Frisch vorneweg und nach 29,10 Minuten als Erste im Ziel: Kafka mit Frank Weisser (rechts) und Holly mit Oliver Nolz Foto: Michael Steinert

Manche sehen es sportlich, andere finden es spaßig: Mehr als ein Dutzend Hunde und ihre Halter starten beim ersten Hundelauf bei der DJK-Winterlaufserie. Statt fünf Kilometer legen sie 6,7 Kilometer zurück – Schuld hat ein verdrehtes Schild.

Göppingen - Von Erschöpfung keine Spur. „Kafka“ ist der Erste, der über die Ziellinie vor dem DJK-Heim im Göppinger Bürgerhölzle trabt. An der Seite des kroatischen Straßenhundes spurtet sein Herrchen Frank – , nein, nicht Franz und auch nicht Kafka, sondern Weisser – ins Ziel. Dann wird erst einmal Frauchen begrüßt. Frank Weisser kann es nicht fassen. „Das waren 6,7 Kilometer, es sollten fünf sein.“ Die Sache ist schnell aufgeklärt. „Irgendjemand hat auf der Strecke ein Schild verdreht“, sagt Andreas Hinterschweiger, der Organisator der Winterlaufserie des katholischen Sportverbands Deutsche Jugendkraft (DJK) und schwingt sich in seinen Transporter, um das Schild wieder richtig hinzustellen – schließlich gehen an diesem Nachmittag noch 300 Läufer auf die Piste zum ersten Lauf der traditionellen Winterlaufserie, dann aber ohne Hund.

Die Idee, auch Hunde und ihre Frauchen und Herrchen bei der traditionellen Winterlaufserie starten zu lassen, geht auf das Konto von Tanja Leske. „Bei so einer Veranstaltung können wir zeigen, dass die Tiere nicht bissig sind und schön nebenher laufen“, sagt die Göppinger Hundetrainerin. Sie kennt Andreas Hinterschweiger schon lange und hat einfach bei ihm angeklopft. Dass es geklappt hat, freut sie besonders, weil es im Landkreis Göppingen der erste Hundelauf ist. „Den nächsten gibt es im Kreis Esslingen.“

Wie gut erzogen die Tiere sind, zeigt sich schon gleich am Start. Zwar ist hin und wieder ein aufgeregtes Bellen zu hören, doch keiner der Hunde ist aggressiv. So traben ein Bayerischer Gebirgsschweißhund und ein rumänischer Straßenhund friedlich neben einem Pudel-Australian-Shepard-Mix oder einem italienischen Wasserhund her. Statt eines Halsbands tragen die Tiere ein Brustgeschirr, das ist Pflicht. „Für die Hunde wie auch für die Läufer ist das angenehmer“, erklärt Tanja Laske.

Manche nehmen’s sehr sportlich

Mehr als ein Dutzend Teilnehmer haben sich am Start eingefunden. Einige von ihnen sind starke Läufer, andere wollen einfach nur Spaß haben. Frank Weisser und sein Freund Oliver Nolz, der mit seiner rumänischen Straßenhündin als Zweiter im Ziel einläuft, nehmen die Sache sehr sportlich. Erst vor wenigen Tagen haben sie bei „Gettingtough – The Race“, einem Extrem-Hindernislauf mit mehr als 1000 Höhenmetern und 150 Hindernissen im thüringischen Rudolstadt mitgemacht. „Das ist der schwierigste Lauf in ganz Europa“, sagen die durchtrainierten jungen Männer, denen trotz der eisigen Kälte der Schweiß in Strömen die Stirn hinunterrinnt. Die Panne mit dem verdrehten Schild wurmt sie ein bisschen. „Wir wären in 21 Minuten durch gewesen“, sagt Frank Weisser. Da es aber 1,7 Kilometer mehr gewesen sind, zeigt die digitale Anzeige am Ziel 29:10 Minuten an. Oliver Nolz nimmt das Ganze weniger tragisch. „Holly“ habe ihre Sache sehr gut gemacht, lobt er seine Hündin, für die der Lauf eine Premiere war. Beim nächsten Mal will er die Leine aber nicht mehr in der Hand halten. „Da kann der Arm nicht so mitschwingen, das stört“, erläutert er.

Keinerlei sportlichen Ehrgeiz bringt dagegen Stefanie Kremer mit. Selbstkritisch merkt die 50-Jährige an, dass sie nicht schnell sei. Aber es spiele auch überhaupt keine Rolle, wann sie im Ziel eintrudle. Hauptsache, es mache Spaß – ihr und ihrem Bayerischen Gebirgsschweißhund „Bodo“.

Nach dem Hundelauf geht es erst richtig los

Nach dem Ende des Hundelaufs ist für Andreas Hinterschweiger noch lange nicht Feierabend. Die traditionellen Läufe der Serie stehen noch aus. Zuerst gehen die Kinder auf die Strecke, dann die Jugendlichen. Die Erwachsenen können entweder eine Fünf- oder eine Zehn-Kilometer-Distanz zurücklegen. Durch die vielen Steigungen – das Bürgerhölzle liegt am Fuß des Hohenstaufens – seien beide Strecken recht anspruchsvoll. „Eine Bestzeit läuft man hier nicht“, sagt Hinterschweiger und winkt ab. Deshalb schätzten auch die „Großen der Szene“ die Winterlaufserie der DJK. Der schnellste Läufer habe die zehn Kilometer in beachtlichen 32 Minuten zurückgelegt. Der mit 75 Jahre älteste Teilnehmer laufe sie in 48 Minuten.

Wer platziert werden will, muss an allen drei Läufen der Serie teilnehmen. Der nächste findet am 19. Januar, der dritte und letzte am 16. Februar statt. „Dann gibt es auch eine große Siegerehrung.“