Liebend gern wär’ er dual: Das Leergut bleibt in Überzahl Illustration: Yann Lange

Mit Extratouren soll das Chaos an den Altglascontainern in der Stadt bis Silvester beendet sein. Der Entsorger entschuldigt sich, und in der Kommunalpolitik werden Verbesserungen gefordert. Fragen und Antworten zum Aufreger der Woche:

Stuttgart - Der Lärm und die Empörung über chaotische Zustände an vielen Standorten mit Altglascontainern waren mächtig. So, dass es bis nach Lünen in Nordrhein-Westfalen getönt hat, dem Sitz des Entsorgungsunternehmens Remondis, das für die Leerung der Stuttgarter Container verantwortlich ist: „Ja, das ist bei uns angekommen“, sagt Anna Ephan, die Pressesprecherin des Unternehmens. Sie fügt hinzu: „Wir verstehen den Ärger und wollen uns bei den Bürgern für das Chaos entschuldigen. Bis Silvester ist aufgeräumt.“ In der Stadt zeigt sich Entspannung an der Altglasfront.

Wie konnte es aktuell zu dem Chaos kommen?
Laut Remondis wurde das Chaos durch die gleichzeitige Erkrankung zweier Fahrer samt Ersatzfahrer verursacht: „Deshalb sind vier Sammeltage in Folge ausgefallen“, erklärt Ephan. Das war am 14., 15., 16. und 18. Dezember. Dann habe sich das nicht eingesammelte Leergut bis Weihnachten gestaut, wo noch mehr Flaschen hinzugekommen seien. Die Notsituation im Betrieb habe „zu einer sehr unangenehmen Ausnahmesituation in Stuttgart“ geführt.
Warum gibt es weiter Chaos an den Sammelstellen?
„Weil wir nicht alles auf einmal machen können“, sagt Ephan. Dann betont sie: „Wir werden den Rückstau bis zum Ende dieser Woche definitiv abgearbeitet haben. Wir geben unser Bestes, um das Chaos so schnell wie möglich zu beseitigen.“
Wie reagiert der Entsorger konkret?
Laut Sprecherin „mit doppeltem Einsatz, also in jeder Hinsicht mit 200 Prozent“. Statt einem Fahrzeug seien zwei in der Stadt unterwegs, und diese seien statt nur mit dem Fahrer mit einem Mann zusätzlich fürs Aufräumen an den Containerplätzen besetzt. Zudem werde „auch am Samstag durchgefahren“.
Was wird unternommen, um der zu erwartenden Flaschenflut an Silvester Herr zu werden?
„Die Kollegen kennen die besonders belasteten Plätze. Auch dafür machen wir am Samstag unsere präventive Extra-Tour. Wenn die Container an Silvester leer sind, müsste die Kapazität reichen“, meint die Remondis-Sprecherin.
Warum wird nicht vorsorglich eine größere Zahl an Containern aufgestellt?
„Das wäre in der Tat die einfachste Lösung“, räumt der Entsorger ein. Aber: „Das dürfen wir nicht, denn die Anzahl der Container wird ebenso von unserem Auftraggeber, dem Dualen System Deutschland, festgelegt wie die Zahl der Touren, die wir zu fahren haben.“ Sie stünden in Relation zur Einwohnerzahl. Das sei Bestandteil des Entsorgungsvertrags. Eine einseitige Veränderung sei „nicht erlaubt“.
Darf man bei vollen Containern die Flaschen einfach daneben abstellen, oder muss man sie wieder mit nach Hause nehmen?
„Ja, man darf sie abstellen. Allerdings nur im direkten Bereich des Containers“, sagt Martin Thron-Berens, Sprecher der Stadtverwaltung. Wenn Flaschen „im Bereich von Gehwegen oder des Straßenraums abgestellt werden, ist das eine Ablagerung von Müll“. Hier befinde man sich aber „in einer Grauzone, denn die Bereiche sind nicht farblich oder durch Markierungen getrennt“. Im Prinzip sei eine Ablagerung eine Ordnungswidrigkeit, die ein Bußgeld zur Folge habe. Hier sei aber Augenmaß gefordert. Einschlägige Fälle seien der Stadt nicht bekannt.
Gibt es in den Stadtteilen Wertstoffhöfe, wo man sein Altglas abgeben kann?
Ja, an fünf Standorten: Vaihingen, Hedelfingen, Münster, Weilimdorf und Plieningen.
Wie reagiert die Politik auf die Lage?
Mit einer Anfrage der CDU-Fraktion des Bezirksbeirats Stuttgart-Mitte an die Stadtverwaltung. Darin fordert Fraktionssprecher Klaus Wenk „neue Lösungen für die Altglasentsorgung“. Die Situation an den Glascontainern nach den Weihnachtsferien sei „nur die Spitze des Eisbergs“. Deshalb will die Fraktion Auskünfte über Entsorgungsregularien. Außerdem will sie wissen, „welche Lösungsansätze für das Entsorgungsproblem beim Altglas diskutiert und angegangen werden“.
Was macht die Stadt?
Laut Sprecher Thron-Berens hat die Stadt am Mittwoch das Entsorgungsunternehmen „nochmals aufgefordert, alle Flaschen einzusammeln und so den vertragsmäßigen Zustand wieder herzustellen“.