Insgesamt waren an der Großaktion 700 Einsatzkräfte beteiligt. Foto: 7aktuell.de/Simon Adomat

Kontrollen beim Alkoholverkauf, auf der Bundesstraße und in Zügen: Rund 700 Einsatzkräfte waren am länderübergreifenden Sicherheitstag beteiligt. Welche Erfolge die Aktion hatte – und warum sich manche darüber aufregen:

Rems-Murr-Kreis - Erschrocken weiten sich die Augen des Verkäufers, als er den gezückten Ausweis des Polizeihauptmeisters Jürgen Weber sieht. Der Grund für dessen Besuch: Die beiden Mädchen, die kurz zuvor mit einer Wodkaflasche an der Kasse des Discounters in Welzheim standen, waren Testkäuferinnen – und erst 16 Jahre alt. Doch der junge Mann am Scanner hat nichts zu befürchten. Nach einem Blick auf den Ausweis der Mädchen mussten diese ohne harten Alkohol nach draußen. „Sie haben vorbildlich gehandelt, wie man es sich wünscht“, erklärt Weber.

Die Testkäufe sind Teil einer Großaktion in fünf Bundesländern, an der sich das Polizeipräsidium Aalen beteiligt hat. 24 Stunden lang, von Dienstag- bis Mittwochmorgen, sind in den Kreisen Rems-Murr, Ostalb und Schwäbisch Hall rund 700 Polizisten, Zöllner, Zugkontrolleure und THW-Mitarbeiter im Einsatz. Auf dem Programm stehen unter anderem Infoveranstaltungen, Fahndungen und groß angelegte Kontrollen im Verkehr, an Bahnhöfen, in Zügen und Gaststätten.

Die Aktion soll das öffentliche Sicherheitsgefühl erhöhen

„Durch zielgerichtete und ganzheitliche Kontrollen sollen Straftaten und Sicherheitsstörungen im öffentlichen Raum reduziert und das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger verbessert und gestärkt werden“, heißt es in einer Mitteilung. Was das mit den Testkäufen zu tun hat? „Wenn Alkohol im Spiel ist, sinkt die Hemmschwelle“, erklärt der Polizeisprecher Ronald Krötz. Der Vizechef eines kontrollierten Discounters ergänzt: „Bier reicht den Jugendlichen zum Vorglühen heute nicht mehr.“

Nur wenige Kilometer weiter, an der B 14 zwischen Korb und Winnenden, stehen im Berufsverkehr etliche Beamte und winken Autos heraus. Sie suchen nach Autofahrern, die unter Drogen stehen, und solchen, die zur Fahndung ausgeschrieben sind. Der Stau, der deswegen entsteht, reicht bis hinter den Fellbacher Kappelbergtunnel. Schon kurz nach Beginn wird in einschlägigen Facebookgruppen vor der Aktion gewarnt. Dort regen sich viele auf: „So kann man dem arbeitenden Volk auch den Feierabend rauben“, schimpft einer. „Dafür wurden einige gekrallt, die mit ihrem Fehlverhalten dein ganzes Leben nehmen könnten“, entgegnet eine andere Nutzerin.

Die Aktion ist teilweise symbolisch – aber einige Fische gehen ins Netz

Die Aktion hat großen Symbolcharakter: An der Kontrollstelle an der B 14 geben der Polizeipräsident Reiner Möller und der Staatssekretär Wilfried Klenk (CDU) Interviews, Radiosender und Zeitungen sind eingeladen, die Kontrollen zu begleiten. Die Polizei erhofft sich ein großes Echo: „Auch die Leute, die nicht kontrolliert werden, sollen einen Aha-Effekt haben“, sagt Ronald Krötz. Schreibtischarbeit und anderweitige Ermittlungen müssten an diesem Tag warten.

Tatsächlich gehen einige Fische ins Netz. Zum Beispiel gegen 20.45 Uhr: da hält ein Auto mit vier Insassen nicht an. Die Polizei kann es stoppen und die Polizisten stellen fest: Der Fahrer steht unter Drogen, am nicht versicherten Fahrzeug sind obendrein gestohlene Nummernschilder angebracht.

Bei den Alkohol-Testkäufen hält sich die Mehrzahl der Geschäfte an die Gesetze – etwa eine Tankstelle in Rudersberg. Auch hier bekommt der Chef ein Lob von Weber und seiner Kollegin, der Polizeihauptmeisterin Anja Spielvogel. Er nimmt die Kontrolle mit Humor: „Wollt ihr’n Schnaps?“, ruft er den Testkäuferinnen hinterher, als diese abziehen. Weber und Spielvogel schmunzeln. Ein bisschen.

Die Ergebnisse der Großaktion

Schwerpunkte: Kontrollen gab es an der B 14, an der A 6 sowie unter anderem in Kneipen, Bordellen, Spielhallen, Wohngebieten und Zügen.

Aufwand: Es wurden mehr als 2000 Menschen, 800 Autos, 149 Gaststätten und 13 Wohnungen kontrolliert.

Ergebnis: Die Aktion zieht 159 Verfahren wegen Straf- und 508 wegen Ordnungswidrigkeiten nach sich. Die Polizei konnte fünf Haftbefehle vollstrecken – etwa gegen einen Reichsbürger, der Geldstrafen ignoriert hatte. Auch stieß sie auf vier Kinder in einer verwahrlosten Wohnung.

Zahlen: Die Polizei stellte außerdem insgesamt 300 Gramm Cannabisprodukte, 80 Ecstasy-Tabletten, 114 Kilo Tabak, fünf Messer und andere Waffen sicher. Bei 53 Testkäufen bekamen Jugendliche 13 Mal Alkohol, sieben Mal Tabakwaren und zwei Mal Filme ohne Jugendfreigabe.