Foto: Daniel Gläser

Der VfB-Fanclub Stuttgart-Giebel blickt mit Zuversicht auf die neue Fußballsaison – und hofft auf mehr Mitglieder.

Giebel - Eigentlich will Volker Herrmann gar nicht mehr zurückblicken. Zu enttäuschend waren für ihn die Leistungen seines Vereins, des VfB, in der vergangenen Saison, die mit dem zwölften Tabellenplatz abgeschlossen wurde. Denn Volker Herrmann ist VfB-Fan durch und durch. Er gehört dem fünfköpfigen Vorstand des VfB-Fanclubs Stuttgart-Giebel an. Am Mittwoch haben sich die Vorstandsmitglieder im Biergarten ihres Stammlokals Fasanengarten getroffen. Ihr Thema: Die VfB-Mitgliederversammlung vom 22. Juli, bei der der Adidas-Manager Bernd Wahler mit 97,4 Prozent der Stimmen zum neuen VfB-Präsidenten gewählt wurde.

Dass Volker Herrmann für einen Moment doch in Erinnerungen zu schwelgen beginnt, liegt an Bernd Wahler. Mit dem Zeigefinger tippt er auf ein etwas in die Jahre gekommenes Mannschaftsfoto, das vor ihm liegt: Es zeigt die B-Jugend-Fußballer des VfB im Jahr 1973, Teil des damaligen Teams: er selbst und Bernd Wahler. Mit ihrer langen dunklen Mähne sehen sie sich zum Verwechseln ähnlich. Eine Zeitlang hat der Giebeler VfB-Fan Herrmann zusammen mit dem frisch gewählten Präsidenten in der VfB-Jugend gekickt.

Konkret erinnern kann sich Herrmann zwar nicht an ihn – dennoch ist die Euphorie unter den Giebelern spürbar. „Höchste Zeit“ sei es gewesen, dass der von einem Teil der Fans ungeliebte Präsident Gerd Mäuser im Juni dieses Jahr sein Amt niederlegte, platzt es aus Gerhard Geupert, dem Ersten Vorsitzenden, heraus. „Weiterer Ballast“ sei vom Club abgefallen, als kurz darauf auch noch Dieter Hundt, der langjährige Aufsichtsratsvorsitzende und starke Mann im Verein, seinen Hut nahm. Beiden werfen die Giebeler Fans einen zuweilen selbstherrlichen Führungsstil vor.

Ein klares Zeichen für die Tradition

„Die Interessen der Vereinsmitglieder haben keine Rolle mehr gespielt“, sagt etwa Helmut Hinzel und nippt an seinem Glas Bier. Der ältere der beiden Hinzel-Brüder im Vorstand ist zuständig für die Organisation von Auswärtsfahrten. Einige Male war er in der vergangenen Saison in der Mercedes-Benz-Arena, um sich die Spiele der Labbadia-Elf anzusehen. „Es war jedes Mal enttäuschend“, sagt er. Er ist jedoch zuversichtlich, dass Bernd Wahler gemeinsam mit Manager Fredi Bobic für frischen Wind sorgen wird.

„Die Neuzugänge sind gut, wir haben ein tolles Stadion, und die Wirtschaftsregion Stuttgart bietet dem Verein alle Möglichkeiten zur finanziellen Entwicklung.“ Seinem Bruder Alfred wird die Euphorie offenbar ein wenig zu viel: Es werde solange keinen attraktiven Fußball in Cannstatt mehr geben, „solange Bruno Labbadia Trainer des VfB ist.“ Geuperts Frau Elisabeth, wegen ihrer treffsicheren Prognosen von den anderen Mitgliedern auch „das Orakel“ genannt, pflichtet ihm bei: „Die Leidenschaft fehlt.“ Und schiebt hinterher: „Der Labbadia ist nicht mehr lang da.“

Die Giebeler hoffen auf eine neue Begeisterung im Umfeld des Vereins. „Wenn die Mannschaft ansehnlich spielt, engagieren sich auch mehr Anhänger bei uns im Fanclub“, sagt Helmut Hinzel. Derzeit sind es etwa 50 vorwiegend ältere Männer und Frauen, die sich den Giebelern angeschlossen haben. Zu Spitzenzeiten, in der Champions-League-Saison 2003, waren es rund 90. Den Mitgliedern steht eine spannende Saison bevor – und das nicht nur aus sportlicher Sicht. Weil sich die Mehrheit der Fans auf der Mitgliederversammlung für die Wiedereinführung des alten VfB-Wappens aussprach, welches von 1949 bis 1994 die Brust der VfB-Spieler zierte, müssen sie nun ihr gesamtes Fanequipment umändern. Dennoch befürworten sie die Wappenänderung. „Es ist ein klares Zeichen für die Tradition“, sagt Gerhard Geupert. Tradition hat im Übrigen auch, dass „Orakel“ Elisabeth Geupert vor jeder Saison das Abschneiden der Brustringträger vorherzusagen versucht: „Ich bin sicher, wir landen zwischen Platz eins und vier.“