Nach dem Konzert beim Klinke-Festival: die Band Kaufmann Frust in der Hollywoodschaukel. Foto: Christoph Hoyer

Halbzeit bei der Klinke: Das Musikfestival hat auch bei Sommerhitze treue Fans. Nach dem Konzert sitzt die Band Kaufmann Frust in der Hollywood-Schaukel.

S-West - Ohne unseren Biergarten“, schätzt Annette Loers vom Kulturzentrum Merlin, „wären wir aufgeschmissen.“ Denn der hat sich als Anziehungspunkt Nummer 1 für die Klinke-Besucher entpuppt: Im Biergarten sitzen, das ein oder andere Kaltgetränk genießen und dann kurz vor dem offiziellen Beginn um 21 Uhr hinein ins Merlin zum Konzert. „Um 20.30 Uhr kann man entspannt noch Soundcheck machen“, erzählt Loers. Manche Bands hätten um 21 Uhr etwas verschreckt gefragt, ob sie denn mal anfangen sollten, weil noch niemand vor der Bühne stand: „Aber die Leute kommen.“

So viele kommen, dass Loers mit den Besucherzahlen bisher zufrieden ist. „Wir hatten meistens so 80 bis 100 Besucher, manchmal auch 150 bis 200.“ Trotz Konkurrenz von Henkerfest, Umsonst und draußen und Co: die Klinke zieht. „Wir sind stolz auf die Stuttgarter: Die Klinke war bisher sehr heiß und gut besucht“, bilanziert Loers. Dieses Mal treten beim Festival ausschließlich Bands auf, die zum ersten Mal bei der Klinke spielen, davon viele Nachwuchsmusiker, die erst den zweiten oder dritten Auftritt der Karriere bestreiten. „Die Klinke soll ja ein Sprungbrett für junge Bands sein.“

Es macht uns großen Spaß, Gastgeber für zu sein

Nach Höhepunkten gefragt, sagt Annette Loers: „Wir freuen uns immer, wenn die Bands uns sagen, dass sie sich bei uns wohlfühlen. Es macht uns großen Spaß, Gastgeber für sie zu sein.“ Und dann passieren eben auch mal Überraschungen, wie jene am ersten Augustwochenende: „The Rolacas sind aufgetreten, als Support waren Matu dabei“, erinnert sich Loers, aber eigentlich sei es dann doch „ein Doppelkonzert“ gewesen, statt Vorband und Hauptact. „Wir haben den Rolacas noch gesagt: Da hängt die Messlatte jetzt aber hoch, ihr müsst euch anstrengen! Haben sie aber ohne Probleme hinbekommen.“

Um die Nachbarn nicht zu stören, dauern die Konzerte im Merlin nicht bis tief in die Nacht hinein. Beschwerden gab es aber bisher sowieso keine. „Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass alle Nachbarn im Urlaub sind“, meint Annette Loers und lacht, „oder daran, dass alle zur Klinke zu uns kommen.“

Konzerte sind nicht für die Ewigkeit

Das gut besuchte Halbzeitkonzert der Klinke haben am Freitag Kaufmann Frust gegeben. Als Vorband war The Trona Experience dabei. Die Ludwigsburger Band spielt instrumental-psychedelischen Rock, bevor Kaufmann Frust die Bühne übernahmen. Das Quartett hat jüngst die hochgelobte EP „Hinter den Fenstern“ herausgebracht, die laut Internetseite schon ausverkauft ist. Beim Konzert beeindruckten sie mit ihrer atmosphärischen Post-Punk-Musik.

Konzerte sind nicht für die Ewigkeit, Fotografien dafür schon eher: Christoph Hoyer fotografiert seit drei Jahren die Bands, die bei der Klinke auftreten, in der Hollywoodschaukel des Merlin – einmal vor dem Konzert, einmal hinterher. Auch eine Ausstellung hat er mit den Fotos bereits bestritten. „Eine Mischung aus Erschöpfung und Euphorie“, sagt Annette Loers, sei auf den Nachher-Fotos meist zu sehen. Bester Beweis: die Vorher-Nachher-Fotos von Freitagabend von Kaufmann Frust, die viel Kaufmann und wenig Frust zeigen.