In Facebook-Gruppen organisieren sich die Anhänger der Rockfabrik, bis zu 5000 Mitglieder wurden binnen weniger Tage mobilisiert. Foto: StZ

Der Ludwigsburger Kultschuppen Rockfabrik soll bis zum Jahresende schließen – das mobilisiert landesweit die Fans. Facebookgruppen, Online-Petition, Demonstration, Benefizkonzert: Alles scheint denkbar.

Ludwigsburg - Die Nachricht über die drohende Schließung der Ludwigsburger Rockfabrik (Rofa) zum Jahresende hat ein riesiges Echo in den sozialen Netzwerken ausgelöst. Am Dienstagabend haben sich auf Facebook zwei Gruppen formiert, in denen eine große Welle der Solidarität rollt. Tausende melden sich, wollen Aktionen starten, Flyer verteilen, ehemals in der Rofa gastierende Bands und überregionale Medien anschreiben, ein Benefizkonzert auf die Beine stellen – und eine Demonstration organisieren. Sogar eine Online-Petition zur Erhaltung der Rofa ist gestartet, der sich gut 20 000 Unterzeichner angeschlossen haben.

„Es ist der helle Wahn, was hier grad abgeht, und ich bin überwältigt“, schreibt der Administrator der Facebook-Gruppe „Die Rofa lebt“, der binnen weniger Tage 5000 Menschen beigetreten sind. Die Organisatoren haben ein gleichnamiges Bündnis gegründet, spätestens im Oktober wollen sie eine Kundgebung abhalten. Nun müssen die Organisatoren versuchen, die Vielzahl der angekündigten Aktivitäten zu koordinieren. In Marbach formierte sich eine eigene Facebook-Community namens „Rettet die Rockfabrik“.

Widerstand in Facebook-Gruppen

Auf Facebook organisiert sich nicht nur der Widerstand gegen die mögliche Schließung, die Rofa-Gänger teilen über die Social-Media-Plattform auch ihre Erinnerungen und Erfahrungen. „Es gibt keine andere Disko, die so unkompliziert ist wie die Rofa“, schreibt eine Nutzerin. Eine Lehrerin beschreibt in einem Kommentar zu der Onlinepetition, dass die Rockfabrik vor allem für vermeintliche Außenseiter ein Zufluchtsort ist: „Die Rofa ist seit Jahrzehnten oft die erste und wichtigste Zuflucht junger Menschen alternativer Musikszenen.“

Nicht alle Fans gehen auch in die Rofa

Nicht nur Menschen aus dem Kreis Ludwigsburg machen sich dafür stark, dass die Diskothek erhalten bleibt. Rockfans aus ganz Deutschland und sogar darüber hinaus melden sich online zu Wort. „Als ich in der Armee in Ludwigsburg stationiert war, wurde die Rockfabrik mein Zuhause“, schreibt ein ehemaliger US-Soldat. Die landesweit aktive Band The Pinstripes äußert sich auf ihrer Facebook-Seite und schreibt: „Rofa soll leben, jetzt zählt jede Stimme.“ Die Rockinitiative Leutenbach aus dem Rems-Murr-Kreis, die das Dalmstock-Open-Air organisiert, unterstützt die Petition ebenfalls. Selbst Musiker wie der Heavy-Metal-Sänger Jeff Scott Soto haben ihre Unterschrift unter die Erhaltungs-Forderung gesetzt.

Die OB-Kandidaten kämpfen auch für die Rofa

Das Thema hat auch den Ludwigsburger OB-Wahlkampf erreicht. Der Amtsinhaber Werner Spec (Freie Wähler) erklärt: „Die Rockfabrik ist eine Instanz in Ludwigsburg. Ich kann gut verstehen, wenn deren Ende viele bedauern würden.“ Er will das Gespräch mit dem Eigentümer des Gebäudes suchen, dem Unternehmer Max Maier. Doch sogar der Rathauschef hat diesen bislang nicht erreicht.

Der Herausforderer Matthias Knecht hat die Online-Petition zur Rettung der Rockfabrik unterzeichnet. „Sie ist ein Stück Ludwigsburger Kulturgeschichte und weit über die Stadtgrenzen bekannt und beliebt“, schreibt er auf Facebook. Unbedingt müsse die Stadt für die Erhaltung kämpfen. Der 26-jährige Student und OB-Kandidat Jakob Novotny sagt: „Wir brauchen ein Konzept, wie die Rockfabrik langfristig überlesen kann.“ Er will dazu ein Netzwerk mit kreativen Machern in der Stadt knüpfen – und notfalls eine alternative Location suchen.

Manche weisen aber auch darauf hin, dass Besucherzahlen und Einnahmen seit Jahren rückläufig sind. Ein User schreibt: „Ihr kauft billigen Fusel im Kaufland, anstatt in der Rofa Umsatz zu machen.“