Nun sieht man sie wieder in freier Wildbahn, auf Firmenfeiern oder auf dem Weihnachtsmarkt: Menschen, die hässliche Weihnachtspullis tragen. Foto: imago/Levine-Roberts/Richard B. Levine

Mit der Adventszeit schlägt die Stunde der hässlichen Weihnachtspullover. Woher kommt die Tradition, sich zum Elch zu machen, indem man sich möglichst fürchterlich kleidet?

Eigentlich passen die Oberteile mehr zu Fasching oder Silvester. Doch seltsamerweise werden sie in der Adventszeit und zum Christfest aus dem Schrank geholt – die Rede ist von hässlichen Weihnachtspullovern. Erlaubt ist, was die Grenzen des guten Geschmacks sprengt. Auf Weihnachtsfeiern wurden schon wilde Muster, angenähte Glöckchen oder sogar LED-Lämpchen, die augenbeleidigend blinken, gesichtet.

Ho-Ho-Horrible – je hässlicher, desto besser

Erlaubt ist, was (nicht) gefällt: Der klassische hässliche Weihnachtspulli kommt mit Motiven wie der roten Nase von Rudolf dem Rentier oder irren Nikoläusen daher. Dabei gilt die Devise „Ho-Ho-Horrible“ – je hässlicher, desto besser. Wie so oft kommt auch dieser Trend von den für ihren schrägen Humor bekannten Einwohnern der britischen Inseln.

Sogenannte Ugly Christmas Jumper oder Sweater – also übertrieben hässliche Weihnachtspullover – wurden in Großbritannien erfunden. Auch in den USA erfreut sich die Tradition seit Jahren großer Beliebtheit. Vor allem Männer machen sich gerne zum Elch oder Santa Claus damit und wollen Distanz zum Kitsch des Festes zeigen.

Polyacryl-Monster als Pflichtprogramm

International bekannt wurde die Mode 2001 durch den Film „Bridget Jones“. Colin Firth alias Mr. Darcy trägt in einer Szene einen schicken Rentierpulli, was Titelfigur Bridget Jones, gespielt von Renee Zellweger, mit Entsetzen goutiert. Dabei ist sie selbst kaum besser – denn sie wurde von ihrer Mutter passend zum Adventstee verkleidet und trägt eine Art Teppich. Jahrelang waren geschmacksbefreite Oberteile als peinlich oder spießig verschrien. 

Doch irgendwann wurden Polyacryl-Monster quasi zum Pflichtprogramm in der Vorweihnachtszeit – „Put a Christmas Sweater on it’s got to be done“ singt Michael Bublé in einem Song, der ausschließlich dem Phänomen gewidmet ist. Was sein muss, muss sein.

Immerhin hat die Sache inzwischen sogar einen Sinn. Die britische Nichtregierungsorganisation Save the Children nutzt den wollgewordenen Wahnsinn seit 2012 für einen guten Zweck. Nach dem Motto „Make the world better with a sweater“ (zu Deutsch „Mach die Welt mit einem Pullover besser“) wird dazu aufgerufen, am Christmas Jumper Day einen Weihnachtspulli zu tragen und für den Schutz von Kindern zu spenden. Der inoffizielle Feiertag fällt dieses Jahr auf den 8. Dezember. In den vergangenen Jahren beteiligten sich Tausende an der Aktion.

Manche Pullis haben auch eine politische Botschaft. So nutzte die Umweltorganisation WWF 2018 die Gelegenheit und brachte zur Weihnachtszeit den „Uncozy Sweater“ auf den Markt. Der „unbequeme Pullover“ machte mit seinen Motiven auf den Klimawandel aufmerksam. Unter anderem sieht man Eisbären auf einer schmelzenden Eisscholle. Leider ist das Teil nicht mehr erhältlich. Wäre dringend Zeit für eine Neuauflage.