Bereit für die große Reise: Helga und Klaus Walz. Foto: factum/Bach

Ihn schreckt nichts. Vor Osama Bin Ladens Haus stand Klaus Walz (72), in Mekka hat man ihn verhaftet. Mit seiner Frau Helga (77) hat er die halbe Welt erkundet. In Afrika haben sie sich kennengelernt. Nun kehren sie 40 Jahre später wieder zurück. Sie wollen den Kontinent umrunden.

Böblingen - Seine Eulen wird er alleine lassen. Knapp 15 000 Exemplare hat Klaus Walz gesammelt im Laufe der Jahre. Aus Holz, aus Stoff, aus Pappmaschee. Wie die ein Meter große Eule aus Laos, auf dem Etikett einer Weinflasche aus Kalifornien, oder jene aus Nordkorea. Zu gerne würde er sie zeigen. An liebsten in einem Museum. Man müsste Klaus Walz gleich mit ausstellen. Er ist nämlich ein begnadeter Geschichtenerzähler. Man denkt ja gerne, ein Sammler wäre etwas spröde, er sortiere den ganzen Tag seine Steckenpferdchen und schiebe sie im Setzkasten hin und her. Weit gefehlt. Klaus Walz hat Eulen im Regal – und Hummeln im Hintern.

Auf der ganzen Welt hat er sich umgetan, zumeist am Steuer eines Autos. Die Seidenstraße ist er gefahren, die Panamericana von Alaska nach Feuerland, bis Sibirien ist er gekurvt, auf den Karakorum-Highway im Himalaja hat er sich gewagt. Kein Wunder ist es also, dass er seine Frau nicht zu Hause im Kreis Böblingen, sondern in Afrika kennengelernt hat. Im Flieger nach Senegal sind sie sich anno 1978 begegnet. Klaus Walz ist natürlich mit dem Auto weitergekurvt nach Guinea-Bissau. Doch zum Erholen ging’s zurück in den Senegal in die Ferienanlage. Dort traf er seine Helga wieder. „Damals war ich der klassische Pauschalurlauber“, erinnert sie sich. Das hat sich nach der Hochzeit 1980 gründlich geändert. Fortan nahm der Service ab, der Nervenkitzel zu.

Sie haben sich in Afrika kennengelernt

Man schluckt viel Staub, wenn man mit einem geborenen Weltenbummler zusammenlebt. Als Bub habe ihm die Frau eines Kollegen seines Vaters eine Mark geschenkt, „als Anzahlung für meine erste Reise“, sagt Walz. Als er dann noch in der Schule den Film „Panamericana – Traumstraße der Welt“ von Hans Domnick sah, packte ihn das Reisefieber. „Die 45  000 Kilometer wollte ich unbedingt auch fahren“, sagt er. Das tat er dann auch. In Etappen. „Schließlich hatte ich nur vier Wochen Urlaub.“

Die nutzte er, um als junger Kerl mit einem VW Käfer die Welt zu erkunden. Er fuhr nach Afghanistan, nach Syrien, nach Israel, in den Iran. Wobei das so nicht ganz richtig ist. Es war nicht ein VW Käfer, es waren immer andere. Bei vier Wochen Urlaub, konnte er nicht auch noch zurückfahren. Also verkaufte er die Autos und flog heim. Alle bis auf einen. Der steht heute noch in Saudi-Arabien im Wüstensand. Den musste er dort lassen, weil er den falschen Abzweig genommen hatte. Damals in den Siebzigern, ließ Saudi-Arabien Touristen nicht ins Land. Walz kopierte kurzerhand den Frachtbrief eines Lastwagenfahrers, eingetragen waren 1,5 Tonnen Maschinenteile. Und fuhr mit seinem Käfer ungehindert über die Grenze.

Er wollte eigentlich in den Jemen. Doch bei Mekka nahm er die falsche Straße. Statt außenrum fährt er mittenrein in die heilige, für Ausländer streng verbotene Stadt. Prompt wurde er verhaftet. Dank der Deutschen Botschaft kam er frei. Der Käfer blieb allerdings zurück.

Der falsche Abzweig nach Mekka

Heute fährt er einen Hyundai Santa Fé mit Vierradantrieb. Der soll Klaus und Helga Walz um Afrika herumtragen. Heckträger und Dachbox kommen noch drauf, ein 20-Liter-Kanister muss ins Gepäck. Und eine Kfz-Versicherung für ganz Afrika müssen sie noch abschließen. Ansonsten geben sich die beiden gelassen. „Das Problem ist nicht das Fahren“, sagt Walz, „das Problem sind die Grenzübertritte.“ Weil die Visa nur drei Monate gelten, müssen sie sie unterwegs beantragen. Entweder an der Grenze oder in den jeweiligen Konsulaten in den Nachbarländern. Im April geht’s los. Sie wollen nach Algeciras in Marokko übersetzen, dann die Westküste runter, die Ostküste wieder hochfahren, mit Abstechern ans Okavango-Delta und zu den Victoria-Fällen.

Um Somalia machen sie einen Bogen

Weil sie mutig sind, aber nicht tollkühn, werden sie die von Bürgerkriegen zerrissenen Länder Somalia und Kongo meiden, „auch Nigeria ist mit Vorsicht zu genießen“, sagt Walz. Denn dort wollen die Terroristen von Boko Haram einen Gottesstaat errichten. Respekt haben sie, aber keine Angst.

Zweimal nur bei all seinen Reisen fürchtete Walz um sein Leben. Einmal lag er unter dem Auto und reparierte, als der Wagenheber brach. Er krabbelte mit letzter Kraft hervor, hatte Prellungen am ganzen Körper. Und in Pakistan vor drei Jahren stand er am Auto, als ihn etwas am Kopf streifte. Er ging bewusstlos zu Boden und weiß bis heute nicht, was das war. „Da wollte sich einer einen Ungläubigen vorknöpfen“, glaubt er. Erschrecken ließ er sich nicht. Als sie in Abbottabad waren, marschierte er in die Stadt und fragte den ersten, der ihm begegnete, ob er ihm das Haus von Osama Bin Laden zeigen könne. Dort im Norden Pakistans hatte sich Bin Laden jahrelang versteckt, bevor er 2011 von den Amerikanern aufgespürt und getötet wurde. Zu sehen gab es allerdings nichts mehr. „Das ist alles dem Erdboden gleich gemacht“, sagt Walz.

Viel haben sie erlebt. Und solange „wir noch fit sind“, wollen sie weiterreisen. Wie weit sie kommen, werden sie sehen. Doch eines ist ganz sicher: Der Zugvogel Klaus Walz wird mindestens eine Eule mitbringen.