Die Zahl der VVS-Fahrgäste steigt weiter an. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Im ersten Halbjahr gab es 188,5 Millionen Fahrten. Das sind zwei Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Doch nicht in allen Bereichen gibt es derartige Zuwächse.

Stuttgart - Zumindest dieser Fahrplan wird eingehalten: Der VVS fährt zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk von Rekord zu Rekord. Mit mehr als 380 Millionen Fahrten gab es 2017 einen Spitzenwert, der in diesem Jahr wohl übertroffen wird. Von Anfang Januar bis Ende Juni registrierte der Verbund 188,5 Millionen Fahrten, das sind zwei Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2017. „Noch nie sind in den ersten sechs Monaten eines Jahres so viele Fahrgäste mit Bussen und Bahnen gefahren“, sagen die VVS-Geschäftsführer Thomas Hachenberger und Horst Stammler.

Plus im Berufs-, minus im Gelegenheitsverkehr

Allerdings gilt der Aufwärtstrend nicht durchgehend. Während die Fahrten im Berufsverkehr mit dem Firmen- und Azubiticket im ersten Halbjahr 2018 zunahmen, gingen sie im sogenannten Gelegenheitsverkehr zurück. Unter Gelegenheitsverkehr sind Einzel-, 4er- und Tagestickets zusammengefasst, also Fahrscheine, die von Kunden gekauft werden, die nicht regelmäßig den ÖPNV nutzen.

Freilich gibt es in diesem Bereich einen nicht zu unterschätzenden Sondereffekt. Das Tagesticket wurde wegen der Feinstaubperiode von Mitte Oktober 2017 bis Mitte April 2018 zu einem um bis zu 35 Prozent verbilligten Preis verkauft. Insgesamt gab es 2018 im ersten Halbjahr deshalb fast doppelt so viele Fahrten mit dem Tagesticket wie 2017 (plus 97,8 Prozent) . „In manchen Monaten hatte sich der Verkauf des Tagestickets sogar verfünffacht“, so der VVS. Das hatte zugleich deutliche Rückgänge beim Einzelfahrschein (minus 22,7 Prozent) und bei den 4er-Tickets (minus 24,2 Prozent) zur Folge. Nur das Kurzstreckenticket legte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu: plus 10,8 Prozent.

Zukunft des Feinstaubtickets offen

Wie es mit dem Feinstaubticket weitergeht, ist noch offen. Bisher hat Oberbürgermeister Fritz Kuhn nur angekündigt, dass es wieder eine Feinstaubsaison von Mitte Oktober bis Mitte April geben soll, zur Zukunft eines speziellen Tickets hielt sich Kuhn, der auch VVS-Aufsichtsratschef ist, bedeckt. Es ist freilich bekannt, dass Land und Verkehrsunternehmen, die bisher die Einnahmeausfälle durch das Feinstaubticket finanzierten, eher zurückhaltend auf eine mögliche Neuauflage reagieren.

Der seit Jahren zu beobachtende Trend zu den Zeitkarten hält an. „Wir haben inzwischen über eine halbe Million Stammkunden, die täglich mit unseren Bahnen und Bussen unterwegs sind“, sagt Hachenberger. Dazu trägt die gute wirtschaftliche Lage bei, die zu einem Plus von 5,4 Prozent im Berufsverkehr führt. Dieser Zuwachs schlägt sich vor allem beim Firmenticket nieder, das mittlerweile von mehr als 1000 Arbeitgebern angeboten wird, die einen Zuschuss von mindestens zehn Euro monatlich zahlen. Es wird von mehr als 80 000 Beschäftigten genutzt. Auch das Azubi-Ticket (monatlich 59,90 Euro fürs gesamte Netz) komme gut an. Seine Erfolgsgeschichte schreibt auch das Seniorenticket mit einem Plus von 3,8 Prozent fort. 43 000 ältere Fahrgäste sind regelmäßig mit Zeitkarten unterwegs.

Schub durch Tarifzonenreform

Und wie geht es weiter? Auch im nächsten Jahr sind die Weichen für einen Rekord gestellt. Im April 2019 werden aus bisher 52 Zonen nur noch fünf Ringzonen: In Stuttgart gibt es nur noch eine Zone, die Sektorengrenzen in den Außenringen entfallen ganz, dort werden der 60er- und 70er-Ring zusammengelegt. „Der Tarif wird einfacher und für viele Fahrgäste günstiger“, sagt Stammler, der wie Hachenberger darauf setzt, dass die „historische Tarifzonenreform das Wachstum in Verbindung mit den zahlreichen Fahrplanverbesserungen Ende des Jahres noch beschleunigen wird“. Zumal der VVS zum Jahreswechsel erstmals seit vielen Jahren auf eine Gewohnheit verzichtet – die Fahrpreiserhöhung.