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Die versuchsweise Einführung von islamischem Religionsunterricht an einzelnen Grundschulen in Baden-Württemberg ist offenbar ein voller Erfolg.

Stuttgart - Die versuchsweise Einführung von islamischem Religionsunterricht an einzelnen Grundschulen in Baden-Württemberg ist offenbar ein voller Erfolg. Das Projekt ist aber noch immer ein relativ zartes Pflänzchen, das nur langsam wächst.

Die Zustimmung steigerte sich von Jahr zu Jahr. Waren die Erwartungen der zwölf Schulleitungen an das Modellprojekt nach dem zweiten Jahr noch zu 70 Prozent erfüllt worden, so sind es mittlerweile 100 Prozent. Auch zwei Drittel der befragten muslimischen Eltern sind zufrieden. Weitere 18 Prozent sehen ihre Erwartungen sogar übertroffen. Von den inzwischen 900 Schülern wiederum gaben 90 Prozent an, dass ihnen der islamische Religionsunterricht sehr gut oder gut gefallen habe.

Das alles steht in der Vorlage des Kultusministeriums fürs Landeskabinett, das auf seiner nächsten Sitzung am Dienstag entscheiden soll, wie es mit dem Modellversuch weitergeht. Eine landesweite Ausdehnung ist bis auf weiteres nicht möglich, denn dafür verlange das Grundgesetz "eine klare Organisationsform mit der Qualität eines Ansprechpartners, der autorativ in religiös-theologischen Fragen Auskunft geben und beraten kann", wie es in der Vorlage heißt. Diese Organisation haben die diversen muslimischen Verbände bis heute nicht zustande bekommen. Das Land wird daher nächste Woche einmal mehr an die Verbände appellieren, ihre Bemühungen diesbezüglich zu verstärken.

Bremsender Faktor ist auch die Zahl der Lehrkräfte. Seit dem Wintersemester 2007/2008 wird an den Pädagogischen Hochschulen (PH) in Karlsruhe, Ludwigsburg und Weingarten das Fach "Islamische Religionspädagogik" angeboten. Derzeit sind dort 57 Studierende eingeschrieben, erste Abschlüsse gibt es auch schon. Doch für große Sprünge reicht das nicht. Deshalb wird erwogen, dass auch die PH in Freiburg ab dem Wintersemester 2010/11 islamische Religionslehrer ausbildet. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen, heißt es.

Die Pädagogische Hochschule in Karlsruhe, die den Modellversuch nunmehr im vierten Jahr auswertet, empfiehlt dem Land eine Verdopplung der Zahl der Standorte - bevorzugt natürlich in Räumen mit hohem Anteil an Muslimen und möglichst in Nähe jener pädagogischer Hochschulen, die die entsprechenden Lehrkräfte ausbilden.

Weniger bis nicht betroffen von den praktischen Problemen ist die Glaubensgemeinschaft der Aleviten, die an zwei der zwölf Grundschulstandorte Religionsunterricht gibt und unter dem Betriff "Muslime" eingeordnet werden. Die Aleviten haben eine klare Organisationsstruktur und sind daher in Deutschland als Religionsgemeinschaft anerkannt. Solange sie sich an die staatlichen Rahmenbedingungen halten, können sie also ihren Religionsunterricht ausbauen und anbieten, wo sie wollen.

Die Probleme beziehen sich fast ausschließlich auf die Sunniten, die die größte Glaubensrichtung im Islam darstellen. Ihnen fehlte eine entsprechende Struktur. Vor allem eine Ausdehnung ihres Religionsunterrichts auf weiterführende Schulen, wie er an fünf Standorten der zehn Standorte erwogen ist, ist daher schwierig. Trotzdem will man es versuchen, auch weil die beteiligten Lehrer sagen, dass es die muslimischen Eltern nicht verstehen würden, wenn das Angebot nach der vierten Klasse abbreche.