Nur vordergründig umweltfreundlich: Tatsächlich ist der Segeltrip nach New York sehr aufwändig Foto: AFP

Die Kritik an Greta Thunbergs Segeltörn ist berechtigt, meint unser Kommentator Rainer Wehaus. Große Gesten und symbolische Aktionen helfen in der Klimapolitik nicht weiter.

Stuttgart - Nur wenige Tage auf See und schon hat die neue Ikone der Klimaschutz-Bewegung mit Gegenwind zu kämpfen. Der Segeltörn von Greta Thunberg (16) zum UN-Klimagipfel nach New York sei alles andere als ökologisch, rechnen Kritiker vor. Allein um die Hightech-Jacht zurück über den Atlantik zu segeln, müssen mindestens drei frische Crew-Mitglieder nach New York geflogen werden. Zudem werden mindestens zwei Mitglieder der jetzigen Crew von New York aus nicht einfach nach Südamerika zum nächsten Klima-Gipfel weiterziehen, wie dies Thunberg vorhat. Auch sie werden nach Angaben der Crew nach Europa zurückfliegen.

Hauptsache spektakulär

Greta Thunberg löst also allein schon dadurch mit ihrem Segeltörn mehr Flüge aus als wenn sie sich mit ihrem Vater einfach in einen Jumbo nach New York gesetzt hätte. Vom riesigen Medienrummel ganz zu schwiegen, den es beim Ablegen im englischen Plymouth gab und der Thunberg auch in New York erwarten wird. Wobei dieser Medienrummel natürlich gewollt ist. Thunberg wählte auch deshalb ein möglichst spektakuläres Fortbewegungsmittel, um weiterhin Aufmerksamkeit zu erregen und ihre Botschaft verbreiten zu können. Insofern versteht man den PR-Manager des Segelteams, Andreas Kling, wenn er die Vorwürfe gegen Thunberg „billig“ nennt.

Wenig nachhaltig

Andererseits wurde der Segeltörn im Vorfeld sehr wohl als eine besonders ökologische Art der Fortbewegung verkauft. Das aber ist er unter dem Strich nicht. Die Kritik an Thunberg ist daher berechtigt. Die glorifizierte 16-Jährige hat auch ohne Schule schon wieder was gelernt: Manche heben einen nur in die Höhe, damit man auch schön tief fallen kann. Große Gesten und symbolische Aktionen reichen zudem nicht aus, um wirklich nachhaltig etwas zu bewegen. Dafür braucht es Substanz.

rainer.wehaus@stuttgarter-nachrichten.de