Trend in der gesamten Region: Inzwischen gibt es mehr als zwölf Produzenten von Gin. Gastroredakteur Michael Weier hat das Tasting im Botanical Affairs zusammen mit Barchef Steffen Witz organisiert. Foto: Lichtgut/Verena Ecker

Zwölf Wacholderschnäpse aus der Region im puren Vergleich: In einer verdeckten Verkostung haben wir in einer Journalistenrunde im Botanical Affairs von Steffen Witz getestet – und dabei manche Überraschung erlebt.

Stuttgart - Der Sieger für die vier Redakteure: die kleine Flasche mit dem Fernsehturm drauf. Experte Steffen Witz durfte eine eigene Wertung abliefern. Sein Favorit: der Don’t call me Gin. Alles in allem kam die Runde zu dem Urteil, dass weniger mehr wäre.

1. Platz: Der Ginstr

Der Sieger überzeugt die Redaktionsjury, beim Experten belegt er den zweiten Platz. Der Ginstr ist frisch und fruchtig mit leichtem Rosmarinaroma. „Sommerlich frisch“, sagt Matthias Ring, „das wäre nachmittags auf der Terrasse der perfekte erste Drink.“ Der Ginstr wird von Markus Escher vom Weingut Escher (Schwaikheim) und Radio-Moderator Alexander Franke gemacht, nur mit Zutaten aus der Stuttgarter Markthalle. Note: 2+     Expertennote: 2–3

2. Platz: Don’t call me Gin

Der Exot, der eigentlich nicht ganz in die Runde passt, weil Jörg Geiger sein Getränk nicht mit reinem Alkohol, sondern mit vierfach gebranntem Apfel herstellt. Der Gin ist etwas rauchig, kommt in der Runde aber sehr gut an. „Pfeffrig“, sagt Experte Steffen Witz, „und sehr komplex.“ Jörg Geiger aus Schlat kämpft schon lang für seine Produkte von Streuobstwiesen, klar, dass auch der Gin so gemacht wird. Note: 2    Expertennote: 2

3. Platz: Kohler Gin

Lars Erdmann war der erste Brenner in Stuttgart, der sich am Gin versuchte. Noch vor dem Monkey 47 kam sein Wacholderschnaps auf den Markt. Eher ein Männer-Gin, findet die Runde. „Ich mag das intensive Wacholderaroma und die Schärfe“, sagt Redakteur Sven Hahn, „auch die Lakritze hinten raus ist sehr angenehm.“ Die Destillerie Kohler von Lars Erdmann lebt vom Enthusiasmus des Chefs. Note 2–3     Expertennote 3–4

4. Platz: Monkey 47

Vermutlich ist dieser Gin der Auslöser für den Gin-Boom in der Region. Mit dem Affen aus dem Schwarzwald ging alles erst so richtig los. Dieser Gin erregte weltweit Aufsehen, heimste diverse Auszeichnungen ein, wurde als bester Gin der Welt prämiert. In unserer Runde kam er nicht ganz so gut weg. „Der fordert einen richtig“, meinte Redakteur Matthias Ring. Monkey 47, Schwarzwald Dry Gin Note: 3+     Expertennote: 3–

5. Platz: Alice Remstal Gin

Die Flaschenform scheint ja gesetzt beim Gin, es dominiert die gedrungene Apothekerflasche. Im Remstal gelang es dafür, ein besonders hübsches Etikett zu basteln. Beim Alice Remstal Gin folgt fast immer die gleiche Reaktion: „Der sieht aber hübsch aus!“ Schmecken tut er auch, hat aber weniger Ecken und Kanten als andere Vertreter. Alice Remstal Gin, Kleine Destillerie Note: 3     Expertennote: 3–4

6. Platz: Fellbach Dry Gin

Einer der günstigsten Gins in der Reihe für unter zwanzig Euro und mit dem Handicap, als Erster in der Verkostung zu stehen, beim Ersten liegen die Noten oft niedriger. Der Gin ist fruchtig mit der klassischen Zitrusnote, „hinten raus“, sagt Experte Steffen Witz, schmecke er etwas Lakritz und Süßholz. Der Frau in der Testerrunde ist er allerdings „ein wenig zu scharf“. Destillerie Hofmeister und Rieger Note: 3–      Expertennote: 3+

7. Platz: Heckengäu Dry Gin

Hier gilt wie so oft: Angefangen hat alles in einer Bierlaune. Und so kam der nächste lokalpatriotische Gin auf den Markt. Die Macher setzen ebenfalls auf regionale Produkte und die Überlegung, was man mit Wacholder vom Büchelberg in Münklingen alles anstellen könnte. Der Duft ist hier extrem nach Mandarine, im Abgang ist der Gin eher etwas kantig und schnapsig. Heckengäu Distillers in Vaihingen/Enz Note: 4+     Expertennote: 3–4

8. Platz: Wild Gin

Der zweite Gin aus dem Hause Escher, in diesem Fall mit Wacholder und Kräutern, Botanicals genannt, aus den Weinbergen des Betriebs. In der Runde findet er weniger Anklang. Sven Hahn meint: „Der hat mir etwas zu Künstliches.“ Der Geschmack nach Lakritz und Süßholz dominiert, der Gin wirkt einfach zu süßlich. Weingut Escher in Schwaikheim Note: 4     Expertennote: 3–4

9. Platz: Gin Distillers First

Der Landessieger aus Gärtringen! Bei den Juroren des Landesverbands der Klein- und Obstbrenner Nord-Württemberg landete dieser Wacholderschnaps auf dem ersten Platz, unsere Runde war kritischer. „Er riecht irgendwie medizinisch“, meint Anja Wasserbäch, das gehe gar nicht. Experte Witz empfindet ihn als „unausgegoren“. Brennerei Nonnenmacher in Gärtringen Note: 4     Expertennote: 4–5

10. Platz: Schwoiga Gin

Lothar Schmid macht mit seinem Gin die Gemeinde Schwaikheim zur heimlichen Gin-Hauptstadt der Region. Der Brenner wollte mit der Zitrusnote einen modernen Gin machen, unserer Runde schmeckt er etwas zu süßlich. Uwe Bogen sagt: „Mit dem Süßholzgeschmack erschlägt er irgendwie alles andere.“ Brennerei Birkenhof in Schwaikheim Note: 4–      Expertennote: 4–5

11. Platz: Applaus Gin

Das trendigste Etikett, der erste Stuttgarter Gin, der genau damit geworben hat: Applaus kriegt der Lokalmatador aber nur verhalten. Steffen Witz sagt, das sei der krampfartige Versuch, unbedingt etwas Neues zu machen. Der Gin schmeckt erstaunlich nach Apfel und Zimt. Matthias Ring meint mit einem Augenzwinkern: „Wenn ich auf Zimt stehen würde, dann wäre er vielleicht gut.“ Applaus Stuttgart Dry Gin Note: 4–      Expertennote: 6

12. Platz: Owen Gin

Der ersten Begeisterung nach dem Riechen folgt die Ernüchterung. Von der Nase her perfekt, urteilt Steffen Witz, aber dann schmecke er fast nach Saunaaufguss. Anja Wasserbäch gibt ihm für den Geruch allein immerhin ein Ausreichend, Sven Hahn nicht: „Er riecht so gut und schmeckt nicht, dieser Unterschied ärgert mich richtig.“

Owen Gin vom Berghof Rabel Note: 4–5     Expertennote: 4–5