Der Glasfaseranschluss ist für die Unternehmen der Region Stuttgart ein wichtiger Standortfaktor. Foto: dpa

Die Unternehmen in der Region Stuttgart begrüßen den Ausbau des schnellen Internets. Auch weil es vielfach noch Probleme mit der Datenübertragung gibt. Anderswo im Land wünscht man sich ähnliche Initiativen.

Stuttgart - Das sind tolle Nachrichten für die Region“, sagt Adrian Thoma. Thoma ist Gründer des Stuttgarter Firmen-Brutkastens Pioniergeist und Mitglied im Vorstand des Bundesverbands Deutsche Start-ups. Was Thoma derart lobt, sind die Pläne von Telekom und den Kommunen in der Region, 90 Prozent aller Haushalte bis 2030 durch Glasfaserkabel mit einem schnellen Zugang zum Internet zu versorgen. Bereits bis 2025 sollen alle Gewerbegebiete die schnelleren Datenleitungen bekommen. „Das ist die Basis für die Digitalisierung in den Betrieben und für digitale Geschäftsmodelle von Start-ups“, erklärt Thoma. Dieser Schritt, so kritisiert er, sei „für den Hightech-Standort Stuttgart längst überfällig“. Und Thoma hat auch noch einen besonderen Wunsch: Gründerzentren sollten „schneller ans Netz kommen als der Bäcker im Gewerbegebiet.“

Jetzt werden schnelle Taten verlangt

Auch Markus Höfliger, Finanzchef beim Verpackungsmaschinenhersteller Harro Höfliger aus Allmersbach im Tal, meint, die jetzige Ankündigung komme „sehr spät“. Nun müssten schnell auch Taten folgen. In Allmersbach selbst sei man im Vergleich zu anderen Gebieten im Rems-Murr-Kreis „in einer ordentlichen Situation“. Der Schweißtechnikhersteller Lorch in Auenwald hatte vor einigen Jahren bereits Glück: „Wir lagen knapp unter der Kostengrenze, ab der die Telekom einen Glasfaseranschluss abgelehnt hätte“, sagt der für die Telekommunikation zuständige Jan-Ingo Grüb. Auch Volker Schrödel, Bereichsleiter Informationstechnologie beim Waiblinger Motorsägenhersteller Stihl meint, der Entschluss „kommt für uns sehr spät“. Zwar seien die Werke in Ludwigsburg und Waiblingen bereits an das Glasfaserkabelnetz angeschlossen, das Büro im Waiblinger Gewerbegebiet Eisental habe aber noch keinen derartigen Anschluss – ähnlich wie das Werk in Wiechs am Randen im Kreis Konstanz. Der Werkzeugmaschinenhersteller Trumpf in Ditzingen ist froh, dass nun noch mehr Bewegung in den Ausbau kommt. So hat das Stammwerk Ditzingen zwar schon einen Glasfaseranschluss, die Fabrik im nahen Gerlingen dagegen wird über ein Funknetz versorgt. Probleme, so sagt ein Sprecher, gebe es wegen fehlender Anschlüsse etwa, wenn Mitarbeiter in ihrem Homeoffice mit großen Datenmengen umgehen müssten. Das Trumpf-Werk in Hettingen auf der Schwäbischen Alb hat ebenfalls keinen Glasfaseranschluss.

Abgelegene Landstriche sind für die Telekom nicht attraktiv

„So etwas würden wir uns auch wünschen“, sagt Thorsten Schwäger, bei der Industrie- und Handelskammer Reutlingen für das Thema Infrastruktur verantwortlich, zu den Plänen für Stuttgart. Vor allem die abgelegenen Landstriche der Region Neckar-Alb aber seien eben für die Telekom nicht besonders attraktiv – weil sich Investitionen in dicht besiedelten Gebieten, in denen viele Anschlüsse verlegt werden können, eher rechnen. In Niederstetten im Main-Tauber-Kreis wird der Werkzeughersteller Bass wohl noch in diesem Monat seinen Glasfaseranschluss bekommen – auch weil der Landkreis kräftig Geld zuschießt. Harald Unkelbach, Präsident der IHK Heilbronn-Franken, in deren Kammerbezirk auch Niederstetten liegt, mahnt Kreise und Kommunen, endlich an einem Strang zu ziehen – so wie das in Stuttgart geschehen sei: „Diese Zukunftsinvestition darf nicht Spielball der Gemeindepolitik sein.“

Scheuer will Programm verbessern

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer will nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ den Höchstbetrag für die Förderung des Breitbandausbaus für Kommunen und Landkreise von 15 Millionen Euro auf 30 Millionen Euro erhöhen, zudem sollen Anträge schneller bearbeitet werden und die Gelder rascher fließen.