Das Erbe von Cornelius Gurlitt bleibt zu Teilen zunächst in Deutschland. Foto: dpa

Bilder unter Raubkunst-Verdacht bleiben erstmal in Deutschland, der Rest geht nach Bern - so sieht der Plan für das Gurlitt-Erbe aus. So lange aber eine Cousine des Kunstsammlers Ansprüche erhebt, dürfte dieses Vorhaben erstmal auf Eis liegen.

München -  Für das Erbe von Cornelius Gurlitt ist vorerst weiterhin der Nachlasspfleger verantwortlich. Die umstrittene Kunstsammlung bleibt in seiner Obhut, bis Streitigkeiten um Gurlitts Testament endgültig geklärt sind, wie eine Sprecherin des Amtsgerichts München am Dienstag sagte. Sollte also das Kunstmuseum Bern, das am Montag offiziell verkündet hatte, die Erbschaft anzunehmen, Bilder in die Schweiz bringen wollen, muss der Nachlasspfleger zustimmen. „Er entscheidet, wie mit dem Nachlass verfahren wird“, sagte die Gerichtssprecherin. Das gelte so lange, bis endgültig geklärt ist, ob Gurlitts Testament gültig ist, oder nicht.

Hintergrund ist ein Antrag auf einen Erbschein, den Gurlitts Cousine Uta Werner am Freitag beim Amtsgericht München eingereicht hatte. Sie zweifelt das Testament an, weil ein von ihr in Auftrag gegebenes Gutachten dem Kunstsammler die Testierfähigkeit abspricht. Werner, die gemeinsam mit ihrem Bruder in der gesetzlichen Erbfolge an erster Stelle stand, im Testament aber leer ausging, erhebt darum nun selbst Ansprüche auf das Vermögen inklusive millionenschwerer Kunstsammlung.

Wie lange es dauert, bis über den Erbschein entschieden wird und darüber, ob Gurlitts Testament überprüft werden muss, konnte die Gerichtssprecherin auch am Dienstag noch nicht sagen. Es könne sehr schnell gehen. Wenn weitere Unterlagen nachgereicht werden müssten, könne sich das Verfahren aber auch ziemlich in die Länge ziehen.

Der am 6. Mai gestorbene Kunstsammler Gurlitt hatte sein komplettes Vermögen in seinem Testament dem Kunstmuseum Bern vermacht. Am Montag stellten das Museum und die Bundesrepublik nach monatelangem Ringen eine Vereinbarung für den Umgang mit dem schweren Erbe vor. Demnach sollen die rund 500 Werke aus der Gurlitt-Sammlung, die unter Raubkunstverdacht stehen, zunächst in Deutschland bleiben, um weiter auf ihre Herkunft untersucht zu werden.

Deutschland sagte im Gegenzug zu, die Kosten für die Rückgabe und mögliche Streitfälle zu übernehmen. Wie angekündigt, wurden inzwischen auch die Geschäftsbücher von Gurlitts Vater Hildebrand in die Online-Plattform lostart.de eingestellt, von dem Cornelius die umstrittene Sammlung erbte. Hildebrand Gurlitt war einer der Kunsthändler Adolf Hitlers. Die Bücher sollen dabei helfen, den Raubkunst-Verdacht bei Bildern aus der Sammlung zu bestätigen oder zu widerlegen.