Professor Georg Kämmler gibt Anschauungsunterricht in der Hochschule der Medien. Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Audiovisuelle Medien, Verpackungstechnik und mehr. Die Hochschule der Medien hat interessante Studiengänge zu bieten – für Jungen und für Mädchen. Ein Hochschulbesuch am Girls’ Day.

Stuttgart - „Dann probieren wir es gleich mal mit dem ersten Take – und ab!“, tönt es aus der Regie in den Aufnahmeraum. Im Tonstudio der Hochschule der Medien (HdM) wird heute ein kurzer Trickfilm synchronisiert. Noch etwas zaghaft spricht eine der Schülerinnen ins Mikrofon. „Es hat echt Spaß gemacht, aber am Anfang kostet es schon Überwindung, vor einer Gruppe zu sprechen“, meint die 16-jährige Anna-Lena von der Realschule Tamm. Auch das richtige Timing zu finden erfordere Übung, ergänzt ihre Mitschülerin Jessica.

Die beiden haben sich im Rahmen des Girls’ Day für die HdM als Veranstaltungsort entschieden. Wie jedes Jahr findet im April der von der Arbeitsagentur ins Leben gerufene Aktionstag statt. Er soll Schülerinnen einen Einblick in technische und naturwissenschaftliche Berufe geben, in denen Frauen bisher eher selten vertreten sind.

Innerhalb von wenigen Sekunden entsteht die Flasche

Während die Mädchen im Tonstudio ausprobieren, wie man Schritte in einer Filmszene möglichst realistisch vertont, entdecken andere Schülerinnen die komplexe Welt der Verpackungstechnik. „Jeder von euch kennt doch PET-Flaschen“, begrüßt Professor Georg Kämmler die Gruppe im Verpackungslabor. „Wie sie in Form gebracht werden, zeige ich euch heute.“ Zur Demonstration lässt er einen kleinen Rohling aus Kunststoff durch einen Infrarot-Ofen laufen. „Jede Stelle wird unterschiedlich erwärmt, je nachdem wie stark sie nachher ausgeblasen werden soll“, erklärt er den Vorgang. Anschließend wird der Rohling in einem Streckblasverfahren der Maschine in Form gebracht. Innerhalb von wenigen Sekunden ist eine Flasche entstanden, wie man sie aus dem Supermarkt kennt.

Danach dürfen die Mädchen selbst die Initiative ergreifen und Gegenstände ihrer Wahl verpacken. Lisette. legt ihr Brillenetui in ein Gerät, das das Etui mit einer Folie umspannt. „Jetzt ist die Brille doppelt geschützt“, lacht die 15-Jährige. Sie ist nicht zum ersten Mal auf einem Girls’ Day unterwegs: „Das Konzept fand ich schon beim letzten Mal cool! Es ist eine tolle Möglichkeit, um herauszufinden, welche Berufe etwas für einen sind.“

An der HdM sind die Frauen in der Mehrzahl

Das bestätigt auch Susi Mannschreck aus der Hochschulkommunikation der HdM, die den Tag mitorganisiert hat. „Das Interesse ist immer riesig. Innerhalb eines Monats waren alle angebotenen Workshops ausgebucht“, so Mannschreck. Im Gegensatz zu anderen technischen Hochschulen gebe es an der HdM sogar mehr Mädchen als Jungen. „Unser Vorteil ist wohl, dass wir das Wort Medien im Namen tragen. Viele Mädchen kommen wegen dieser Richtung zu unseren Infotagen und bleiben dann zum Beispiel bei der Verpackungstechnik hängen.“

In Baden-Württemberg haben am diesjährigen Girls’ Day mehr als 11 000 Mädchen teilgenommen. Die Schülerinnen der Klassen fünf bis 13 besuchten insgesamt mehr als 1500 Veranstaltungen. Den gleichzeitig stattfindenden Boys’ Day, den es noch nicht so lange gibt, haben 2252 Jungen besucht. Sie konnten Berufe wie Erzieher und Maskenbildner ausprobieren.