Beide sind 1953 geboren, bekannt fürs schnelle Reden – und im Grunde sind beide Komiker: Mathias Richling (links) und Günther Oettinger. Foto: SWR / Patricia Neligan

Sorry, sein Englisch is not so good – das ist really okay. Als Gast beim Komiker ist Günther Oettinger selber einer. In der Richling-Show verrät der CDU-Mann, warum er womöglich SPD wählt und sein Englisch nicht jeder versteht.

Stuttgart - Sprachforscher, die herausfinden wollen, warum eine alles vernuschelnde Europa-Spitzenkraft a. D. schlechter Englisch spricht als ein Kind im Vorschulalter, müssen die Gründe dafür in Korntal-Münchingen suchen. Dort besuchte Günther Oettinger das Gymnasium, wo die Lehrpläne nicht auf europäische Karrieren ausgerichtet waren. „Ich hab’ neun Jahre Latein gelernt, fünf Jahre Französisch und drei Jahre Englisch“, verrät Oettinger bei Mathias Richling. Der Kabarettist redet zeitweise weder Englisch oder Deutsch mit ihm, sondern Schwäbisch. „Wartet Se gschwend“, sagt er. Beim Warten geht’s langsam zu – das sollten Schwaben gefälligst aber schnell tun!

„Dem Oettinger tut’s gut, dass er in Brüssel aufgehört hat“

Sonst muss Richling seine Politiker selber spielen, weil die nicht kommen. Doch Oettinger ist da. Echt jetzt! Wer von den beiden Schnellsprechern ist noch ein bisschen schneller? Nicht nur ein wortverschluckendes Redetempo verbindet Oettinger und Richling. Beide sind 1953 geboren, haben ein Alter erreicht, in dem Rente erlaubt ist.

Doch keiner denkt daran, Ruhe zu geben. Das ist gut so, wie sich bei der „Mathias-Richling-Show“zeigt. Fürs Publikum ist es ein Genuss, wenn zwei sich die Bälle zuspielen, die sowohl politisch, als auch komisch sind, und das am besten gleichzeitig.

Beim Gipfeltreffen der Schnellredner scheinen beide dem Jungbrunnen entstiegen zu sein. „Dem Oettinger tut’s gut, dass er in Brüssel aufgehört hat“, sagt ein Zuschauer der Aufzeichnung, „er sieht jetzt jünger aus.“ Oder ist er nur gut geschminkt?

Zwar ist der langjährige CDU-Ministerpräsident Gast einer Satire-Sendung, doch momentan ist die politische Lage viel zu ernst, als dass man nur Späße machen kann.

„Das gibt eine tolle Schlagzeile für die Zeitungen“

Günther Oettinger leidet darunter, dass die SPD immer schwächer wird. Für die Demokratie sei es gut, wenn es zwei starke Volksparteien in der Mitte gibt und am Rand die Parteien klein bleiben, sagt er. Wenn diese bewährte Zusammensetzung aus den Fugen gerät, stärke dies extreme Kräfte.

Der kürzlich ausgeschiedene EU-Kommissar sagt dann allen Ernstes, er denke darüber nach, bei der nächsten Wahl zum ersten Mal in seinem Leben der SPD seine Stimme zu geben. Mathias Richling glaubt, seinen Ohren nicht zu trauen. Als er schließlich erkennt, dass Oettinger damit keine Pointe landen will, freut er sich schon mal auf die Schlagzeilen dazu in den Zeitungen.

Klare Worte spricht der CDU-Politiker auch zu Thüringen. Dieses Land habe sich „verzockt“, sagt Oettinger. Bei der Aufzeichnung weiß er nicht, wann der Ein-Tages-MP Thomas Kemmerich zurücktreten wird. „Der heimliche Gewinner ist Höcke“, erklärt Richlings Gast. Dass ein Rechtsradikaler wie Höcke ein Land indirekt verführt habe und CDU und FDP dabei mitmachten, sei „eine granatenmäßige Dummheit“.

„Kuhn war schon beim Amtsantritt alt“

Mathias Richling macht keinen Hehl daraus, dass er Stuttgart 21 entschieden ablehnt und Ministerpräsident Winfried Kretschmann gut findet. Oettinger lobt sowohl das umstrittene Bahnprojekt als auch den grünen Regierungschef. Über Kretschmann könne man nichts Negatives sagen, meint sein Vorvorgänger. Doch er glaube nicht, dass der Grüne im Jahr 2025 noch der richtige Mann für Baden-Württemberg sei. Fritz Kuhn habe seine Absage an eine zweite OB-Kandidatur mit seinem Alter begründet. Dies könne man nicht mit Kretschmann vergleichen, meint Richling: „Herr Kuhn war doch schon bei seinem Amtsantritt alt.“

Richling oder Oettinger? Wer redet schneller?

Seine Trauerrede bei Filbingers Beerdigung, räumt Oettinger ein, sei misslungen. Während er dies sagt und Richling hektisch hin- und herspringt, um Filme abzurufen, rutscht der ehemalige Kommissar immer tiefer hinein in den roten Stuhl und streckt die Füße immer weiter aus. Zwei Männer aus den Fifties reden übers Altwerden und Jungbleiben. Richling schlägt vor, man sollte zwischen 30 und 40 seine Rente nehmen und dann bis 90 weiterarbeiten. Oettinger sagt, die Arbeit in jungen Jahren sei wichtig zum Reifen. Wäre Richling damals nicht kreativ gewesen, wär’ er heute nicht so gut.

Richling oder Oettinger? Wer redet schneller? Der SWR hat kein Gerät, das Worte pro Sekunde zählt. Und doch hat man den Eindruck, dass beide ein bisschen was rausnehmen aus ihrem gewohnten Schnellhudeltempo, Oettinger sogar noch ein bisschen mehr. Oder die Herren sind endlich dahintergekommen: Das Verhältnis von Geschwindigkeit zu Information wird nicht besser, wenn man schneller redet. Menschen, die schnell reden, sagen oft nicht viel.

Es sei denn, sie sagen’s auf Englisch. Doch Oettingers English is not the yellow from the egg. We wish you what! And don’t go us on the cookie!