Teamviewer muss nun einen neuen Finanzchef suchen. Foto: dpa/Stefan Puchner

Der Göppinger Softwarehaus Teamviewer hat massiv an Vertrauen bei den Analysten eingebüßt. Jetzt soll es einen Neustart geben – mit einem neuen Finanzchef.

Stuttgart - Oliver Steil gibt sich selbstkritisch: „Wir haben die Botschaft unserer Investoren klar verstanden und wissen, wo unsere Prioritäten liegen: Gemeinsam mit dem gesamten Führungsteam werden wir regelmäßig liefern, was wir versprechen. So können wir das Vertrauen zurückgewinnen, das wir in den vergangenen Wochen und Monaten eingebüßt haben“, sagt der Vorstandschef des Software-Anbieters Teamviewer, im Anschluss an eine Sitzung des Aufsichtsrats, in der Finanzchef Stefan Gaiser seinen Hut genommen hat.

Die Botschaft der Börse war auch unüberhörbar. Reihenweisen haben in den vergangenen Tagen die Finanzinstitute ihre Erwartungen für die Teamviewer-Aktie reduziert. So hat die US-Investmentbank Goldman Sachs das Kursziel für Teamviewer von 30,00 auf 14,50 Euro gesenkt. Die Deutsche Bank rechnet mit einem Kurs von 16,50 Euro und die britische Investmentbank Barclays von 20 Euro. Der Absturz ist beeindruckend; schließlich musste der Anleger im Februar noch mehr als 49 Euro für eine Aktie berappen. Dabei ist Teamviewer ein profitables Unternehmen.

Kritik der Analysten

Dennoch: Gianmarco Conti, Analyst bei der Deutschen Bank, sieht in der jüngsten Gewinnwarnung des Softwareherstellers nicht nur ein Großreinemachen. Anfang Oktober hatte Teamviewer die vorläufigen Zahlen für das dritte Quartal veröffentlicht – und Umsatz- und Gewinnerwartungen reduziert. Das Ausmaß habe überrascht, und es werde nun klar, dass es nicht nur ein temporärer Rückschlag sei, urteilt Conti. Vielmehr nehme die Konkurrenz zu und auch die Kostenbasis sei gestiegen.

Der Teamviewer-Aufsichtsrat hat am Wochenende reagiert. Finanzchef Stefan Gaiser wird „im gegenseitigen Einvernehmen mit Ablauf seines Vertrags“ das Unternehmen verlassen. Gaiser (Jahrgang 1974) ist seit Mitte 2019 Finanzchef des Göppinger Unternehmens, sein Vertrag läuft bis August 2022. Abraham Peled, Vorsitzender des Aufsichtsrats, dankt Gaiser. Und fügt hinzu: „Wir schätzen es sehr, dass er eine reibungslose Übergabe an einen Nachfolger unterstützt und wünschen ihm für seine persönliche und berufliche Zukunft alles Gute.“ Wer neuer Finanzchef wird, ist bisher nicht bekannt.

Es geht um Vertrauen

Am Wochenende haben Aufsichtsrat und Management von Teamviewer die aktuelle Lage analysiert „und ein Maßnahmenpaket für Oliver und das gesamte Führungsteam erarbeitet“, teilt Teamviewer mit. Der Fokus liege dabei nicht zuletzt auf der Anpassung der Kostenstruktur sowie einer konsequenten Umsetzung der Strategie. „Eine der Top-Prioritäten des Führungsteams wird es sein, das Vertrauen des Kapitalmarkts zurückzugewinnen,“ so Peled.

Teamviewer hatte Anfang Oktober die Erwartungen deutlich zurück geschraubt. Demnach werde im laufenden Jahr ein Umsatz zwischen 495 und 505 Millionen Euro erwartet; zunächst lag das Ziel zwischen 525 und 540 Millionen Euro. Die Ebitda-Marge – also das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen im Verhältnis zum Umsatz – soll zwischen 44 Prozent und 46 Prozent liegen (vorher: 49 Prozent bis 51 Prozent).