Die Polizei setzt auf massive Präsenz. Nicht nur wie hier beim Prozess in Stuttgart, sondern auch im Kreis Ludwigsburg. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Schüsse in der Fußgängerzone, Schlägereien in einer Gaststätte: Die Anhänger des türkischen Boxclubs Osmanen Germania und ihre kurdischen Gegner schlagen wieder zu. Die Polizei reagiert darauf mit Härte.

Ludwigsburg - Während in Stuttgart der große Prozess gegen führende Mitglieder des nationaltürkischen Boxclubs Osmanen Germania BC läuft, häufen sich im Kreis Ludwigsburg wieder gewaltsame Auseinandersetzungen. Dabei treffen die Osmanen-Anhänger manchmal auf ihre kurdischen Gegner, es gibt aber auch Streitigkeiten untereinander. Mit einer deutlichen Verstärkung ihrer Präsenz reagiert das Polizeipräsidium Ludwigsburg auf die erneute Verschärfung der Lage.

Seit Anfang des Jahres registrierte das Polizeipräsidium allein in der Ludwigsburger Innenstadt fünf gewalttätige Auseinandersetzungen und drei weitere in Bietigheim-Bissingen, Kornwestheim und Stuttgart-Feuerbach. So kam es am 16. April gegen 19 Uhr in der Ludwigsburger Fußgängerzone zu einen bedrohlichen Situation, bei der sogar ein Schuss abgegeben wurde. Am 19. April fand gegen 22.20 Uhr in einem Imbiss am Schillerplatz eine weitere gewalttätige Auseinandersetzung statt: Ein 36-Jähriger wurde dabei von einem 27-Jährigen verletzt, der das Lokal zusammen mit mehreren Begleitern aufgesucht hatte. Dabei soll neben einem Schlagstock auch Reizgas eingesetzt worden sein.

Polizei setzt auf Null Toleranz

Der Verdächtige wurde mit vier Begleitern noch in Tatortnähe festgenommen und sitzt in Haft. „Nach unseren Erkenntnissen liegen den feindseligen Auftritten auch gruppeninterne Streitigkeiten zu Grunde, bei denen kriminelle Aktivitäten eine Rolle spielen können“, ergänzt Frank Spitzmüller, der Leiter der Kriminalpolizei. Man werde die Ermittlungen bei derartigen Gewaltdelikten mit allem Nachdruck vorantreiben, egal, ob sie innerhalb einer Gruppe stattfänden oder gegen andere Gruppierungen gerichtet seien.

Das unterstreicht auch der Polizeipräsident Frank Rebholz. „Wir werden es auf keinen Fall hinnehmen, dass Gruppierungen gleich welcher Färbung ihre Konflikte öffentlich austragen und dabei auch eine Gefährdung unbeteiligter Dritter in Kauf nehmen“, erklärt er. Zwar sind die Reihen der Osmanen durch die Verhaftungswelle geschwächt, doch die Polizei stellt in diesen Tagen vermehrt fest, dass die Konflikte dadurch nicht beendet sind. „Darum werden wir mit aller Entschiedenheit nachlegen, um diese gewaltbereite Szene möglichst nachhaltig auszutrocknen“, sagt Rebholz.

Der Osmanen-Prozess in Stuttgart wird am Montag fortgesetzt, angeklagt sind die obere Führungsebene sowie der Präsident der Stuttgarter Ortsgruppe.