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Der Trainerwechsel hat seine Wirkung nicht verfehlt: Im ersten Spiel unter Christian Gross machte der VfB Stuttgart am Mittwoch das Achtelfinale der Champions League perfekt.

Stuttgart - Der Trainerwechsel hat seine Wirkung nicht verfehlt: Im ersten Spiel unter Christian Gross machte der VfB Stuttgart am Mittwoch das Achtelfinale der Champions League perfekt. Nach einem Traumstart hieß es am Ende 3:1 - doch die Aufgaben werden nicht leichter.

Es ist vielleicht nicht unbedingt angebracht nach diesem Abend - aber fangen wir doch mal mit den unbequemen Fragen an. Zum Beispiel mit dieser: Was, um alles in der Welt, hat diese Truppe des VfB eigentlich in den vergangenen Wochen gemacht? Eine Antwort: Ganz sicher nicht das, was sie am Mittwochabend zeigte.

Denn zumindest in der ersten Halbzeit der Partie gegen den FC Unirea Urziceni boten die Roten ihren Fans das Beste seit langem - und sicherten den so eminent wichtigen Einzug ins Achtelfinale der Champions League in aller Kürze. 1:0, 2:0, 3:0 - es war kaum zu glauben. Und draußen an der Linie stand ein Schweizer, der gar nicht so schnell realisieren konnte, welch großes Glück ihm da gerade widerfuhr.

Gerade einmal drei Trainingseinheiten hatte der neue Trainer des VfB ja nur Zeit gehabt, um seine Mannschaft kennenzulernen, sie "zu spüren", wie er sagt, und sie so einzustellen, dass die deprimierenden Wochen rausfinden aus den Köpfen. "Es waren", sagte der Coach, "kurze Ansprachen - aber deutliche." Er hat sich in der Kürze der Zeit aufs Wesentliche konzentriert - was anscheinend völlig ausreichte.

Dabei gibt es für eine Mannschaft, die ein Spiel unbedingt gewinnen muss, ja einiges an Wesentlichem. Hohe Laufbereitschaft, Spielfreude, Zug zum Tor, auch Disziplin und natürlich ordentlich viel Selbstvertrauen. Man könnte auch sagen: all das, was dem VfB zuletzt fehlte. Aber es ist eben eines dieser faszinierenden Geheimnisse des Fußballs, dass die Vergangenheit von heute auf morgen plötzlich wie weggewischt sein kann. Dass ein Neustart mit einem neuen Coach funktioniert, so rätselhaft das manchmal anmutet. Christian Gross jedenfalls hat seine Wirkung nicht verfehlt. "Er ist ein positiver Mensch, der auf die Spieler einen positiven Eindruck macht", sagte der eingewechselte Zdravko Kuzmanovic

Mit viel Tempo, großem Einsatz, viel Willen und auch selbstbewusst präsentierte sich das Team der Roten gegen den rumänischen Meister. Und das Team aus Urziceni war darauf offensichtlich überhaupt nicht vorbereitet - was der VfB auch endlich mal zu nutzen wusste. Und zwar konsequent.

5. Minute: Der bärenstarke Sami Khedira flankte, Ciprian Marica köpfte ein - 1:0.

8. Minute: Der überraschend in der Startelf stehende Timo Gebhart leitete einen Konter ein, Christian Träsch schloss ab - 2:0.

11. Minute: Khedira diesmal flach auf Pawel Pogrebnjak, der spielt zwei Mann aus und tunnelt den rumänischen Keeper - 3:0.

Unglaublich - aber wahr. Der gut fünf Millionen Euro wertvolle Einzug ins Achtelfinale der Königsklasse, das am 18. Dezember in Nyon ausgelost wird und in dem den Roten ein Gruppenerster zugelost werden wird, war praktisch perfekt. Und die Versöhnung mit den zuletzt so wütenden Fans kam auch in Gang. Vor und nach der Partie blieb es jedenfalls völlig ruhig.

Es schien ein wahrer Festtag zu werden. Aber ganz so befreit von den Lasten der vergangenen Wochen ist der VfB noch nicht. Die erste Hälfte verlief noch weitestgehend souverän, doch dann schlichen sich wieder Fehler ein ins Spiel der Roten, Unirea kam gleich nach der Pause zum Anschlusstreffer durch Antonio Semedo, die klare Linie ging immer mehr verloren - und der VfB verpasste es trotz einiger guter Chancen, den Sack endgültig zuzumachen. Plötzlich war zumindest wieder zu erahnen, was diese Mannschaft zuletzt derart hat abrutschen lassen. Aber immerhin: Wirklich in Gefahr geriet der Sieg nicht mehr. "Insgesamt war es ein richtig gutes Spiel", sagte Manager Horst Heldt, "jeder hat alles gegeben."

Es zeigte aber auch: Ein Wunderheiler ist auch Christian Gross nicht. Der VfB gehört nun zwar zu den besten 16 Mannschaften Europas, die eigentliche Herkulesaufgabe wartet allerdings noch auf den Schweizer: die Wende in der Liga. "Es stimmt noch einiges nicht", sagte Gross, "aber ich hoffe, dass uns dieser Sieg Schwung gibt." Am Sonntag (15.30 Uhr) muss der VfB in Mainz ran - und sich weiter steigern.