Noch wirbt die Stadt Waldenbuch großflächig für den Verkauf der Gewerbegrundstücke im Bonholz III. Interessenten haben jedoch keinen Chance mehr. Foto: Claudia Barner

Der Schokoladenhersteller will expandieren und investiert sechs Millionen Euro in den Kauf des Gewerbegebiets Bonholz III und angrenzender Ackerflächen.

Waldenbuch - Schneller kann man ein Gewerbegebiet nicht vermarkten. Die Stadt Waldenbuch hat sämtliche Grundstücke der Erweiterungsfläche Bonholz III en bloc verkauft. Der neue Besitzer des Areals ist stadtbekannt. Der Schokoladenhersteller Ritter Sport hat sich zum Gesamtpreis von sechs Millionen Euro 4,4 Hektar Gewerbefläche und einen Hektar Ackergrund als strategische Erweiterungsfläche gesichert. Rechtskräftig werden die Verträge jedoch erst, wenn ein gültiger Bebauungsplan vorliegt, der den Erfordernissen des neuen Produktionsstandorts entspricht. Im Frühjahr 2014 soll es soweit sein.

Bürgermeister Michael Lutz hatte den „großen Coup“ schon vor Tagen angekündigt, ohne konkret zu werden. In der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend nun präsentierte er mit Vertretern von Ritter Sport die Erweiterungspläne des größten Gewerbesteuerzahlers der Stadt. „Das ist ein guter Tag für Waldenbuch“, sagte der Rathauschef. Die Anfrage des Schokoladenfabrikanten kam zur rechten Zeit. Denn: Nach Abschluss der Erschließungsarbeiten im ursprünglich auf 3,8 Hektar festgelegten Gewerbegebiet waren die erhofften Interessenten aus den Bereichen Handwerk und Mittelstand ausgeblieben. „Wir hatten im vergangenen halben Jahr keine konkreten Anfragen“, bestätigt Hauptamtsleiter Hubert Rüdenauer.

Auslastung im Stammwerk an der Grenze

Nun also sollen beide Seiten profitieren. Die Stadt stärkt ihre Position als Wirtschaftsstandort und das Unternehmen kann im Umfeld des bereits bestehenden Werks für die Zukunft planen. Notwendig wird die Erweiterung der Produktion vor allem durch die internationalen Wachstumsmärkte in Russland, Dänemark, den USA und Italien. „Wir haben sehr gute Prognosen im Bereich der Tafelschokolade“, sagte Andreas Ronken, der Geschäftsführer Produktion und Technik. Da die Auslastung im Stammwerk grenzwertig und eine Erweiterung dort betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll sei, habe man nach einem neuen Standort gesucht.

Das Areal Bonholz III bietet langfristige Perspektiven. Das Unternehmen plant vier Ausbaustufen, die über die Jahre hinweg entwickelt werden könnten. In einem ersten Schritt soll im westlichen Teil ein 13,5 Meter hohes Gebäude entstehen, das parallel zum Hang verläuft und Platz für zwei Eintafel-Anlagen bietet. Durch seitliche Anbauten besteht die Möglichkeit, eine dritte Anlage zu integrieren. Erst im Anschluss daran ist im östlichen Bereich des Grundstücks an den Bau einer Fertigungseinheit für die Herstellung von Schokoladenmasse sowie den Bau einer Rösterei gedacht. Dort wäre eine Gebäudehöhe von 30 Metern erforderlich.

Wie sich die Gebäude in die Landschaft einfügen, welche Belastungen durch Verkehr, Geruch oder Lärm entstehen und welche Aspekte des Umweltschutzes beachtet werden müssen, wird in den nächsten Monaten im Zuge des Bebauungsplanverfahrens ermittelt und geprüft. Die Änderung wird nötig, weil sich die Nutzungsvorstellungen der Firma Ritter mit der bestehenden Ausweisung als Gewerbegebiet nicht umsetzen lassen.

Stadt weiß um mangelnden Branchenmix

„Für ein Bauvorhaben dieser Größe wäre eigentlich ein Industriegebiet erforderlich“, klärt Hauptamtsleiter Rüdenauer auf. Da eine solche Umwidmung auch Raum für Gewerbeformen bietet, die man in Waldenbuch nicht wünscht, haben sich Stadt und Investor auf die Ausweisung der Fläche als Sondergebiet „Schokoladenfabrik“ geeinigt. „Damit ist der Gebietscharakter klar definiert“, unterstrich Technik-Experte Ivo Buncuga für die Firma Ritter. Die Gemeinderäte sprachen sich geschlossen für den Aufstellungsbeschluss aus und äußerten große Sympathie für die Erweiterungspläne des größten Arbeitgebers vor Ort. SPD-Rat Ulrich Doster fasste zusammen: „Waldenbuch braucht Ritter und Ritter braucht Waldenbuch.“

Bei aller Euphorie sind sich Verwaltung und Ratsgremium darüber im Klaren, dass der Großeinkauf von Ritter im Gewerbegebiet kleineren und mittelständischen Betrieben den Weg nach Waldenbuch zunächst einmal verbaut. Für Bonholz III soll deshalb so schnell wie möglich Ersatz geschaffen werden. Das Augenmerk hat die Kommune auf ein 1,6 Hektar großes Gelände im vorderen Teil des Gewerbegebiets gerichtet, das unter dem Namen „westlich Bauhof“ im Flächennutzungsplan als Gewerbefläche ausgewiesen ist. „Der mangelnde Branchenmix ist ein Thema. Wir wollen deshalb auf absehbare Zeit neue Flächen schaffen“, sagt Hubert Rüdenauer.