Auf die Klinik Schillerhöhe kommen große Veränderungen zu. Foto: factum/Granville

Die Lungenfachklinik auf der Schillerhöhe steht vor einer einschneidenden Veränderung. Ihr Kernbereich soll ins Robert-Bosch-Krankenhaus verlagert werden. Was wird aus den frei werdenden Räumen?

Gerlingen - Die Fachwelt hat 1987 auf die Gerlinger Schillerhöhe geblickt, wo der Chefarzt Heikki Toomes die europaweit erste einseitige Lungentransplantation vornahm. Vor vier Jahren wendeten die Ärzte dort eine 3-D-Kamera bei Eingriffen an der Lunge an – als Erste in Deutschland. Mit Innovationen wie diesen ist in absehbarer Zeit Schluss: Der Kernbereich wird ins Robert-Bosch-Krankenhaus auf dem Stuttgarter Burgholzhof verlagert.

„Wir sprechen frühestens 2024 von einer Verlagerung“, sagt der medizinische Geschäftsführer des Robert-Bosch-Krankenhauses, Mark Dominik Alscher. Die Klinik Schillerhöhe gehört seit dem Jahr 2006 zum Robert-Bosch-Krankenhaus.

Erweiterung auf dem Burgholzhof notwendig

Für den Umzug muss auf dem Burgholzhof zunächst erweitert werden. Gespräche mit dem Land und dem Gesellschafter seien geführt, Details müssten nun geklärt werden, sagt Alscher. „Wir haben zunächst für den Akutbereich eine prinzipielle Entscheidung zur Verlagerung.“

Alscher begründet diesen Schritt mit der zunehmenden Komplexität der Lungenheilkunde. Bei fortgeschrittenem Lungenkrebs etwa operiere nicht nur ein Thoraxchirurg, auch Herz- und Bauchchirurgen seien involviert. Die Patienten würden zudem älter, hätten Diabetes, Bluthochdruck oder Herzschwäche. „Wir müssen deshalb zunehmend interdisziplinäre Teams etablieren, um die Versorgung auf hohem Niveau zu gewährleisten.“

Eine Ära geht zu Ende

Als Folge geht auf der Schillerhöhe eine Ära zu Ende. 1953 wurde dort zunächst ein Sanatorium für Lungenkranke eingerichtet. In den 1980er Jahren entwickelte sich die Lungenheilanstalt in ein Zentrum für die Behandlung von Lungen- und Bronchialerkrankungen. Zehn Jahre später wurde der Bau für rund 50 Millionen Euro modernisiert und erweitert. Heute hat die Klinik nach eigenen Angaben 202 Betten und versorgt jährlich 9000 Patienten stationär. Menschen mit Lungenkrebs werden hier schwerpunktmäßig behandelt.

Was aus den leer werdenden Flächen auf der Gerlinger Schillerhöhe wird, ist offen. Die Klinik liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum neurologischen Rehabilitationskrankenhaus, den Schmieder Kliniken. Am Standort soll festgehalten werden. „Ein klares Ja zur Schillerhöhe“, sagt Alscher. Wie die Räume des Akutbereiches künftig genutzt werden, werde geprüft. „Es gibt eine neurologische Rehabilitation in der Schmieder Klinik und am Robert-Bosch-Krankenhaus eine geriatrische, aber es gibt keine Reha für Lungenerkrankungen“, sagt Alscher. Die Schillerhöhe könnte also, stadtnah im Grünen gelegen, ihren Standort ausspielen. Würde die Schillerhöhe tatsächlich zu einer Rehaklinik, ist ihm zufolge aber offen, ob sie im Bestand oder in einem Neubau entsteht.

Bedarf für eine Lungenreha wird gesehen

Das Gebäude hat seine Wurzeln im Nationalsozialismus. Ursprünglich als Gebietsführerschule der Hitlerjugend konzipiert, wurde es nie fertig gebaut: Der Rohbau stand bis in die späten 1940er Jahre hinein leer – bis die Landesversicherungsanstalt ein Sanatorium einrichtete.

Der Bedarf für eine Lungenrehaklinik sei gegeben, ist sich Godehard Friedel sicher. Friedel war 13 Jahre lang Chefarzt der Abteilung für Thoraxchirurgie auf der Schillerhöhe. Patienten, die noch im Arbeitsleben stünden, fragten zunehmend eine wohnortnahe Reha nach. Friedel ging zum Jahresbeginn in den Ruhestand. Sein Nachfolger ist Gerhard Preißler. Er kam vom Klinikum Großhadern. Dort verantwortete er das zweitgrößte Lungentransplantationszentrum Deutschlands.