Tyson Fury hat sich Klitschkos Titel geholt. Foto: Bongarts

Der Brite Tyson Fury hat den Box-Giganten entthront: Wladimir Klitschko ist seine Titel der drei großen Box-Weltverbände im Schwergewicht los. Doch so schnell gibt Klitschko nicht auf.

Düsseldorf - Tyson Fury feierte die Box-Sensation des Jahres mit einer Sektdusche noch im Ring der Düsseldorfer Esprit-Arena. Wladimir Klitschko stand gleichzeitig mit zerbeultem Gesicht in seiner Ecke und schien die Welt nicht mehr zu verstehen. Der seit über elf Jahren ungeschlagene Ukrainer hatte seinen Meister gefunden - über 40.000 Zuschauer waren in der Nacht zum Sonntag fast geschockt, ein paar Tausend britische Fans außer sich vor Freude.

„Ich habe heute einfach nicht die richtige Distanz gefunden. Das war nicht mein Tag. Fury war bis zur letzten Runde sehr schnell und beweglich - er hat verdient gewonnen“, sagte der 39 Jahre alte Klitschko nach dem einstimmigen Punktsieg für den unorthodox boxenden Briten, dem die Punktrichter den einstimmigen Sieg mit 115:112, 115:112 und 116:111 zusprachen. Klitschko kassierte die vierte Niederlage im 68. Kampf und scheiterte bei seiner 19. Titelverteidigung.

Fortsetzung folgt

Aber er will wiederkommen. „Fortsetzung folgt. Wir haben eine Rückkampfklausel im Vertrag“, sagte der geschlagene Weltmeister. Fury, der im Gesicht bis auf eine kleine Blessur kaum gezeichnet war, sagte prompt zu und ließ sich nicht lange bitten: „Ich boxe ihn wieder, egal ob in Usbekistan, Japan oder wieder Deutschland - und dann schlage ich ihn wieder“, erklärte der 2,06 Meter große Fury, der von seinem Onkel Peter Fury trainiert und bestens eingestellt wurde. Fury blieb auch in seinem 25. Kampf ungeschlagen.

„Da ist ein Traum wahr geworden. Sechs Monate habe ich mich darauf vorbereitet. Ich kann es kaum glauben. Es war meine Nacht. Gott hat mir den Sieg geschenkt“, sagte Fury - und sang noch im Ring ein Ständchen für seine Frau, die im kommenden Jahr ihr drittes Kind erwartet.

Der frühere Boxweltmeister Lennox Lewis lobte seinen Nachfolger bei Twitter: „@Tyson_Fury gewann fair&anständig und somit verdient + belehrte mich eines Besseren!“ Prominente Box-Fans staunten über den Ausgang des Duells. „Wow was für eine Überraschung!!!!“, schrieb etwa Tennisspielerin Sabine Lisicki bei dem Kurznachrichtendienst. Respekt wurde Klitschko dort auch für seine Haltung nach dem Kampf gezollt. „Wahre Größe zeigt sich nach Niederlagen. Ehrliche und faire Worte von Wladimir“, twitterte Ex-Fußballnationalspieler Arne Friedrich.

In dem von großen verbalen Scharmützeln im Vorfeld begleiteten Duell der beiden Hünen versuchte der in der Reichweite überlegene Herausforderer den wesentlich erfahreneren Titelverteidiger vom ersten Gong an zu provozieren. Klitschko behielt jedoch die Ruhe und versuchte, das richtige Rezept zu finden, um den 27-jährigen Fury zu beeindrucken. Das gelang dem ab der fünften Runde von einem Cut unter dem linken Auge gezeichneten Ukrainer allerdings nicht.

Klitschko blieb viel zu passiv

In den ersten Runden konnte sich kein Boxer nachhaltig in Szene setzen. Klare Treffer gab es in einem Kampf mit viel Halten und Klammern so gut wie keine. Der mehrmals die Auslage wechselnde Fury ließ sich den Stil seines Gegners nicht aufzwingen und punktete dank seiner Aktivität auf den Punktzetteln der Wertungsrichter.

Klitschko blieb viel zu passiv und traf fast nie mit seiner sonst oft so vernichtenden Rechten. Erst in der Schlussrunde landete er einige klare Treffer, mit denen er Fury einigermaßen beeindrucken konnte. Die aber kamen zu spät, obwohl der Herausforderer in der 10. Runde noch eine Verwarnung und damit einen Punktabzug erhalten hatte.

„Wir kommen wieder - die Show geht weiter“, versprach Wladimirs Bruder, Ex-Weltmeister Vitali Klitschko, der gerade im Amt des Bürgermeisters von Kiew bestätigt wurde. Die Pläne für einen Neuanfang sollen im nächsten Jahr gemacht werden. „Jetzt freue ich mich erst Mal auf Weihnachten mit meiner kleinen Familie“, sagte der besiegte Wladimir.