Die Wüstenrot-Baustelle bei Kornwestheim und Ludwigsburg nervt die Anwohner. Foto: Peter Meuer

Die Anwohner der Wüstenrot-Baustelle in Kornwestheim reicht es: Lärm und Staub gibt es täglich. Zudem ist in den Gebäuden aus den 70er Jahren Asbest verbaut worden. Nun droht zusätzlicher Ärger.

Kornwestheim - Sie wohnen ganz am Rande der Stadt und sind doch mittendrin – im Baustellenbetrieb, der sich nicht nur vor ihrer Haustür abspielt, sondern nächtens auch auf der Rückseite ihrer Häuser an den Bahngleisen. „Wir müssen in diesem Sommer einiges ertragen“, sagt Anwohner Friedhelm Hoffmann.

Gen Westen blicken die Nachbarn des Wüstenrot-Hochhauses auf die Baustelle des W & W-Campus. Der Finanzkonzern will hier alle Aktivitäten konzentrieren und verlagert auch die 2000 Mitarbeiter aus Stuttgart auf das neue Gelände. Am Ende sollen 5000 Angestellte dort arbeiten, 2023 sollen die neuen Gebäude fertig sein. Erst wuchsen die Neubauten – zwei große Bürohäuser und zwei Parkhäuser – in die Höhe, dann machte sich Wüstenrot an den Abriss der bestehenden Bürogebäude. Die Anwohner der Ludwigsburger Straße können ihre Uhr nach den Bauarbeiten stellen. Um 6.30 Uhr geht’s los, um 18.30 Uhr ist Feierabend. Samstags wird bis 13 Uhr gearbeitet.

Asbest ist gleich zu Beginn der Arbeiten entfernt worden

Jüngst trauten sie ihren Augen nicht, als die Arbeiter – trotz der Hitze – in Vollschutzanzügen und mit Atemmasken zugange waren. „Es darf vermutet werden, dass es sich hier um Asbest-Verkleidungen handelte“, schreibt Friedhelm Hoffmann und beklagt, dass die Anwohner nicht benachrichtigt worden sind.

In der Tat: Asbest war in den aus den 1970er-Jahren stammenden Bürogebäuden verbaut worden. Der, so antwortet eine W & W-Sprecherin auf Anfrage unserer Zeitung, sei aber schon bei der Entkernung – also vor dem Abriss mit Großgerät – fach- und sachgerecht ausgebaut und entsorgt worden. „Das erfolgte entsprechend den Verordnungen bei verhüllten Gebäuden, um ein Austreten des Stoffes zu verhindern.“ Die von den Nachbarn beobachtete Ausstattung der Arbeiter mit Schutzkleidung sei dem Umstand geschuldet, dass diese im Zuge der Abbrucharbeiten mitten in einer staubbehafteten Umgebung gearbeitet und sich so vor dem direkten Kontakt mit feinem Betonstaub geschützt hätten. Das Landratsamt bestätigt, dass alles mit rechten Dingen zugegangen sei. „Wir haben uns davon überzeugt, dass die Arbeiten nach dem Stand der Technik erfolgten, so dass keine Asbest-Fasern in die Umwelt kommen konnten“, sagt Pressesprecher Markus Klohr. Da für die Nachbarschaft jegliche Gefährdung durch Schadstoffe ausgeschlossen werden konnte, sei sie auch nicht informiert worden.

Die Bahn richtet ein Lager hinter den Wohnhäusern ein

Dreck und Lärm haben die Anwohner der Ludwigsburger Straße aber auch hinter ihren Häusern. Dort hat die Deutsche Bahn ein Baustofflager eingerichtet. Sie lagert hinter den Gärten der Häuser Kies und Bahnschwellen, liefert immer mal wieder an und holt Material ab, gerne auch mitten in der Nacht. Warum die Bahn ausgerechnet das hinter den Wohnhäusern macht, eine Antwort darauf bleibt das Staatsunternehmen schuldig. Eine Anfrage unserer Zeitung vom Mittwoch hat die Bahn bis zum gestrigen Tag nicht beantwortet. Für Lärmbeschwerden sieht sich das Landratsamt nicht zuständig. Das sei eine Angelegenheit des Eisenbahnbundesamtes.

Nächstes Problem: Straßen werden erneut aufgerissen

Die Nachbarn aus der Ludwigsburger Straße, müssen sich auf noch mehr Ungemach einstellen. Die Stadtwerke werden in den kommenden Wochen die Fahrbahnaufreißen, um neue Leitungen zu verlegen. Und das ärgert die Kornwestheimer aus dem Norden der Stadt ganz besonders, sind doch erst vor zwei Jahren die Fernwärmeleitungen für Wüstenrot verlegt worden. Anschließend wurde die Straße frisch geteert, um gerade einmal 24 Monate später wieder aufgerissen zu werden. Die Stadtwerke wollen die bestehenden Wärmenetze im Versorgungsgebiet zusammenlegen.

Autos und Fenster, schreibt Friedhelm Hoffmann in seinem Brief, könnte man alle drei Tage putzen. Unterstützung dabei hat bisher noch keiner der Verursacher zugesagt.