Ein riesiger Weißer Hai springt in False Bay (Cape Town, Südafrika) wie ein Blitz aus dem Wasser. Foto: AP/Meme

Seit Steven Spielbergs Schocker „Jaws“ gelten Haie als die Schrecken der Meere. Dabei müssen die eleganten Räuber den Menschen viel mehr fürchten als umgekehrt. An Europas Küsten gibt es kaum Vorfälle.

Stuttgart/Sydney - „Jaws“ ist der achte Film von Meister-Regisseur Steven Spielberg und der erste Hollywood-Blockbuster der Filmgeschichte. Als er 1975 in die Kinos kam, war es schlagartig vorbei mit dem sorglos-relaxten Surfen und Tauchen in den Weltmeeren.

„Jaws“ – Der Weiße Hai“

„Der weiße Hai“ hatte sich in dem 124-Minuten-Kultfilm nicht nur über diverse Boote und menschliche Körper hergemacht und gleich zu Beginn eine attraktive blonde Wassernixe verspeist, sondern war auch ins Unterbewusste vorgedrungen. Dort, wo die menschliche Urangst vor dem Grauen aus der Tiefe schlummert und nur darauf wartet zu erwachen, mutierte er zum allerschlimmesten Albtraum des Menschen.

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Hai-Attacke im australischen Mandurah

Immer wieder, wenn auch selten, kommt es zu Hai-Attacken auf Menschen. Am 31. Mai 2016 griff ein Weißer Hai in Falcon Beach, einer beliebten Surfer-Gegend in der 68.000-Einwohner-Stadt Mandurah nahe Perth im Bundesstaat Westaustralien, einen Surfer an. Der 29-jährige Ben Geering wurde von dem Raubfisch schwer verletzt als er mit 20 anderen Surfern auf seinem Brett aufs Wasser hinausschwamm.

Das Tier biss den Surfer und trennte sein rechtes Bein unterhalb des Knies ab. Nach Augenzeugen-Berichten haben andere Wellenreiter den Schwerverletzten an Land gezogen, von wo aus er per Hubschrauber in ein Krankenhaus gebracht wurde. Ben Geering überlebte.

Surfer Ben Geering verliert sein Bein, andere ihr Leben

Die australischen Behörden geben regelmäßig Warnungen heraus. Vor allem „Carcharodon carcharias“, der Weiße Hai, gilt als gefährlich. Er kann bis zu sieben Meter messen und ist der größte Raubfisch in den Weltmeeren.

Von der Realität zurück zur cineastischen Fantasie. Steven Spielbergs mechanisches Ungetüm, das im Film vor dem amerikanischen Badeort Amity auf seine Opfer lauert, ist zum Prototyp einer ganzen Tierhorror-Welle geworden, die Kinos und Videotheken überschwemmte. An den großen Klassiker ist allerdings kein Film jemals herangekommen.

Vorlage für Spielbergs Film ist das gleichnamige Buch von Peter Benchley (1940-2006) von 1974, das sich mehr als 20 Millionen Mal verkauft hat. In dem Roman verarbeitet der US-Autor die legendären Haiangriffe, die zwischen dem 1. und 16. Juli 1916 bei New Jersey (USA) stattfanden und vier Todesopfer forderten. Bei dem Massaker waren mindestens vier verschiedene Weiße Haie und Bullenhaie beteiligt.

Haie – eine vom Aussterben bedrohte Tierart

Elegante Meeresräuber oder Killermaschine?

Die mehr als 500 verschieden Hai-Arten gehören zur Klasse der Knorpelfische. Die meisten Haie fressen Fische und anderen Meerestiere wie Robben. Jedes Jahr werden dem „International Shark Attack File“ (ISAF) in Florida zufolge weltweit 50 bis 80 Haiangriffe auf Menschen gemeldet. Fünf bis zehn davon enden tödlich.

Taucher vor Australien von Hai totgebissen

Das ISAF ist eine weltweite Datenbank über Hai-Angriffe, die vom Florida Museum of Natural History der University of Florida (USA) verwaltet wird und seit 1958 existiert. Bis heute haben die Forscher über 4000 Hai-Unfälle dokumentiert, der älteste datiert aus dem Jahr 1580.

Trotz der minimalen Gefahr durch Haie gelten die eleganten Räuber als Bestien und Killermaschinen, die in tropischen Gewässern Schwimmern, Surfern und Tauchern auflauern, um sie mit einem Happs zu verschlingen. Dabei ist die Gefahr von einem Blitz getroffen zu werden weitaus höher als von einem hungrigen Knorpelfisch angegriffen zu werden.

Weltweite Datenbank für Hai-Angriffe

Jeder bekannt gewordene Angriff von und Unfall mit Haien auf Menschen wird heute von verschiedenen maritimen Organisationen wie dem International Shark Attack File oder dem Global Shark Attack File erfasst und ausgewertet. Die Daten von Haiunfällen sind durch das Shark Accident Victim Network im Internet allen Usern verfügbar.

Haie leben in allen Weltmeeren und marinen Lebensräumen. Sie halten sich häufig in Küstennähe und flachen Küstengewässern auf, weil dort das Nahrungsangebot besonders verlockend ist. Sie leben aber auch in der hohen und tiefen See.

Der Mensch ist der größte Feind des Hais

Nicht der Mensch muss den Hai fürchten, sondern umgekehrt der Hai den Menschen. Nach Angaben der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) werden jährlich 700 000 bis 800 000 Tonnen Knorpelfische aus den Meeren geholt, das meiste davon als Beifang der industriellen Fangflotten. Rund 60 Prozent dieser 70 bis 100 Millionen Fische sind Haie, 40 Prozent Rochen.

Ganz oben auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Fische stehen der Tigerhai, der Hammerhai und Weiße Hai, den Steven Spielberg in „Jaws“ zum Inbegriff des maritimen Schreckens stilisierte.

Hai-Angriffe – Statistiken

Rekordjahr 2015

Laut der International Shark Attack File erreichte die Zahl der weltweiten Hai-Attacken 2015 ein Rekordhoch. Insgesamt wurden 98 „unprovozierte Angriffe“ auf Menschen registriert, sechs davon endeten tödlich. Spitzenreiter sind die USA mit 59 Fällen (davon alleine 30 im Bundesstaat Florida), gefolgt von Australien mit 18 und Südafrika mit acht Attacken. Zwei Angriffe wurden vor den Kanarischen Inseln gemeldet.

Hai-Alarm an Traumstränden

Wer in südlichen Gefilden Urlaub machen will, sollte sich genau überlegen, an welchen Traumstränden er ins Wasser geht. In folgenden Küstengewässern fühlen sich Haie besonders wohl:

New Smyrna Beach, Florida (USA)

Bolinas Beach, Kalifornien (USA)

Kahana, West Maui (Hawaii)

North Shore, Oahu (Hawaii)

Brisbane (Australien)

Shark Alley, Gansbaai (Südafrika)

Kosi Bay (Südafrika)

Umhlanga Rocks, KwaZulu Natal (Südafrika)

Recife (Brasilien)

Hai-Statistik

Die meisten Hai-Angriffe ereigneten sich seit dem Jahr 1580 vor den Küsten der USA (1301), Australiens (593), Südafrikas (249) und Brasiliens (102). In europäischen Gewässern gab es laut ISAF seit 1847 insgesamt 50 Attacken: Griechenland 15, Italien 13, Spanien fünf, Kroatien fünf, Frankreich fünf, Malta fünf, Großbritannien zwei, Zypern ein Angriff.