Die Parkplätze auf der Stuttgarter Straße sind beliebt. Doch der Gemeinderat möchte mehrheitlich auf einige Stellflächen verzichten. Foto: Torsten Ströbele

Im Bezirksbeirat entbrannte erneut eine Diskussion um den Wegfall von 15 Stellflächen auf der Einkaufsmeile. Auch der Gewerbe- und Handelsverein wurde aktiv und hat 4000 Unterschriften für den Erhalt gesammelt – jedoch ohne zählbaren Erfolg.

Stuttgart-Feuerbach - Wird der Wegfall von 15 Parkplätzen in der Stuttgarter Straße für das Sterben der Feuerbacher Einkaufsmeile sorgen? An dieser Frage scheiden sich die Geister – nicht nur im Bezirksbeirat.

Einig sind sich Lokalpolitiker und Bürger nur in einem Punkt: Die Stuttgarter Straße muss an einigen Stellen attraktiver werden, um auch in Zukunft überlebensfähig zu sein. Die Stadtverwaltung plant nun, im Kreuzungsbereich mit der Grazer Straße die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Der Verkehrsplaner Rainer Wallisch war deshalb vergangene Woche erneut im Bezirksbeirat zu Gast, um den aktuellen Stand vorzustellen. Eine neue Haltestelle für den Ortsbus inklusive Wartehäuschen könne er sich vorstellen – genauso wie sechs neue Bäume, 30 Bügel für insgesamt 60 Fahrräder und einen Trinkbrunnen. „Das sind nur Vorschläge. Darüber können wir gerne diskutieren“, sagte Wallisch. Eine erneute Parkplatz-Diskussion sei allerdings müßig, denn der Gemeinderat habe mittlerweile entschieden, dass insgesamt 15 Stellflächen entfallen sollen.

Doch einige Bezirksbeiräte wollten das nicht akzeptieren. Die FDP hatte sogar einen Antrag zum Thema eingebracht: Die Neugestaltung des Bereichs an der Stuttgarter/Grazer Straße soll so werden, „dass das aus der Bevölkerung und von den Gewerbetreibenden geäußerte Interesse an den Kfz-Stellplätzen berücksichtigt werden kann“. Der Gewerbe- und Handelsverein habe 4000 Unterschriften für den Erhalt der Parkplätze gesammelt. „Der Bedarf ist auf jeden Fall da. Die Stellflächen sind für Betriebe und Anwohner unverzichtbar“, sagte Jürgen Reichert (FDP). Und seine Ratskollegin Gabriele Heise ergänzte: „Ich halte nichts von der aktuellen Planung. Stichwort Realitätsverweigerung. Es geht an dieser Stelle nicht ohne Autos.“ Falls die aktuellen Pläne der Stadtverwaltung umgesetzt werden, sehe sie über kurz oder lang ein Praxen- und Ladensterben rund um die Einkaufsmeile. Das sah auch der Geschäftsführer der Schuh-Sport-Striegel GmbH, Markus Müller, so: „Wir haben die Unterschriften in nur sechs Wochen gesammelt. Wenn wir das ein Jahr lang getan hätten, hätten wir sicher die Unterschriften von zwei Dritteln der Feuerbacher Bevölkerung zusammenbekommen.“ Der Tenor der Befragten sei gewesen, dass sie nicht mehr nach Feuerbach kommen würden, wenn die Parkplätze wegfallen. „Wir haben viele Kunden aus dem kompletten Stuttgarter Norden, aus Korntal, Gerlingen und Ludwigsburg. Die würden dann lieber in die Innenstadt fahren oder ihre Ware im Internet kaufen“, sagte Müller.

Anfang 2020 geht die Diskussion in die nächste Runde

Reiner Götz (Grüne) konnte die Bedenken verstehen: „Klar, diese Veränderung ist nicht ohne Risiko.“ Aber man könne nicht so weitermachen wie bisher. Auch die Parkplätze hätten den Trading-Down-Effekt nicht aufgehalten. Es werde eine Veränderung im Mobilitätsverhalten der Bürger geben. Darauf müsse man reagieren. Das Ergebnis der Unterschriftenaktion relativierte er: „Es kommt natürlich immer darauf an, wen man fragt und was.“ Selbstverständlich wären die Leute für den Erhalt der Parkplätze, die dort gerade ihr Fahrzeug abgestellt haben. „Ja, es wird eine Operation am offenen Herzen. Ich weiß nicht, ob die Stuttgarter Straße das überleben wird. Aber ich glaube fest an eine positive Wirkung“, betonte Götz. Man müsse auf jeden Fall die umliegenden Parkhäuser ertüchtigen und auf die bestehenden Parkflächen verweisen.

Und auch Martin Härer (SPD) sprach sich für den Wegfall der Parkplätze aus: „Der öffentliche Raum gehört allen Menschen. Nicht nur den Autofahrern.“ Die Marktstraße in Bad Cannstatt und die Königstraße in der Innenstadt seien doch auch nicht verwaist, obwohl dort keine Parkplätze zu finden seien.

Am Ende stimmten die Bezirksbeiräte noch einmal über den Erhalt der Parkplätze ab. Bei neun Nein- und neun Ja-Stimmen wurde der FDP-Antrag abgelehnt. Rainer Wallisch war sich im Vorfeld sicher, dass – wenn überhaupt – nur ein deutliches Votum noch beim Gemeinderat dafür sorgen könnte, die 15 Stellflächen nicht zu streichen. Das war nicht der Fall.

Wallisch kündigte an, dass er Anfang 2020 wieder vorbeikommen werde, um über die Pläne rund um den Kreuzungsbereich Stuttgarter/Grazer Straße zu diskutieren: „Wir lassen uns nicht entmutigen.“