Günther Oettinger steht zu seinem harten deutschen Akzent. Foto: dpa

Günther Oettinger, ehemals Ministerpräsident in Baden-Württemberg und jetzt EU-Digitalkommissar, schämt sich nicht für seinen harten deutschen Akzent. Recht hat er, meint Lukas Jenkner.

Stuttgart - Wer sich fragt, woher der deutsche Perfektionismus kommt, wird fündig beim deutschen Humor. Insbesondere das Phänomen der Schadenfreude, das zwischenzeitlich als Lehnwort in diversen europäischen Sprachen existiert, weil man dort einfach kein entsprechendes Wort hat, treibt die Deutschen an, möglichst wenig falsch zu machen. Wer Pech hat, etwas versiebt oder sonstwie aus der Reihe tanzt und auffällt, über den wird erst einmal gelacht und sich lustig gemacht.

Ist eine mehr oder minder bekannte Person betroffen, verstärkt die dramatische Fallhöhe diese Schadenfreude immens, seit der Erfindung des Internets übrigens für immer und alle Zeiten, schließlich vergisst das Netz nichts. Und deshalb finden wir auch nach Jahren noch die schönsten Aufnahmen unserer Politiker und Berühmtheiten mit ihren Fehltritten, die nur ein paar Mausklicks entfernt sind.

So ergeht es mit schöner Regelmäßigkeit zum Beispiel Günther "das sprechende Maschinengewehr" Oettinger, einstmals agiler Ministerpräsident in Baden-Württemberg und heute EU-Digitalkommissar. Früher, da hat man ihn kaum verstanden, als er seine Wortkaskaden noch auf Deutsch von sich gab. Seit er auf Brüsseler Ebene und in Englisch unterwegs ist...nun ja - hören Sie selbst:

Oettinger schämt sich allerdings gar nicht für seinen harten deutschen Akzent, hat er kürzlich verkündet. Er riet den Deutschen zur Gelassenheit. Nur Deutsche seien der Meinung, sie müssten ein perfektes Oxford-Englisch sprechen. EU-Abgeordnete anderer Länder hätten da ein ganz anderes Selbstbewusstsein.

Recht hat der Mann! Ein Hoch dem Wesen des deutschen Akzentes, an dem die Welt nicht genesen wird, aber vielleicht das deutsche Gemüt, wenn es einmal akzeptiert, dass Perfektion nicht alles ist im Leben. In diesem Sinne freuen wir uns an den nachfolgenden Beispielen von Deutschen, die Englisch sprechen, so wie ihnen der Schnabel gewachsen ist - wie zum Beispiel Bahnchef Rüdiger Grube in diesem kurzen Clip deutlich macht. Wobei der Kenner des rheinischen Idioms weiß, dass es sich bei "Käsch in de Täsch" genau genommen nicht um krudes Englisch handelt. Aber wer weiß das im Rest der Welt schon.

Englisch ohne Hemmungen spricht auch das (ehemalige) Fußballidol Lothar Matthäus. Aber warum sollte er damit ausgerechnet an dieser Stelle beginnen?

Auch bei diesem Clip, der es ins Internet geschafft hat, ist bei Lothar Matthäus von Hemmungen nicht viel zu spüren.

So entspannt wie heute ist Günther Oettinger mit seinem Englisch früher nicht umgegangen. Als seinerzeit der Wechsel von Stuttgart nach Brüssel anstand und erste Videos mit Oettinger-Englisch im Netz kursierten, hatte der Politiker noch Besserung und den Besuch von Sprachkursen gelobt. Vielleicht hat er sich ja in den vergangenen Jahren etwas mehr südeuropäische Gelassenheit angeeignet und gelernt, was alle Globetrotter früher oder später lernen: Die englische Sprache ist so gutmütig wie ein Londoner Kutschpferd. Verstanden wird am Ende irgendwie jeder.