Die Manfred-Wörner-Straße wird zurzeit ausgebaut. Hinter der Alten Wache entsteht ein Kreisel von dem aus eine Erschließungsstraße unter anderem in das im Gaisrain geplante Wohngebiet führen soll. Foto: /Schnebeck

Drei Jahre nach dem Verkauf weiter Teile des Stauferparks an die Firma Kleemann kämpft der Gemeinderat mit Folgen, die alle eigentlich absehbar gewesen sind.

Göppingen - Das Wort Bebauungsplan klingt so schwerfällig, dass man eigentlich am liebsten gar nichts mehr darüber wissen will. Doch die Frage, wie das Ringen um den Bebauungsplan für das Gelände rund um die Werfthalle im Stauferpark ausgeht, könnte die Zukunft des jüngsten Göppinger Stadtteils entscheiden. Wird der Stauferpark, der als Mix aus Wohnen, Dienstleistung und Gewerbe konzipiert war, künftig endgültig von dem Brech- und Siebmaschinenhersteller Kleemann dominiert? Entstehen dort womöglich riesige Montagehallen, die andere Investoren vergraulen? Ist die geplante Wohnbebauung dort noch möglich?

Kleemann will eine Montagehalle und eine Abstellfläche bauen

Mit solchen Fragen plagen sich die Göppinger Stadträte herum. Kleemann hatte vor drei Jahren das Gelände rund um die Werfthalle, darunter die Handwerkerhöfe und das ehemalige Tigerentenstudio, gekauft. Jetzt will Kleemann das Gelände nutzen und an der Manfred-Wörner-Straße bauen, die den neuen Stadtteil erschließt. Weil dort früher eine ganz andere Nutzung geplant war, muss dafür ein neuer Bebauungsplan her. Doch sich auf Vorgaben zu einigen, die dem Unternehmen genug Spielraum für seine Entwicklung geben, diese Entwicklung aber andere Nutzer des Stauferparks andererseits nicht zu sehr beeinträchtigt, fällt den Stadträten nicht leicht.

Tatsächlich hat sich der Gemeinderat noch selten so schwer damit getan, eine Vorlage der Verwaltung zu verabschieden. Die Stadt musste ihren Bebauungsplan-Entwurf jüngst zum dritten Mal zurückziehen, weil die Stadträte mit den Vorstellungen der Verwaltung nicht einig waren. Die nächste Phase des Verfahrens wäre die Beteiligung der Bürger.

Die CDU begrüßt den Kompromiss, die FWG-Fraktion ist misstrauisch

Bisher sah der Bebauungsplanentwurf nämlich vor, dass Kleemann an der Manfred-Wörner-Straße bis zu 20 Meter hohe Hallen hätte bauen können. Den Stadträten war das deutlich zu massiv. Auch der erste Kompromissvorschlag, wonach Kleemann die oberen drei Meter zurückversetzt hätte bauen müssen, um die Hallen optisch kleiner zu halten, überzeugten die Mehrheit des Gremiums nicht. In der jüngsten Sitzung überraschte die Verwaltung die Stadträte nun mit einer weiteren Wendung: Jetzt schreibt der Plan einen Abstand von 6,50 Meter von der Straße vor, eine Gesamthöhe von maximal 14 Metern sowie eine Böschung an der Straße mit bis zu sechs Metern Höhe.

Während die CDU den Kompromiss begrüßte, forderte die FWG-Fraktion ein Geländemodell, in dem dargestellt ist, wie der Geländeverlauf künftig aussehen würde und wie groß die Hallen wären, wenn Kleemann den Bebauungsplan ausreizen würde. Es sei schwierig, so argumentierte der FWG-Chef Emil Frick, sich allein anhand der Skizzen vorzustellen, wie es dort später einmal aussehen werde.

Die Lipi-Fraktion will den Grundstücksdeal zur Not rückgängig machen

Tatsächlich wird sich das Gelände möglicherweise enorm verändern. Denn Kleemann will an der Manfred-Wörner-Straße eine Böschung aufschütten, um südlich davon eine gleichmäßig ebene Abstellfläche zu schaffen. Die Böschung könnte nach dem aktuellen Stand bis zu sechs Meter hoch werden. Auf den Skizzen wirkt das wie eine Schlucht.

Der Baubürgermeister Helmut Renftle (CDU) will von einem Modell allerdings nichts wissen. Auch Jan Tielesch sprach sich für die CDU dagegen aus. Man wisse ja noch gar nicht, ob Kleemann den Bebauungsplan überhaupt ausreizen wolle. Es gebe keine Baupläne. „Was soll man auf so einem Modell einzeichnen?“, fragte Tielesch. Die FWG-Fraktion wies hingegen daraufhin dass die Anrainer im Stauferpark alle ausführliche Modelle ihrer geplanten Bauprojekte hatten vorlegen müssen, bevor die Stadt ihnen ihre Grundstücke verkauft hatte.

An die Firma Kleemann hat man freilich längst verkauft. Renftle wies deshalb darauf hin, dass man ein Grundstück nicht zuerst veräußern und dann die Vorschriften zur Bebauung wesentlich ändern könne. Schließlich seien nach dem bisher gültigen Bebauungsplan, in dem das Gelände noch als Sondergebiet Messe eingestuft ist, 20 Meter hohe Hallen zulässig. Micheal Freche (Lipi) meinte deshalb, zur Not müsse man das Geschäft mit dem Unternehmen eben rückgängig machen.