Bei vielen Großveranstaltungen muss mehr Sicherheitspersonal eingesetzt werden. Foto: dpa

Die immer strengeren Auflagen belasten vor allem Vereine und Ehrenamtliche. Ludwigsburg und Herrenberg erstatten die Kosten dafür zum Teil.

Ludwigsburg - Alle Kommunen stehen vor dem gleichen Problem: Seit der Katastrophe bei der Loveparade 2010 in Duisburg sind die Auflagen deutlich verschärft worden. Spätestens nach den Anschlägen in Bayern haben die meisten Städte im Sommer reagiert: Taschen- und Einlasskontrollen, Sicherheitspersonal, Fluchtwege werden besser ausgeschildert, bei Großveranstaltungen muss ein professionelles Konzept durch ein Sicherheitsbüro erstellt werden. Dabei können schnell hohe fünfstellige Kosten entstehen.

Die spannende Frage ist: Wer soll das bezahlen? Darauf geben die Städte und Gemeinden ganz unterschiedliche Antworten. In Stuttgart etwa erklärt Hermann Karpf, der Referent des Ordnungsbürgermeisters: „Das ist das Problem der Veranstalter.“ Ob der VfB Stuttgart beim Zweitligaspiel oder ein kleiner Verein beim Weinfest, die Kosten müssen sie selbst tragen.

In zwei Kommunen geht man einen etwas anderen Weg. Einmal in Ludwigsburg. In der Barockstadt gibt es beispielsweise das jährliche Marktplatzfest, das von 50 Vereinen der Stadt organisiert wird. „Wenn wir die zusätzlichen Kosten von bis zu 60 000 Euro auf alle Vereine umlegen würden, springen die uns alle ab“, erklärt Franz Weckesser, der die Standplanung beim Marktplatzfest organisiert.

Vereine sollen nicht belastet werden

Dazu kommen noch die zusätzlichen Personalkosten. Bei den Music-Open im Schloss, der Venezianischen Messe oder der Weinlaube auf dem Rathaushof wurden Einlasskontrollen vorgeschrieben. „Das wäre beim offen gestalteten Marktplatzfest kaum möglich. Und wenn, dann nur mit viel Personal, das sehr viel Geld kostet“, erklärt Franz Weckesser.

Das gilt auch für das Oßweiler Musikfest. Denn dieses fällt aufgrund seiner Größe und Beschaffenheit unter die sogenannte Versammlungsstätten-Verordnung. Die Regeln dafür gibt das Innenministerium vor: Wenn mehr als 5000 Personen gleichzeitig an einem Ort konzentriert sind, das Fest zum Teil in „baulichen Anlagen“ stattfindet und Bühnen für Darbietungen vorhanden sind, muss ein teures Sicherheitskonzept in Auftrag gegeben werden.

Nun haben sich besorgte Vereinsvertreter an die Stadträte gewandt – mit Erfolg. Die CDU-Fraktion hat einen Antrag eingebracht. „Die Kosten, die den Veranstaltern durch neue Vorgaben entstehen, sollen von der Stadt getragen werden“, erklärt der Fraktionschef Klaus Herrmann. Bei der Beratung im Sozialausschuss des Gemeinderates ist er auf viel Zustimmung gestoßen. Doch einen Freibrief wird es nicht geben, es muss im Einzelfall entschieden werden. Und zwar politisch, die zuständigen Gremien müssen den Veranstaltern einen Zuschuss gewähren.

Kleine Vereinsfeste sind betroffen

Entwarnung gibt die Stadt jedoch für kleinere Vereinsfeste – hier sind keine strengeren Auflagen geplant. Darüber hat der Sozialbürgermeister Konrad Seigfried am Montagabend die Vereine informiert.

Ganz ähnlich sieht es in Herrenberg (Kreis Böblingen) aus. Zwar gilt auch hier, dass die Organisatoren erst einmal selbst die Kosten tragen – doch es gibt viele Ausnahmen. „Zum Beispiel, wenn die Stadt selbst Mitveranstalter ist“, erklärt Dieter Bäuerle vom Ordnungsamt der Stadt. Das ist etwa so beim regional bekannten Kulturfestival Sommerfarben, beim Stadtfest oder beim Massenlauf Schönbuch-Trophy.

Aber auch zum Faschingsumzug gab es schon Zuwendungen an die Vereine. Es muss allerdings auch hier immer der Einzelfall ausgehandelt werden. „Wenn die Stadt ein eigenes Interesse an der Veranstaltung hat, ist man dem eher gewogen“, erklärt Dieter Bäuerle.

Wichtig ist den beiden Städten dabei, das Augenmaß zu bewahren. So wurde etwa in Ludwigsburg beim interkulturellen Fest die Polizei zur Überprüfung hinzugezogen. „Eine Einzäunung der Feste kommt im Regelfall nicht in Betracht“, schreibt Gerald Winkler vom Fachbereich Sicherheit und Ordnung in einer Stellungnahme an die Gemeinderäte.

Am einfachsten ist die Lage, wenn die Stadt selbst Veranstalter von Großevents ist – wie bei der Venezianischen Messe oder dem Interkulturellen Fest in Ludwigsburg : Dann bezahlt die Stadtkasse das Sicherheitskonzept und auch die zusätzlichen Kontrollen. Ganz ohne Verhandlungen.