Das Alte Rathaus im Januar 2014. Damals gab es eine Serie von Farbschmierereien. Rund 50 Hausbesitzer in der Cannstatter Altstadt meldeten illegale Graffiti. Foto: CZ-Archiv

Illegale Graffiti sind auch in den Stadtbezirken ein Problem. Vor vier Jahren zum Beispiel gab es eine Serie von Farbschmierereien in der Cannstatter Altstadt. Für die betroffenen Hausbesitzer sind Graffiti ärgerlich. Die Stadt verspricht ihnen Hilfe bei der Beseitigung.

Bad Cannstatt - Das Thema Farbsprühereien ist selbst in der Landeshauptstadt, die sicher nicht zu den Graffiti-Hochburgen Deutschlands zählt, ein immer wiederkehrendes Problem. Und zwar nicht nur an entlegenen Stellen im Stadtgebiet. So meldeten sich im Januar 2014 rund 50 Bewohner der Cannstatter Altstadt, deren Gebäude Opfer von Farbschmierereien geworden sind. Darunter auch das Alte Rathaus, das nur ein halbes Jahr nach seiner fast dreijährigen Komplettsanierung wiedereröffnet worden war. Auch im Kurpark toben sich regelmäßig Sprayer aus. So etwa in der Wandelhalle oder am Daimler-Turm in den untereren Anlagen. Das Entfernen ist laut der Verantwortlichen beim Garten-, Friedhofs- und Forstamt nicht nur aufwendig, sondern auch teuer.

Kein Wunder, dass illegales Graffiti jedes Jahr deutschlandweit Schäden in Millionenhöhe verursachen. Problematisch wird es für die Gebäudebesitzer vor allem dann, wenn es sich beispielsweise um rassistische Sprüche handelt. Denn die müssen sofort entfernt werden. Zumeist zulasten der Hauseigentümer, denn nur selten werden die Täter, die oft nachts unterwegs sind, in flagranti erwischt. In Stuttgart konnten im vergangenen Jahr 74 illegale Graffiti-Sprayer ermittelt werden. Davon waren 44, die unter 21 Jahre alt waren – junge Menschen also, die sich über die Tragweite ihres Tuns und die Schäden oft keine Gedanken machen.

In der Landeshauptstadt unterstützt seit Neuestem ein Partnerverbund aus verschiedenen Institutionen die geschädigten Bürger mit der Initiative „Nein! Zu illegalen Graffiti“. Der Förderverein Sicheres und Sauberes Stuttgart, das Polizeipräsidium, Stadt, SBR, der Verein Haus- und Grund sowie Maler- und Lackiererinnung haben die Initiative ins Leben gerufen. Diese wird aktiv, wenn Flächen illegal besprüht wurden und die Geschädigten die Polizei hinzurufen oder sich im Internet über Hilfe informieren.

1588 Delikte angezeigt

„Die Beseitigung von illegalen Graffiti ist Teil unserer Sicherheitsvorsorge in Stuttgart“, betont Ordnungsbürgermeister Martin Schairer. Die Zahlen der polizeilich erfassten illegalen Graffiti sind im vergangenen Jahr wieder gestiegen. Wurden 2016 noch 1464 Taten angezeigt, gab es ein Jahr später mit 1588 Delikten eine Steigerung von 8,5 Prozent.

„Wir raten jedem, der von illegalen Graffiti betroffen ist, dies bei der Polizei anzuzeigen“, rät Ulrich Sauter vom Polizeipräsidium Stuttgart. Denn wer als Täter ermittelt wird, könne bis zu 30 Jahre lang für diese Tat finanziell haftbar gemacht werden. „Das lässt auch junge Leute aufhorchen“, meint Sauter, weshalb die Polizei über das Thema illegales Graffiti und seine Konsequenzen auch an Schulen informiere.

Falls ein Hausbesitzer Fabschmierereien entdeckt, so rät der Förderverein Sicheres und Sauberes Stuttgart zum unverzüglichen Entfernen. „Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass illegale Graffiti rasch weitere nach sich ziehen“, so der Vorsitzende Klaus Thomas. Ulrich Wecker, Geschäftsführer vom Stuttgarter Haus- und Grundbesitzerverein, kennt das Leid der Geschädigten: „Junge Täter müssen wissen, dass wir immer Strafantrag stellen und den Schaden auch dann eintreiben, wenn erst in ein paar Jahren Geld vorhanden ist.“

Kunstvolle Graffiti schreckt ab

Claus-Dieter Hauck vom Tiefbauamt: „Das Entfernen illegaler Graffiti im öffentlichen Raum stellt eine Daueraufgabe dar.“ Das wissen die Verwaltung und stelle unter anderem mit der „Hall of Fame“ unterhalb der König-Karls-Brücke legale Sprayflächen zur Verfügung. „Außerdem werden als präventive Maßnahme gemeinsam mit dem städtischen Graffitibeauftragten beispielsweise Flächen in Fußgängerunterführungen künstlerisch gestaltet.“ Der heißt Florian Schupp und wirbt in diesem Zusammenhang für den positiven Nutzen legaler Graffiti und empfiehlt: „Kunstvolle Graffiti an einer Fassade schreckt ab.“