zu einer halbwegs homogenen Einheit formiert hatten, lagen sie nach Toren von Leon Andreasen (13. Minute) und Artur Sobiech (24.) klar zurück. „Wir wussten, dass der HSV mit vielen neuen Spielern kommt. Deswegen wollten wir von der ersten Sekunde an Druck machen. Das haben wir konsequent umgesetzt“, analysierte 96-Trainer Tayfun Korkut. „Das war clever“, gab Kollege Slomka zu. Korkut hat in Hannover einen Umbruch in kleinen Schritten vollzogen. Sein Team ist seit neun Pflichtspielen unbesiegt und stürmte auf Rang drei.