Guido Cantz moderiert "Verstehen Sie Spaß?" Foto: SWR/A. Kremper

Guido Cantz moderiert  "Verstehen Sie Spaß?" - Vater ist Spross einer Stuttgarter Metzgerfamilie.

Stuttgart - Er gilt als Inbegriff des Rheinländers. Als die ARD bekanntgab, dass Guido Cantz künftig "Verstehen Sie Spaß?" moderiert, kündigte sie ihn als "Karnevals-Frohnatur" an. Dabei hat Cantz schwäbische Wurzeln. Sein Vater ist aus Stuttgart, und sein Cousin schickt ihm regelmäßig Care-Pakete mit Maultaschen.

Sex verkauft sich gut. Deshalb beginnen wir diese Geschichte mit der Unterhose von Guido Cantz. Christine Westermann, Götz Alsmann und etlichen Zuschauern von "Zimmer frei!" hat er gezeigt, was er unter der Jeans trägt: VfB-Shorts. Echte Männer lieben ihren Club. Also Herr Cantz, Hosen runter! Was tragen Sie heute? "Ganz seriös, ohne VfB-Wappen und natürlich sauber", sagt er und lacht.

Damit genug der Ausflüge unter die Gürtellinie. Schließlich reden wir über eine ernste Sache, über Humor im deutschen Fernsehen. Und über eines der beiden Hochämter, die das TV zu vergeben hat. Eines besetzt seit Menschengedenken Thomas Gottschalk, das andere übernimmt der 38-jährige Guido Cantz nun von Frank Elstner. "Wetten, dass...?" und "Verstehen Sie Spaß" sind die letzten Dinosaurier der Fernsehgeschichte. Die Intendanten des öffentlich-rechtlichen Fernsehens klammern sich gerne an den Mythos Samstagabend-Show. Man sieht sie vor sich, wie sie im Funkhaus sitzen, das Cognacglas schwenken und seufzen: "Ach damals, als Oma, Opa, Mama und Papa und die Kinder gemeinsam vor dem Fernseher saßen . . . "

Heute guckt Papa Fußball, die Mama eine DVD, die Tochter sucht mit Heidi Klum Supermodels, der Sohn surft im Internet, und allenfalls die Oma will sehen, wie man Menschen mit versteckter Kamera filmt. Das ist Cantz zu pessimistisch. "Die Show ist immer noch ein Flaggschiff", sagt er, "aber klar, die Zeiten haben sich geändert: Als Kind bin ich mit meinen Eltern samstags vor dem Fernseher gesessen, da gab's drei Programme und kaum Auswahl." Wenn er am 10. April erstmals live um 20.15 Uhr "Verstehen Sie Spaß?" moderiert, kann der Zuschauer zur gleichen Zeit bei Pro Sieben "Schlag den Raab" schauen, bei RTL "Deutschland sucht den Superstar" und im ZDF einen Krimi. Die Konkurrenz ist groß. "Die Mörderquote wie früher gibt's nicht mehr", sagt Cantz, "fünf Millionen Zuschauer, 15 bis 20 Prozent, das wäre super!"

Dass sein erster Blick am Sonntag auf die Quote fallen wird, leugnet er nicht. "Ich bin Realist. Eine Samstagabend-Show ist ein Traum. Aber Welpenschutz gibt es keinen. Wenn ich die Quote nicht bringe, bin ich weg!" Immerhin, einen Vertrag über zwei Jahre hat er. Und Zeit wird er brauchen. Schließlich will er die Show "peu Õ peu modernisieren". Vorsichtig natürlich, "um die Stammzuschauer nicht zu vergraulen". Die schätzten die gediegene Art von Frank Elstner. "Ich bin ein anderer Typ", sagt Cantz, Elstner habe zu ihm gesagt: "Ich bin Journalist und du Humorist." Dies werde die Sendung prägen. "Ich sehe mich als Moderator und Gastgeber und muss nicht lustiger sein als die Gäste." Einen Film über den Veranstaltungsort will er drehen, das Publikum und die Gäste mehr einbeziehen.

Karneval ist harte Arbeit

Also wird geschunkelt, und Cantz erzählt gereimte Witze? "Oje, jetzt kommt der Karneval", sagt Cantz. Kölner und große Klappe, da landet man flugs in der Schublade mit der Aufschrift: "Possenreißer". Dass er auch singen und Klavier spielen kann, interessiert da nicht. So wurde er von der "Süddeutschen Zeitung" als "blondierter Ganzjahreskarneval" bezeichnet, der ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust beschrieb ihn bei der Präsentation als Moderator von "Verstehen Sie Spaß?" als "Karnevals-Frohnatur und Büttenredner".

Stimmt ja auch, sagt Cantz, darauf sei er stolz. Schließlich hatte er 1991 seinen ersten großen Auftritt beim Stammtisch der Kölner Karnevalisten. Ihn stört die Unterstellung, "dieses Genre sei seicht und platt". Im Gegenteil, es sei äußerst anstrengend mit acht Auftritten an einem Abend und eine gute Schule. "Wo bekommen Sie sonst eine so spontane Rückmeldung? Und die ist nicht immer freundlich."

Das lernte er gleich zu Beginn seiner Karriere. Er war gefragt, hatte fast 90 Auftritte. Ein Jahr später wollte keiner mehr etwas von ihm wissen. "Ich musste erst das Handwerk lernen, Menschen beobachten, Themen suchen", sagt er, "und dann ging's auf die Ochsentour!" Er studierte Betriebswirtschaft, lernte Medienassistent und trat nebenbei in Kneipen, Zelten und Baumärkten auf. Schließlich schaffte er es ins Fernsehen, als Comedian und Moderator.

Regelmäßig präsentiert er im ZDF "Karnevalissimo". Doch Vorsicht, Klischeefalle, die Liebe zur Narretei hat er nicht in Köln gelernt, die liegt in den Genen. Sein Vater, ein Stuttgarter, und daher eigentlich freudvollem Zeitvertreib unverdächtig, trat Anfang der 60er Jahre mit seinen Brüdern als die vier Pusztas bei der Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft Zigeunerinsel auf. "Offenbar habe ich den Spaß am Auftreten von ihm geerbt" wie auch die Liebe zum VfB.

"Ich bin Restschwabe", sagt Cantz. Sein Vater ist Spross einer Metzgerfamilie, Cantz senior zog es zum Studieren nach Köln. "Der Rest der Familie lebt noch in Stuttgart und versteht sich Gott sei Dank noch immer auf das Fleischerhandwerk." Sein Opa war einst Landesinnungsmeister, seinem Vetter gehört die Metzgerei Cantz an der Epplestraße in Degerloch. "Ich bekomme regelmäßig Care-Pakete mit Maultaschen von ihm", sagt Cantz, "die sind meine Leibspeise." Sind keine mehr im Kühlschrank, "dann wird's ernst". Bei Maultaschen versteht Guido Cantz keinen Spaß. Da ist er ganz Schwabe.