Die Messe Gerlingen mit Riesenrad findet wieder vom 29. Juni an statt, die Ditzinger Messe ist erst im Jahr 2021 geplant. In Korntal gibt es derzeit keine Schau. Foto:  

Bislang gibt es in den Strohgäu-Kommunen eigene Messen. Die Idee einer gemeinsamen Gewebeschau stößt auf wenig Interesse. So steht als nächstes die Messe Gerlingen im Juni wieder an.

Strohgäu - Sie sind Schaufenster für das lokale Gewerbe, um Kundenkontakte zu pflegen. Sie sind zugleich Ziel von Familienausflügen, manche Messen haben sogar Volksfestcharakter. Im Strohgäu präsentieren sich die Gewerbevereine regelmäßig, die nächste ist die Messe Gerlingen vom 29. Juni bis zum 1. Juli. In Korntal hat der Gewerbe- und Handelsverein die Messe 2016 dagegen ausfallen lassen – vor allem weil die Handwerker überlastet sind.

Vor vier Jahren, bei der letzten Messe in Gerlingen mit gut 100 Ausstellern und 25 000 Besuchern, hat der Grünen-Abgeordnete Markus Rösler die Idee einergemeinsamen Strohgäu-Messeaufgebracht: Diese könnte dann abwechselnd in den verschiedenen Kommunen stattfinden und die gesamte Wirtschaft der Region zwischen Leonberg und Ludwigsburg abbilden. Damals zeigten sich die Vertreter der verschiedenen Gewerbevereine offen.

Kein gemeinsamer Messe-Standort

Das sind sie zwar meist auch heute noch, doch aus der Idee ist nichts geworden. „Es hat strategische Gespräche dazu gegeben“, sagt Thomas Schimek, der Vorsitzende des Gerlinger Bundes der Selbstständigen (BdS). Doch man habe sich nicht auf einen Standort einigen können. Ohnehin sei man etwa in Gerlingen an der Kapazitätsgrenze. Die Messe in Ludwigsburg abzuhalten ergebe keinen Sinn. Die Korntaler GHV-Vorsitzende Viola Noack macht aus ihrer Ablehnung keinen Hehl: „Ich halte nichts von der Idee“, sagte sie. Wenn, dann müsse man eher darüber nachdenken, erst einmal eine gemeinsame Messe mit den Kollegen im Stadtteil Münchingen zu organisieren.

Auch der Vizechef des Vereins „Aktive Wirtschaft Ditzingen“, Martin Böpple, ist skeptisch: „Die Frage wäre: Wie und wo?“ Zudem zweifeln manche, dass eine solche Mammutmesse organisatorisch zu stemmen wäre. Thomas Schimek vom Gerlinger BdS verweist auf den Umsatz von 150 000 Euro für die Messe Gerlingen – größere Dimensionen seien ehrenamtlich kaum zu leisten. Der Münchinger BdS-Vorsitzende Frank Di Marco verweist zudem auf das große Einzugsgebiet einer Gesamtmesse: „Nicht alle haben ihre Kundschaft im gesamten Strohgäu.“ Man sei zwar in Münchingen „traditionell für alles offen“, doch die Idee hat wohl wenig Zukunft.

Viel Aufwand, viele Besucher

Die lokalen Messen erfreuen sich ohnehin großer Beliebtheit. So hofft man für die Messe Gerlingen erneut auf 100 Stände der Gewerbetreibenden. „Im Innenbereich ist noch was möglich, außen ist alles ausgebucht“, sagt der Organisator Thomas Schimek. Mit dem traditionellen Riesenrad und Gastronomie habe die Veranstaltung inzwischen „Stadtfestcharakter“. In Ditzingen gibt es am 24. und 25. März die Zweiradmesse „Ditzingen Mobil“ und 2019 die Gesundheitsschau „Ditzingen Vital“, organisiert vom Stadtmarkting der Kommune. Eine große Messe ist derweil erst wieder für 2021 geplant. „Einen kürzeren Rhythmus als fünf Jahre brauchen wir nicht“, sagt der Diztinger Vize-Vereinsvorsitzende Martin Böpple. Der organisatorische Aufwand sei enorm, und im Handwerk seien die Auftragsbücher derzeit mehr als voll.

Das hat in Korntal sogar dazu geführt, dass die für 2016 geplante Schau abgesagt wurde. Obwohl mit dem Europaabgeordneten Alexander Graf Lambsdorff (FDP) ein prominenter Redner bereits zugesagt hatte. „Vor allem die Handwerker haben keinen Bedarf angemeldet“, sagt Viola Noack vom Gewerbe- und Handelsverein. Turnusmäßig ist die Korntaler Schau alle drei Jahre dran gewesen, 2013 war sie auch ein großer Erfolg mit dem Staatssekrektär Ernst Burgbacher (FDP) als Gast. Doch nun pausiert man erst einmal – auch für 2019 ist nach derzeitigem Stand nichts geplant.

Ein Schaufenster für das Gewerbe

Das Argument der übervollen Auftragsbücher kennt man auch in Gerlingen. „Es geht bei einer Messe aber nicht nur um kurzfristige Werbung, sondern um eine langfristige Strategie“, meint der dortige BdS-Vorsitzende Thomas Schimek, „und um langfristige Kundenbindung.“ Die Hochkonjunktur mit Niedrigzinsen werde irgendwann auch mal vorbei sein.

Wie wichtig etwa die Messe Gerlingen ist, betont auch der Bürgermeister Georg Brenner: „Sie ist nicht nur ein Schaufenster für das Gewerbe, sondern auch ein Treffpunkt für jung und alt.“ Die Stadt stellt die Stadthalle zur Verfügung – und würde einspringen, wenn ein Defizit entstände. Das war aber bislang noch nie der Fall.

Über eine gemeinsame Schau von Korntal und Münchingen wurde übrigens bereits gesprochen – doch auch hier scheiterten die Überlegungen an einem gemeinsamen Standort, wie der Münchinger BdS-Chef Frank di Marco berichtet: „In Korntal ist die Halle zu klein, in Münchingen das Umfeld.“ Wie so häufig in der Doppelstadt agiert man daher lieber getrennt. Für Münchingen ist die nächste große Messe im Jahr 2020 geplant, fünf Jahre nach der vergangenen Schau mit 34 Ausstellern. Di Marco glaubt, dass sich das lohnt: „Wir hatten 2015 gutes Wetter und viele Besucher.“