Nach einer Razzia sitzen neun Männer in Haft, die zum Umfeld der aufgelösten Bande Red Legion gehören sollen. Foto: dpa

Nach einer langen Phase der Ruhe um die ehemaligen Mitglieder der Red Legion tauchen sie in kurzer Zeit gleich zwei Mal auf. Die Polizei hat Zusammenhänge geprüft – und hat eine erste Einschätzung.

Stuttgart - Jahrelang hat man sehr wenig von den ehemaligen Mitgliedern der seit 2013 verbotenen Straßenbande Red Legion gehört. Dann tauchte sie kurz hintereinander gleich zweimal auf. Die Polizei sieht jedoch keinen Zusammenhang zwischen einer Schießerei in der Stuttgarter City und einer Razzia gegen Drogendealer, die am Dienstag festgenommen wurden.

Erst kam es in der Nacht zum Maifeiertag zu einer Massenschlägerei auf dem Josef-Hirn-Platz in der Innenstadt, bei der Anhänger der kurdisch dominierten Bande beteiligt gewesen sein sollen. Dann ging die Polizei am Dienstag mi t 700 Beamten bei einer Großrazzia gegen Drogendealer vor, die aus diesem Umfeld stammen. Die Organisation ist verboten und hat sich damals auch nach eigenen Angaben aufgelöst. „Aber die Personen sind natürlich noch da“, sagt ein Sprecher der Polizei. In unterschiedlichen Konstellationen seien sie immer wieder anzutreffen. Und: Wer seinerzeit im Zusammenhang mit der gewaltbereiten Straßenbande aktenkundig geworden war, den kann die Polizei diesen Kreisen wieder zuordnen.

Die Beteiligten haben die kurdischen Wurzeln als Verbindung

Das trifft für die verhafteten und zwölf weiteren Beschuldigten zu, denen die Razzia am Dienstag galt. Die Männer, bei denen Drogen und Vermögen, das aus Drogengeschäften stammen könnte, gefunden wurde, haben Wurzeln in der Türkei, Afghanistan, Syrien und Mazedonien. Sie verbindet die Zugehörigkeit zur ethnischen Gruppe der Kurden, die in mehreren Ländern leben. Neben dem Drogenhandel wird den Männern auch Geldwäsche und Schutzgelderpressung vorgeworfen. Wie sie das Geld aus den Drogengeschäften „sauber“ bekamen, wenn sie in Shishabars und andere Objekte investierten, verrät die Polizei mit Blick auf das noch laufende Verfahren nicht. Sie sammelte in den Lokalen, die neben Wohnungen und Büros am Dienstag durchsucht wurden, Beweismittel, die das belegen sollen.

Auf dem Josef-Hirn-Platz sammelten die Ermittler in der Walpurgisnacht Patronenhülsen des Kalibers 9 Millimeter ein, dann durchsuchten sie in der angrenzenden Altstadt jeden Hinterhof – und standen vor einem Rätsel. Erst als zwei Verletzte in Krankenhäusern auftauchten, wurde klar, dass es sich um den Personenkreis derehemaligen Red-Legion-Mitgliederhandeln könnte. Da die Verletzten nicht mit der Polizei sprachen, weiß man nicht, was der Anlass der Schlägerei und Schießerei war. Nur dass es nicht um die Drogengeschäfte der nun verhafteten Dealer ging, das steht inzwischen fest.