Soll an einem sauberen Himmel kratzen: Das Hochhaus der EZB in Frankfurt. Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Die Europäische Zentralbank will beim Kauf von Unternehmensanleihen künftig auf CO2-Fußabdruck und Klimaziele der Firmen achten.

Die Europäische Zentralbank (EZB) will klimafreundliche Unternehmen mit besseren Finanzierungsbedingungen belohnen. Die Notenbank, die seit 2016 Unternehmensanleihen im Wert von über 340 Milliarden Euro erworben hat, will dieses Portfolio jetzt umschichten: Wenn ein Unternehmen eine auslaufende Anleihe zurückzahlt, wird die EZB dieses Geld erneut am Markt anlegen. Dabei will sie bevorzugt Schuldtitel solcher Firmen auswählen, die klimaschonend wirtschaften oder sich ehrgeizige Ziele für die Verminderung der Treibhausgas-Emissionen gesetzt haben.

Laut einer Studie, die 2020 von Greenpeace und drei britischen Universitäten veröffentlicht wurde, entfielen damals rund 60 Prozent der von der Notenbank gehaltenen Unternehmensanleihen auf klimaschädliche Branchen. Die EZB erklärte dazu, ihr Portfolio spiegele die Branchenverteilung auf dem Anleihemarkt und sei damit marktneutral. EZB-Präsidentin Christine Lagarde sprach sich allerdings schon damals dafür aus, „Marktversagen zu korrigieren“.

Neue Investitionspolitik greift ab Oktober

Mit der neuen Investitionspolitik soll dieses Vorhaben ab Oktober umgesetzt werden. Unternehmen, deren Anleihen die EZB kauft, genießen tendenziell einen Zinsvorteil. Denn je größer die Nachfrage nach einer Anleihe, desto weniger Zinsen muss der Schuldner dafür bieten. Die von der EZB geplante Umschichtung bedeutet also ganz konkret: Ein Unternehmen, das eine von der Notenbank gehaltene Anleihe zurückzahlt, muss befürchten, dass diese bei der nächsten Finanzierungsrunde nicht mehr oder in geringerem Umfang dabei ist – weil sie das Geld lieber in Schuldtitel eines klimafreundlicheren Konzerns steckt. Dadurch könnten die Refinanzierungskosten für Klimasünder steigen.

Rund ein Viertel der von der EZB gehaltenen Unternehmensanleihen stammen aus Deutschland. Bezogen auf den Branchenmix entfällt der größte Anteil auf Energieversorger (15 Prozent), gefolgt von den Sektoren Infrastruktur und Verkehr (elf Prozent). Auf dem dritten Platz liegt die Autobranche mit einem Anteil von neun Prozent.

Kein Unternehmen wird komplett vom Programm ausgeschlossen

EZB-Direktorin Isabel Schnabel betonte, keines der bislang beteiligten Unternehmen werde komplett von den Anleihekäufen ausgeschlossen. „Diejenigen Unternehmen, die heute am wenigsten grün sind, werden einen Teil der Transition“ zu einer CO2-armen Wirtschaft übernehmen müssen, erklärte Schnabel zur Begründung. Dazu sollten die neuen Kaufkriterien einen Anreiz bieten.