Die GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz wirft der Kultusministerin schlechte Planung vor. Foto: dpa

Der Lehrermangel ist kein Problem, das sich in einigen Jahren von selbst erledigt, warnt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und spart nicht mit Vorwürfen gegen das Kultusministerium.

Stuttgart - An den weiterführenden Schulen in Baden-Württemberg müssten bis zum Jahr 2030 mindestens 6250 Lehrer zusätzlich eingestellt werden, allein um steigenden Schülerzahlen gerecht zu werden. Das ergibt eine Studie des Bildungsforschers Klaus Klemm im Auftrag der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Rechnet man Stellen ein, die für zusätzliche Ganztagsangebote, mehr Vertretungslehrer oder Reformen notwendig werden, kommt Klemm auf einen Bedarf von 10 500 Stellen.

Der Lehrermangel sei damit kein vorübergehendes Phänomen, wie Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) es darstelle, betont die GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz. Sie wirft dem Ministerium und der Landesregierung vor: „Es gibt keine ernsthaften Bemühungen, die die Situation verbessern könnten.“ Sie sehe nur Aktionismus und wenig wirksame Maßnahmen. Die GEW fordert, die Zahl der Studienplätze umgehend zu erhöhen. Bei den Sonderpädagogen werde die Nachfrage „auf absehbare Zeit bei Weitem nicht gedeckt werden können“, schreibt Klemm.

Weniger Unterrichtsstunden für ältere Lehrer verlangt

Die Kultusministerin hat ein Maßnahmenpaket gegen den Lehrermangel vorgelegt. Das kritisiert Moritz als nicht ausreichend. Die Bedarfsplanung und Bedarfsberechnung nannte sie „äußerst unzureichend“. Das Ministerium rechne die bevorstehenden Pensionen nicht angemessen ein. Als kurzfristige Maßnahme gegen den Lehrermangel schlägt die GEW vor, die Vertretungsreserve zu erhöhen und die Unterrichtsverpflichtung von älteren Lehrern zu verringern. Das erhöhe die Chance, dass mehr Pädagogen bis zur Altersgrenze arbeiten. Zurzeit gehen die Lehrer im Schnitt mit 63,3 Jahren in Pension. Die GEW schlägt vor, das Deputat für Lehrer im Alter von 63 bis 65 um je fünf Stunden im Jahr zu verringern. Ein Gymnasiallehrer muss zurzeit 25 Stunden in der Woche unterrichten. Lehrer ab 62 bekommen eine Ermäßigung um zwei Stunden.

Das Kultusministerium hält von dem Vorschlag wenig. Man werde ihn aktuell nicht näher prüfen, sagte ein Sprecher Eisenmanns. Es gebe keine seriösen Daten zur Auswirkung. Den Vorwurf der unzureichenden Berechnung und Planung des Bedarfs weist das Ministerium zurück. Eisenmann lässt derzeit eine langfristige Prognose erstellen. „Ich möchte ein noch genaueres Bild von unserem Lehrkräftebedarf bekommen“, erklärte sie. Das Maßnahmenpaket gegen Lehrermangel habe mehr als tausend Deputate erbracht. Die SPD verlangt einen Stufenplan für die bessere Ausstattung der Schulen mit Lehrern. „Mit der ewigen Flickschusterei muss endlich Schluss sein“, schimpft Stefan Fulst-Blei, der Bildungsexperte der Fraktion.