Wer geimpft ist, hat gute Chancen, von der Grippe verschont zu bleiben. Foto: dpa

Husten, Fieber und Kopfschmerzen: Das sind die typischen Symptome einer Grippe. Auch in diesem Winter wird es wieder viele Menschen erwischen. Die Krankenhäuser im Kreis haben einen Notfallplan entwickelt.

Ludwigsburg - Die Kliniken in den Kreisen Ludwigsburg und Karlsruhe sowie im Enzkreis wappnen sich für die nächste Grippe-Epidemie. Wann sie ausbreche und wie viele Menschen davon betroffen sein werden, könne man zum heutigen Zeitpunkt natürlich nicht sagen. „Fest steht aber, dass wieder eine Grippe-Welle kommen wird, und da dieses Szenario aus der Erfahrung heraus planbar ist, kann man das nun auch bewältigen“, sagte Jörg Martin, der Geschäftsführer der Regionalen Kliniken Holding (RKH), am Mittwoch bei der Vorstellung eines Notfallplans.

Etwa 500 Influenza-Patienten mussten im vergangenen Jahr während der etwa sechs Wochen andauernden Grippewelle stationär in den neun Kliniken der RKH behandelt werden. Fünf dieser Krankenhäuser liegen im Landkreis Ludwigsburg, vier im Landkreis Karlsruhe und im Enzkreis.

Morgens um 9 Uhr waren alle Betten belegt

Das Krankenhaus in Bruchsal etwa musste am 2. März dieses Jahres um 9 Uhr morgens vermelden: „Nichts geht mehr.“ Die Betten waren zu 97 Prozent ausgelastet, normal sind 80 bis 90 Prozent, die Wartezeit in der Zentralen Notaufnahme betrug fünf bis zehn Stunden. Auch in Ludwigsburg war das Haus voll, es mussten Operationen abgesagt werden und das Klinikpersonal hatte größte Mühe, die Patienten aufzunehmen, berichtet Martin. Insgesamt waren im vergangenen Jahr in Baden-Württemberg knapp 36 000 Menschen an Influenza erkrankt.

Sollte es erneut zu einer Epidemie kommen, sieht der RKH-Notfallplan drei Stufen vor. Sind alle Betten belegt und liegt eine große Zahl an Erkrankungsfällen vor, tritt zunächst Stufe eins in Kraft. Dann sollen möglichst viele Betten durch Entlassungen frei gemacht und Grippe-Patienten auf verschiedene Stationen und auf den Fluren verteilt werden. Auch die Zusammenlegung der Grippe-Kranken in einem bestimmten Bereich sei möglich („Kohortenisolierung“). Das Personal soll verstärkt werden, indem die Rufbereitschaft in sogenannte Präsenzdienste umgewandelt sowie Krankenpflegeschüler und Leiharbeitskräfte geholt werden.

Der Notfallplan hat drei Stufen

Reicht dies nicht aus, greift Stufe zwei: Dann wird täglich die Personal- und Belegungssituation an allen RKH-Standorten abgeglichen. „Wir werden prüfen, ob wir Patienten innerhalb der RKH verlegen können und die Landratsämter informieren“, sagt Jörg Martin. Eine „Super-Telefonkonferenz“ mit den Regionaldirektoren, dem Katastrophenschutzkoordinator und den Gesundheitsämtern wird in Stufe drei abgehalten. Dann werden die Geschäftsführer der umliegenden Unikliniken und Klinikverbünde ins Boot geholt. „Da zählen wir auf den Netzwerk-Gedanken und hoffen auf gute Zusammenarbeit.“

Die meisten Klinik-Mitarbeiter sind nicht geimpft

Problematisch bei Epidemien seien die hohen Patienten-Zahlen, aber auch das krankheitsbedingt geschrumpfte Personal. Nicht einmal zehn Prozent der Klinik-Mitarbeiter seien im vergangenen Jahr gegen Grippe geimpft gewesen, heute liegt die Impfquote bei etwa 22 Prozent. „Die Impfskepsis unter unseren Mitarbeitern ist extrem hoch, daran müssen wir noch arbeiten“, so Martin. Das wiederum ist derzeit gar nicht möglich: Beim Grippe-Impfstoff gibt es zurzeit einen Lieferengpass.