Guido Buchwald macht in Leverkusen das Siegtor, das den Titel sichert. Foto: dpa

Beim VfB sind die Fans in Feierlaune. Der eine oder andere denkt vielleicht sogar noch an den 16. Mai 1992 zurück, als Stuttgart Deutscher Meister wurde. Dank Guido Buchwald.

Stuttgart - In Stuttgart sind derzeit alle Fußballfans in Aufstiegseuphorie. Ähnlich wie 2007 beim letzten Meistertitel – oder auch schon 1992, als Guido Buchwald in Leverkusen das Tor zum 2:1-Sieg erzielte. Der Weltmeister erinnert sich.

Herr Buchwald, derzeit herrscht in Stuttgart eine große Fußball-Euphorie, mehr noch als vielleicht bei der Meisterschaft 1992. Daran können Sie sich noch gut erinnern?
Auf jeden Fall. Wir hatten ja beim letzten Heimspiel zum 25-jährigen Jubiläum eine Einladung vom VfB bekommen. Da sind auch fast alle Spieler da gewesen – und es sind nochmals die tollen Erinnerungen wach geworden. So gesehen ist es für mich absolut nachvollziehbar, was derzeit in Stuttgart los ist, auch wenn die Euphorie damals vielleicht nicht ganz die Ausmaße hatte wie heute. Das hat sich alles nochmals weiter entwickelt. Aber wir hatten 1992 auch viel Grund zum Jubeln.
Vielleicht liegt die Euphorie jetzt ja auch daran, dass der Erfolg nicht ganz so überraschend kommt wie damals, sondern eher von langer Hand vorbereitet ist.
Das ist richtig. Man hat uns damals nicht auf der Rechnung gehabt. Ähnlich wie dann übrigens auch 2007, als die Mannschaft glaube ich mit acht Siegen am Schluss diese Euphorie auslöste. Ich glaube aber auch, dass man den Wiederaufstieg aus der eigenen Stärke heraus besser planen kann als eine Meisterschaft, es ist trotz allem Respekt eben doch die zweite Liga. Aber der VfB Stuttgart und seine Fans haben einfach Nachholbedarf, was die Siege und Erfolgserlebnisse angeht. Deshalb sind wir jetzt alle guten Mutes, dass sich die Abwärtsspirale gedreht hat und man einer positiven Zukunft entgegensehen kann.
Sie haben 1992 in Leverkusen ja den Treffer zum 2:1-Sieg kurz vor Schluss erzielt. War es Ihnen denn bewusst, dass der gleichbedeutend ist mit dem Meistertitel?
Ja. Wir wussten, dass die Frankfurter zurücklagen (in Rostock, Anm. d. Red.) und sie deshalb hätten zwei Tore schießen müssen in den letzten zwei, drei Minuten; und Dortmund war sowieso egal, wenn wir gewinnen; sie hätten auf einen Ausrutscher von uns warten müssen. Von daher war die Konstellation bekannt – das hat man auch an dem Jubel gesehen. Wir hatten außerdem die entsprechenden Informationen auf der Bank. Die haben uns dann ja auch nach vorne gepeitscht, als sie gehört hatten, dass Rostock führt – und wir die ganz große Chance hatten, mit einem Sieg Meister zu werden. Das ging damals eben noch über das Radio.
War der Verein denn überhaupt auf den Titel vorbereitet – zum Beispiel mit Meister-T-Shirts oder ähnlichem?
Nein, ich glaube nicht. Man hat dann aber relativ schnell reagiert und am nächsten Tag noch etwas gedruckt. Aber wir waren im Vorfeld ja der ganz, ganz große Außenseiter. Und die Schwaben sind zu sparsam, um auf Verdacht etwas zu drucken und dann wieder einzustampfen. Dafür war damals das Geld nicht vorhanden.

Das nächste Mal nach 1992 gelang dem VfB 2007 die Meisterschaft – und zwar am 19. Mai. Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums haben wir die Protagonisten von damals getroffen und zeichnen das Fußballfest in einer großen Multimedia-Reportage nach. Hier der Trailer zur Geschichte, die am Mittwoch veröffentlicht wird: