Wer im Gewerbegebiet Fasanenhof-Ost arbeitet, steht dort nach Feierabend oft 30 Minuten und länger im Stau auf der Schelmenwasenstraße. Foto: dpa

Die Verkehrsplaner sprechen von einem Versuch. Ein kompletter Umbau des Kreiselverkehrs an der Schelmenwasenstraße im Gewerbegebiet Stuttgart-Fasanenhof ist noch nicht vom Tisch.

Fasanenhof - Es ist eine sperrige Formulierung: „Die Beschwerdelage aus dem Gewerbegebiet ist insbesondere wegen der Reisezeitverluste in den Hauptverkehrszeiten sehr groß.“ Doch obwohl im typischen Amtsdeutsch geschrieben, ist die Aussage eindeutig: Die Menschen stehen im Stau, und das stinkt ihnen mittlerweile gewaltig. Es geht um das Gewerbegebiet Schelmenwasen. Für den südlichen Bereich des Gebiets würden sich regelmäßig Reisezeitverluste von 30 Minuten und mehr ergeben, heißt es in der Vorlage, die Andreas Hemmerich von der städtischen Verkehrsplanung vor Kurzem im Bezirksbeirat Möhringen vorstellte. Mehr als 6000 Autos sind es wohl, die morgens in das Gebiet hinein und abends wieder hinaus wollen. Dabei müssen alle durch das Nadelöhr am Kreisel.

Eine „Sofortmaßnahme“ soll nun Linderung bringen. Geplant ist eine Unterbrechung der Kreisfahrbahn auf Höhe der Schelmenwasenstraße. Damit können alle, die von der B 27 kommen, nicht mehr direkt von der Heigelinstraße in Richtung Körschtal abbiegen. Die erste Querverbindung auf der Schelmenwasenstraße wird unterbunden, damit die Autos nicht gleich dort abkürzen. „Hierdurch kann der Kfz-Verkehr aus dem Gewerbegebiet in die Heigelinstraße frei abfließen“, so die in der Vorlage formulierte Hoffnung.

Bei einer Umgestaltung der Straße fallen Parkplätze weg

Allerdings gibt es Nebenwirkungen. Die Wartezeiten für die im nordöstlichen Bereich des Gewerbegebiets arbeitenden Menschen und für diejenigen, die aus dem Körschtal kommen und in den Kreisverkehr einfahren wollen, werden sich erhöhen. Außerdem könnte es insbesondere in den Morgenstunden wegen der zusätzlichen Umwegfahrer auf der Schelmenwasenstraße zwischen dem Kreisverkehr und dem Eichwiesenring eng werden. Darum wird die Fahrbahn in diesem Bereich auf 5,25 Meter verbreitert, sodass ein Lastwagen und ein Auto nebeneinander passen. Damit der Verkehr auf der Heigelinstraße besser fließt, werden die Linksabbiegespuren zum Lidl aufgegeben zugunsten eines durchgängigen zweiten Fahrstreifens in Richtung Kreisel.

Für 2020 ist geplant, die B-27-Rampe von Echterdingen kommend umzubauen. Die Busbucht wird aufgegeben, stattdessen gibt es künftig einen doppelten Rechtsabbiegestreifen und eine einfache Haltestelle am Fahrbahnrand. Für 2020 ist auch vorgesehen, durchgängig Radfahrstreifen zu markieren. Für Fußgänger werden breitere Bürgersteige, sogenannte Gehwegnasen, gebaut und Zebrastreifen aufgemalt, damit sie die Straße sicherer queren können. Doch auch das hat seinen Preis – in Form von Parkplätzen, auf der Schelmenwasenstraße fallen 56 weg.

Die Umbaumaßnahmen haben nur provisorischen Charakter

Die Fachverwaltung sieht das alles zunächst als Versuch an. Das Verkehrsgeschehen müsse weiter beobachtet werden. Insbesondere bleibe abzuwarten, wie sich die Wartezeiten für die Betriebe auf der Nord-Ost-Seite des Gebiets entwickeln, also für die Mitarbeiter der EnBW.

Darum haben die Umbaumaßnahmen zunächst nur provisorischen Charakter: Straßen werden neu markiert, Schilder aufgestellt und nicht mehr erwünschte Durchfahrten werden mit kleineren Plastikbaken, sogenannten Klemmfix, zugemacht. Finanziert werden die Maßnahmen aus Pauschalmitteln des Tiefbauamts und aus im Haushalt bereits zur Verfügung gestellten Mitteln für die Förderung des Fuß- und Radverkehrs.

Wenn das alles nicht hilft, muss der Kreisverkehr umgebaut werden. Entweder zu einem teilweise zweispurigen Kreisel oder zu einer Kreuzung mit Ampeln. Allerdings erfordern beide Varianten neues Planrecht und Eingriffe in benachbarte Privatgrundstücke. Und das dauert.

Neue Schnellbuslinie soll Entlastung bringen

Darum hoffen die Verkehrsplaner, dass auch die Verbesserung der Bus- und Bahnverbindung die Straßen in dem Gewerbegebiet entlastet. Die Stuttgarter Straßenbahnen AG will zum Fahrplanwechsel die Schnellbuslinie X7 einrichten. Sie fährt werktags im 30-Minuten-Takt von Harthausen über Bonlanden, Plattenhardt und Stetten und dann via B 27 ins Gewerbegebiet Fasanenhof-Ost. Von dort aus geht es weiter zur Landhauskreuzung und nach Degerloch. Von 2022 an soll die U 6 zudem bis zum Flughafen fahren.

Die Möhringer Bezirksbeiräte votierten einstimmig für die Umsetzung der vorgestellten Sofortmaßnahme. Bei den Plänen für die Umgestaltung der Schelmenwasenstraße waren sie uneins. Das bürgerlich-konservative Lager kritisierte, dass in einem Gewerbegebiet Parkplätze zugunsten von Radfahrstreifen und breiteren Gehwegen wegfallen sollen und zudem Fahrbahnbreiten reduziert werden. Am Ende der Diskussion stimmten acht Lokalpolitiker dafür und sieben dagegen.