Unter dem Dach des Schramm’schen Wohnhauses gibt es ein Nikolauszimmer. Foto: Michael Steinert

Roland Schramm sammelt seit vier Jahrzehnten alles, was er in die Finger kriegt. Sein Schwerpunkt sind Gegenstände, die mit Weihnachten zu tun haben. Sein Fundus reicht von der Kerzenverpackung bis zum Nussknacker aus dem Erzgebirge.

Gingen - Als Roland Schramm vor fast 63 Jahren das Licht der Welt erblickte, kam gleichzeitig eine große Leidenschaft zur Welt. Zuerst manifestierte sie sich in der Liebe zu Briefmarken, dann aber erfasste sie alles: von der alten Fotografie bis hin zum Bügeleisen. Denn wegwerfen kann der Gingener nichts. Alles, was er in die Finger bekommt, wird liebevoll repariert und restauriert und seiner Sammlung einverleibt, die mittlerweile zwei Stockwerke des Schramm’schen Wohnsitzes in Gingen füllt. Alle Maßstäbe sprengt seine Weihnachtssammlung. Wohin das Auge auch blickt, überall funkelt Weihnachtsschmuck, stehen Nikoläuse oder Engelchen, sogar im Garten. „Aber das ist noch nicht alles“, sagt Roland Schramm.

Wann ihn das Sammelfieber das erste Mal packte, daran kann sich Roland Schramm beim besten Willen nicht erinnern. Er lächelt und sucht nach Worten, um sich zu erklären. Vergeblich. Seine Frau Sigrid springt ihm bei. „Das liegt in den Genen, sein Vater hat auch schon gesammelt, Überraschungsei-Figuren“, erzählt sie. In ihrer Stimme schwingt Nachsicht. Auch sie sammelt – Mäusefiguren und Engel zum Beispiel. Doch manchmal wird sogar ihr die Sammellust zu viel. „Ich würde mich auch mal trennen, aber das darf ich nicht“, erzählt sie und blinzelt ihrem Mann zu. Ihre zwei mittlerweile erwachsenen Kinder hätten ihrem Vater deshalb den Titel „Retter der Dinge“ verpasst, nebst selbst gebastelter Medaille, versteht sich.

Er kann nicht Nein sagen

Eine Systematik hat Roland Schramm nicht. „Ich sammle, was mir gefällt“, sagt er. Das können Christbaumkugeln, Figuren aus dem Erzgebirge, Puppenstuben oder Einkaufsläden sein, aber auch alte Lametta-Verpackungen. „Das sind lithografisch wunderbare Sachen, die wurden im Hochdruckverfahren hergestellt“, erzählt er. „Manchmal ist ein Stückle Papier wertvoller als ein dreidimensionales Stück.“

Auf Weihnachtsmärkten und Flohmärkten findet Roland Schramm viele der Gegenstände. Meistens muss er aber gar nicht suchen. Die Stücke finden ihn. Roland Schramm ist Briefträger und bekannt für sein Hobby. „Da heißt es dann immer mal wieder, willst du das haben?“ Natürlich will er. Nein sagen kann er nicht. Sagt seine Frau. Und so wächst die Sammlung weiter und weiter. Stolz ist Roland Schramm, dass seine Sammlung auf Interesse stößt. Er hat schon zahlreiche Ausstellungen bestückt, in Ulm-Söflingen etwa oder in Ebersbach.

Ausstellen heißt sortieren

Zurzeit zeigt die Weihnachtsausstellung „Weihnachten vor 100 Jahren“ im Göppinger Museum Storchen zahlreiche Stücke aus seinem Fundus, und auch an einer Weihnachtsschau im Gingener Rathaus ist er beteiligt. „Ausstellen heißt sortieren“, sagt er. Seine Frau grinst. Noch vor kurzem habe die ganze Wohnung voller Schachteln gestanden, weil die passenden Stücke hätten herausgesucht werden müssen. Doch nachdem nun aufgeräumt sei, könne Weihnachten kommen.

Roland Schramm führt durch sein Haus. In einem Zimmer steht auf wunderschön restaurierten alten Möbeln ein Engelkonzert der sächsischen Firma Wendt & Kühn. Im Flur tummeln sich in Vitrinen Steiff-Tiere. Im Ess- und Wohnzimmer sind alle Regale und Fenstersimse mit weihnachtlichen Raritäten, Kitsch und feinem Kunsthandwerk beladen. „Wir dekorieren saisonal“, erklärt Sigrid Schramm. Im Frühjahr dann sehe das alles ganz anders aus. Nur ein Zimmer im zweiten Stock des Hauses ist das ganze Jahr über dem Nikolaus reserviert, naja, fast. Auf dem Bett sitzt ein riesiger Stoffhase.

An den Wänden aber sind Nikolausbilder, in den Vitrinen stehen große und kleine Nikoläuse. Sie sind aus Holz, aus Plastik, aus Zinn, bemalt oder in rote Gewänder gehüllt. Roland Schramm ist in seinem Element und erzählt und erzählt. Von der Geschichte des Adventskalenders, von Christbaumschmuck aus Thüringen und, immer wieder, vom Nikolaus. Mit seinem grauen Bart und seinen freundlichen Augen passt er gut in dieses Zimmer. Womöglich ist er der wirkliche Weihnachtsmann.