Dunkle Wolken überm Flughafen: Ein Gewitter hat am Wochenende zahlreiche Passagiere festgesetzt. Foto: 7aktuell.de/Alexander Hald

Sicherheit geht vor: Der verschärfte Gewitteralarm am Stuttgarter Flughafen hat Tausenden Passagieren nachts einen langen Aufenthalt in den gelandeten Maschinen beschert.

Stuttgart - Offenbar hat das auch erfahrene Stewardessen beeindruckt. Über ein Dutzend Maschinen stehen nachts auf dem Vorfeld des Stuttgarter Flughafen – und niemand weit und breit, der die Passagiere in Empfang nehmen wollte. „So etwas haben wir noch nie erlebt“, sagt eine Flugbegleiterin. Fast anderthalb Stunden sitzen alle in dieser Nacht zum Sonntag fest. Gewitteralarm über den Fildern.

Mit Blitzen ist nicht zu spaßen. Das weiß die Flughafen-GmbH spätestens seit dem 7. Juni 2018, als mehrere Blitze mit bis zu 17 000 Ampere auf dem Flughafengelände einschlugen und ein 35-jähriger Vorfeldarbeiter offenbar zu spät den Ort verlassen hatte. Mit leichten Verletzungen wurde er vorsorglich in ein Krankenhaus gebracht, nachdem offenbar ein Blitz in der Nähe eingeschlagen hatte. Das Frühwarnsystem des Flughafens war in die Kritik geraten.

Mehr als ein Dutzend Maschinen betroffen

Am Samstag aber gab es kein Vertun: „Um 23.21 Uhr, neun Minuten vor dem offiziellen Betriebsende, ist die Flugabfertigung wegen des Gewitters eingestellt worden“, sagt Flughafen-Sprecherin Beate Schleicher. Für die Mitarbeiter bedeutete dies wie für die Passagiere: nachsitzen. Pech für die Fluggäste aus Palma, die um 23.17 Uhr landeten, oder die Passagiere aus Funchal auf Madeira, die um 23.20 Uhr auf Stuttgarter Boden aufsetzten – sie mussten von allen am längsten warten.

Laut Flughafen-GmbH sind in dieser Nacht mehr als ein Dutzend Maschinen betroffen gewesen. Egal, ob aus Neapel, Lissabon, Barcelona, Fuerteventura, Cagliari (Sardinien), Korfu oder Zürich: Alle Fluggäste mussten sich in Geduld üben. „Das Gewitter hat die letzte Welle der Ankünfte erwischt“, sagt Beate Schleicher.

Vorwarnstufe auf acht Kilometer erweitert

Das mag so manche Flugbegleiterin noch nie erlebt haben – doch der Flughafen gilt durch seine Lage zwischen Schwarzwald, Alb und Stadtkessel als Gewitterloch. Nach den Ereignissen vom Juni 2018 löst die Gewitterwarnung nun schon ab acht Kilometer Entfernung aus, nicht erst bei fünf. „Eine Gewitterzelle zog südlich von Stuttgart von West nach Ost und kleinere Zellen kamen hinterher“, sagt Meteorologin Sarah Müller.

Es dauerte lange, ehe Zellen weitergezogen waren – um 0.55 Uhr wurde der Alarm aufgehoben. Für zahlreiche Passagiere begann dann das Warten am Kofferförderband. Die Vorfeldarbeiter hatten einen langen Stau abzuarbeiten. Ein Donnerwetter an Beschwerden soll es nicht gegeben haben.