Mit Helm und Warnweste auf der S-21-Baustelle Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Auch in Stuttgart gibt es am bundesweiten Girls Day zahlreiche Angebote. Mädchen konnte dabei unter anderem erfahren, was es mit den Kelchstützen auf der S-21-Baustelle auf sich hat und was eigentlich ein Selbstretter ist.

Stuttgart - Die gelben Westen und grünen Helme, die sich die steile Treppe hinab in die Baugrube schieben, leuchten bunt vor dem grauen Beton. Darin stecken neun Schülerinnen der Reinhold-Nägele-Realschule, dem Karls-, Wirtemberg- sowie dem St. Agnes Gymnasium. Zum Girls’ Day besuchen sie das Projekt Stuttgart-Ulmder Deutschen Bahn.

Nach Kennenlernspiel, Hausführung und Mittagessen erkunden die Zehn- bis Fünfzehnjährigen die Großbaustelle mit der Geologin Kirsten Bauer und der Architektin Jennifer Löwe, erstere im Tunnel, letztere im Bahnhofsbau tätig. „Man sieht diese Grube immer nur von außen, nun können wir sie mal von innen sehen“, so Makhan Nabila Gilliar. Die 15-Jährige möchte mal im Bereich Architektur und Design arbeiten. Die gleichaltrige Lucia Latteyer wiederum irgendetwas Handwerkliches machen.

Anders Aileen Kuhn: „Mein Ding ist der Leistungssport. Aber es ist spannend, Berufe auf dem Bau kennenzulernen.“ Dass da Frauen nach wie vor in der Minderzahl sind, bestätigt Löwe. „Es studieren zwar viele Architektur, aber als Bauleiterinnen findet man sie kaum“, sagt sie, nachdem sie über Kreuzungsbauwerke wie Düker und Kelchstützen referiert hat, die Dach und Lichtaugen tragen sollen: „Regelkelche, Randkelche und Restkelche.“

Tief im Tunnel nach Feuerbach berichtet indes Geologin Bauer über Vortrieb, Gewölbeverschalung und Betoninjektionen, um das Gestein Anhydrit zu stabilisieren. Die Schülerinnen, ausgestattet mit – bei Notfällen Sauerstoff spendenden – „Selbstrettern“, notieren auf Fragebögen mit. Bei Baubesprechungen sei sie noch oft allein unter Männern, so Bauer. „Gewohnheitssache – Aber es wäre schön, wenn sich eines der Mädchen für solch einen Beruf interessierte, damit der Frauenanteil steigt.“

Computer zusammenbauen ist wie puzzeln

Auch die Hochschule der Medien macht beim Girls Day mit. Festplatte, Grafikkarte und Netzwerkkarte: Was das ist und wo es in einem Computer verbaut werden muss, lernen zehn Mädchen am Donnerstagvormittag an der Hochschule der Medien in Stuttgart-Vaihingen. „Das ist eigentlich wie puzzeln, man muss nur herausfinden, wo die Teile hinkommen und sie dann hineinstecken“, sagt eine Schülerin der neunten Klasse, nachdem sie geschickt die Grafikkarte in das große graue PC-Gehäuse eingebaut hatte. Der Workshop „PC-Puzzle – Wir basteln uns einen PC zusammen“ findet im Rahmen des bundesweiten Girls‘ Day statt, an dem Mädchen einen Einblick in technische und naturwissenschaftliche Berufe bekommen.

Insgesamt nehmen an der Hochschule der Medien rund 40 Mädchen ab der achten Klasse an verschiedenen Workshops teil, um so die Studiengänge der Hochschule kennenzulernen.

„Ich habe heute Morgen schon programmiert und später nehmen wir noch ein Lied auf. Ich finde es cool, dass es so viele unterschiedliche Dinge gibt und man dazu gebracht wird sich Studiengänge anzuschauen, die einen vielleicht sonst nicht so interessieren“, sagt Workshop-Teilnehmerin Leejenn aus Stuttgart-Freiberg, die am Ende des Tages eine klare Empfehlung für den Girls‘ Day ausspricht.