Ein Katzenblick kann Bände sprechen. Foto: dpa/Martin Schutt

Katzen spenden gerne Trost, wenn es hart auf hart kommt. Wer im Homeoffice langsam verzweifelt, freut sich also auf Begegnungen mit dem Kummer-Wegschmuser. Aber wo steckt der eigentlich?

Stuttgart - Selbst Cleopatras Katze wird ihr auf den Schoß gesprungen sein, wenn die Königin mal wieder von wenig herrschaftlichem Bauchgrimmen gequält wurde. Die frechen Wärmflaschen sind weder furchtsam noch wählerisch. Mit ihrer Empathie rücken sie jedem auf den Pelz. Ob einschüchternder Majestät oder kronloser Gebieterin eines schnuckeligen Homeoffice. Beklemmung, Kummer, Einsamkeit? Kein Stubentiger, der das nicht wegschmusen könnte.

Aber was ist denn bitteschön jetzt los? Die Quarantänestation wird gefühlt immer kleiner, die Sorgen werden größer. Sie gedeihen prächtig zwischen all den Geschirrbergen, Wäschehaufen und Schulhefttürmen – gleich hinter dem Höhenzug des immer mahnenden Bürorechners. Beklemmung! Kummer! Einsamkeit! Ein Königreich für eine Tröstetatze!

Die Schwanzspitze sagt’s

Offensichtlich kann die verehrte Felidae mit Homeoffice aber sehr wenig anfangen. Ungefähr gar nichts. Der erste Genuss, sich täglich und quer über die Tastatur zu legen und dabei Nachrichten – „cjlkfhkjgh dfjwkf“ – an den Chef der Dosenöffnerin zu schicken, ist schnell langweilig geworden. „Darf doch nicht wahr sein: Hockt diese Menschin da heute schon wieder. Hat immer noch was Schäbiges an. Ihr Fell? Wieder nicht gewaschen? Pffff.“ Ein Katzenblick spricht sehr laut sehr dicke Bände. Die um die Ecke verschwindende Schwanzspitze strotzt vor Unabhängigkeit.

Die sonst so innige Beziehung zwischen Hausherrin und Stubentiger hat kein Happy-End. Inzwischen ist der so verlotterte wie verzweifelte Katzenmensch nicht mal mehr eines Blickes würdig. Pah. Das Tier hat vom Homeoffice die Schnurrhaare bereits gestrichen voll. Und darum wohl hat das schlaue Vieh noch mehr Artikel über Social Distancing gelesen als die Bürotante. Denn anwesend ist die Katze schon noch. Irgendwo. Vielleicht im hintersten Eck des Kleiderschranks. Zu ihrer eigenen Sicherheit aber auf keinen Fall mehr in Sichtweite.