Die Drei von der Fußball-App: Christian Weißert, Luca Großmann und Sebastian Harnoß (von links) haben die Auftritte der Bundesligavereine getestet. Foto: factum/

Erst die Schule, dann der Fußball? Das muss gar nicht sein. Weil sie sich über die App des VfB Stuttgart geärgert haben, sind drei Gymnasiasten aus dem Kreis zu App-Testern geworden. Jetzt werden sie dafür von Stiftung Warentest ausgezeichnet.

Kreis Ludwigsburg - Für die meisten ist die Bundesliga-Saison 2019 Geschichte. Für drei Jugendliche aus dem Kreis Ludwigsburg hat sie jedoch noch ein Nachspiel – sogar noch über die für den Stuttgarter VfB desaströse Relegation hinaus: Luca Großmann, Sebastian Harnoß und Christian Weißert haben noch eine Rechnung offen: Die Schüler der Carl-Schäfer-Schule haben die Apps von Fußball-Bundesliga-Vereinen getestet und – falls ihre Rechnung aufgeht – werden sie dafür in dieser Woche mit einem Preis der Stiftung Warentest ausgezeichnet.

Sebastian Harnoß (18) aus Höpfigheim und Christian Weißert (17) aus Asperg sind VfB-Fans und in diesen Tagen entsprechend zerknirscht. Aber dem großen Frust über den Abstieg ihres Klubs ist ein anderer Frust vorausgegangen: „Wir haben uns über die VfB-App geärgert“, sagt Christian, der sich wie seine Mitstreiter duzen lässt. Mal vermissten sie einen echten Liveticker, mal fanden sie die allgemeine Präsentation reichlich dröge. „So sind wir auf die Idee gekommen, Bundesliga-Apps zu vergleichen“, sagt Christian.

Apfelsorten oder Bundesligaklubs?

Ganz freiwillig war das allerdings nicht: „Wir mussten eine Projektarbeit im Fach Technik und Management machen“, sagt Sebastian. Die beiden Fußballfans besuchen ebenso wie der erklärte Nichtfußballfan Luca Großmann (17) aus Vaihingen/Enz das Technische Gymnasium an der Ludwigsburger Carl-Schäfer-Schule. „Eine andere Gruppe in der Klasse hat zum Beispiel Apfelsorten verglichen“, sagt Luca. Es ging also darum, Produkte gegenüberzustellen und dafür objektive Kriterien zu entwickeln.

Zuerst mussten Christian und Sebastian Luca davon überzeugen, dass die Beschäftigung mit Bundesliga-Apps Spaß machen kann. Auch für einen Fußballmuffel wie ihn, dem sogar der Abstieg des VfB schnurzegal ist. Die nächste Hürde lautete: Kriterien finden. Das sei aber nicht so schwer gewesen, sagt Christian. „Wir sind einfach von dem ausgegangen, was wir selbst gerne gesehen oder gelesen hätten.“

Die Bayern sind zu abgehoben

So sind zehn Kategorien zusammengekommen: Von Liveticker, über Push-Mitteilungen, Design oder Datenschutz bis zur Produktwerbung. Und diese Kriterien wiederum haben die drei unterschiedlich gewichtet: Liveticker wurde zum Beispiel mit Faktor 20 multipliziert, News mit Faktor 15 und Design mit 10. Schließlich ging es um eine Schularbeit, die wissenschaftlichen Ansprüchen genügen musste.

Das erstaunliche Resultat: Beim Ranking der Apps werden die Bayern auf die Plätze verwiesen. Die TSG Hoffenheim dagegen wird Deutscher Meister. „Das lag auch daran, dass die Bayern immer das ganz große Publikum im Blick haben“, so Sebastian. „Da erklären die zum Beispiel nicht mehr, wie man ins Stadion kommt und wie man sich dort zurechtfindet.“ Das aber war den App-Analytikern wichtig. „Man will ja auch wissen, wo man im Stadion etwas zu essen kriegt“, sagt Christian.

Nur zwölf Punkte für die Klassenarbeit

Der SC Freiburg, die Düsseldorfer Fortuna und Mainz 05 landeten weit hinten. Mainz weil es keinen Liveticker hat und die Freiburger, weil ihr Design „veraltet“ ist: „Das ist von 2013 und völlig neutral“, sagt Christian. „Für uns war wichtig, dass schon das Design die Vereinsfarben präsentiert.“ In einem aber hat Mainz ein Hervorragend bekommen: Die App kommt ganz ohne Werbung aus – wie die von Wolfsburg und Leverkusen. Der VfB landete übrigens im Mittelfeld.

Als die drei ihre Arbeit benotet zurückbekamen, waren sie enttäuscht. „Das war nicht die beste Klassenarbeit. Wir haben nur zwölf Punkte bekommen“, sagt Sebastian. Umso überraschter waren sie allerdings, als sich die Stiftung Warentest bei ihnen meldete – dort hatten die drei ihre Arbeit als Beitrag für einen Jugendwettbewerb eingereicht: „Mit dem Test der Fußball-Bundesliga-Apps steht das Team auf einem der ersten drei Plätze in der Wettbewerbskategorie Dienstleistungstests“, teilten die Berliner mit. Welchen Platz das Trio belegt, wird am Dienstag bekannt gegeben. Bei einer Preisverleihung in Berlin.